MKL1888:Damiens

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Damiens“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 4 (1886), Seite 438
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Damiens. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 4, Seite 438. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Damiens (Version vom 06.06.2021)

[438] Damiens (spr. damjä́ng), Robert François, bekannt durch den Mordversuch gegen Ludwig XV., geb. 9. Jan. 1715 zu Tieuloy bei Arras, war Schlosserlehrling, dann Soldat, desertierte zweimal, kam als Bedienter nach Paris und sammelte hier in einem Jesuitenkollegium einige Kenntnisse. Infolge eines Diebstahls flüchtig, trieb er sich fünf Monate lang unter allerlei Namen in der Gegend von Dünkirchen und Brüssel umher und kam, körperlich und geistig geschwächt, besonders durch häufiges Opiumessen, im Dezember 1756 nach Paris zurück. Der allgemeine Tadel, welchen damals die Regierung Ludwigs XV. und besonders sein despotisches Verfahren gegen das Parlament erfuhr, versetzte D. in eine außerordentliche Aufregung; fast wahnsinnig rannte er 3. Jan. 1757 nach Versailles, wartete 5. Jan. die Ausfahrt des Königs nach Trianon ab und versetzte diesem, hinter einer Säule vorspringend, einen Messerstich in die rechte Seite. In den Verhören und unter den wiederholten Qualen der Folter leugnete er jede Mitwissenschaft andrer und blieb dabei, daß er den König nicht habe töten, sondern nur auf bessere Gedanken bringen wollen. Dennoch wurde er 28. März 1757 auf dem Grèveplatz zu Paris, nachdem ihm die rechte Hand durchstochen und bei einem gelinden Feuer verbrannt worden war, mit glühenden Zangen gezwickt, von vier Pferden zerrissen und zuletzt verbrannt. Seine ganze Verwandtschaft wurde auf ewig aus Frankreich verbannt und das Haus, in welchem D. geboren war, niedergerissen.