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MKL1888:Dessalines

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Dessalines“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Dessalines“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 4 (1886), Seite 714
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Dessalines. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 4, Seite 714. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Dessalines (Version vom 09.06.2021)

[714] Dessalines (spr. -lihn), Johann Jakob, unter dem Namen Jakob I. Kaiser von Haïti, geb. 1758 in Les Cormiers auf Haïti als Negersklave, machte sich bei der Erhebung der Insel als Adjutant Toussaint L’Ouvertures durch Tapferkeit und Grausamkeit einen Namen. Als hierauf nach dem Frieden von Amiens der Erste Konsul den General Leclerc zur Wiedereroberung der Insel sandte, erhielt D. den Oberbefehl im Westen der Insel und führte gegen die Franzosen längere Zeit einen kleinen Krieg, mußte aber 1. Mai 1802 sich zum Frieden bequemen. D. blieb General in französischen Diensten und erhielt das Gouvernement im Süden der Insel. Als aber General Rochambeau, der Nachfolger Leclercs, gegen die Neger mit großer Strenge auftrat, vereinigte sich D. mit Christophe, nahm durch einen Eilmarsch ein Korps Franzosen gefangen, die er aufhängen ließ, belagerte die Stadt Cap Haïti und brachte es im Verein mit einer englischen Flottille, welche die Stadt von der Seeseite einschloß, dahin, daß Rochambeau 19. Nov. 1803 die Stadt mit allen Kriegs- und Mundvorräten übergeben und mit seinen Truppen die Insel verlassen mußte. D. proklamierte nun die Unabhängigkeit der Insel, die ihren alten Namen Haïti wiedererhielt. Im Januar 1804 ernannte ihn eine von allen Offizieren unterschriebene Erklärung auf Lebenszeit zum Generalgouverneur der Republik mit der Gewalt, Gesetze zu geben, Krieg und Frieden zu beschließen und seinen Nachfolger zu bestimmen. Sogleich forderte er durch einen wütenden Aufruf Volk und Heer zur Vertilgung aller noch auf der Insel lebenden Franzosen auf und führte selbst seinen Befehl aufs schonungsloseste aus. Darauf brach er im April 1804 nach dem spanischen Teil der Insel auf, um auch diesen, namentlich die Stadt Santo Domingo, zu unterwerfen. Aber der von ihm gehoffte Sklavenaufstand erfolgte nicht, und als noch dazu französische Schiffe mit Mannschaft sich näherten, sah er sich genötigt, die Belagerung aufzuheben. Dafür führte er nach seiner Rückkehr eine neue Staatsverfassung ein, welche die Republik in eine Monarchie verwandelte und alle Gewalt in seine Hände legte, und ließ sich 8. Dez. 1804 auf dem Marsfeld von Port au Prince unter dem Namen Jakob I. feierlich zum Kaiser des haïtischen Reichs krönen. Indessen übte er gegen alle Einwohner ohne Unterschied einen so zügellosen Despotismus, daß Christophe und Pétion 1805 einen Aufstand gegen ihn anstifteten, in dem er 17. Okt. 1806 ermordet wurde.