MKL1888:Degen
[615] Degen (v. franz. Dague), ursprünglich eine Waffe der Ritter: langer Dolch mit dreischneidiger Klinge, der an der Seite getragen ward; im 16. Jahrh. schon häufig mit Schwert gleichgestellt; jetzt ein Seitengewehr (vorzugsweise Stoßwaffe, als solche leicht und kunstvoll zuerst Ende des 15. Jahrh. in Toledo gefertigt) mit gerader, schmaler, langer Klinge, die sich durch die gerade Form vom Säbel, durch die schmale, lange, an der Spitze, öfters auch in der ganzen Länge zweischneidige Klinge vom Pallasch unterscheidet. Die Klinge ist mit einem Korbgefäß versehen, das häufig nur einen vom Stichblatt zum Knopfe führenden Bügel hat, die Scheide, meist aus Leder, zuweilen aus Metall gefertigt, mit einem Beschlag. Der D. wurde seit dem 16. Jahrh. von der ganzen europäischen Kavallerie wie den Pikenieren und Musketieren getragen. Gegenwärtig ist er als Pallasch (s. d.) bei den Kürassieren und als Offiziersdegen bei den preußischen Fußtruppen, mit Ausnahme der Jägeroffiziere und Offiziere bei den Füsilieren, vertreten. Der preußische Offiziersdegen ist als Stoßdegen konstruiert mit 75–80 cm langer, einschneidiger, an der Spitze auch auf dem Rücken zugeschliffener Klinge und wiegt 0,75 kg; der Kürassierdegen hat eine Klinge von etwa 1 m und wiegt 2 kg. Der D. gehört auch zur Uniform der obern Militär- und Staatsbeamten; letztere tragen am D. ein goldenes, Offiziere ein silbernes Portepee. Früher gehörte der D. zum Anzug jedes Gebildeten und wurde als dreischneidiger Galanteriedegen mittels des Degenhakens in dem Bunde der kurzen Beinkleider oder mittels einer über das Kleid gehenden Degenkuppel über der Schulter getragen. Jetzt trägt man den D. entweder an einem um den Leib gegürteten oder unter der Uniform an einem über die Schulter gehenden Degengehenk.
Degen, im Altdeutschen s. v. w. Knabe, auch Diener oder Gefolgsmann, schließlich, wie noch jetzt, s. v. w. Held, tapferer Kriegsmann. Das Wort hat mit dem gleichlautenden, die Waffe bezeichnenden Wort nichts gemein.