MKL1888:Devaux
[913] Devaux (spr. dö̆woh), Paul, belg. Staatsmann, geb. 20. April 1801 zu Brügge, betrat 1820 die advokatorische Laufbahn und nahm seitdem den lebhaftesten Anteil an den auf die politische Befreiung Belgiens gerichteten Bestrebungen. Als Mitredakteur des Oppositionsblattes „Politique“ vertrat er die Idee der Union zwischen den Liberalen und den Katholiken gegen die Herrschaft der Oranier. Während der Revolution selbst vertrat er im Kongreß den republikanischen Tendenzen gegenüber die konstitutionelle Monarchie als das einzige Mittel zur festen Organisation Belgiens und entwarf mit Nothomb die Verfassung. Im zweiten Ministerium des Regenten Surlet de Chokier war er im März 1831 Staatsminister ohne Portefeuille, brachte die Ernennung des Prinzen Leopold zum König der Belgier vorzüglich mit in Anregung und wirkte im Juni 1831 als Kommissar bei der Londoner Konferenz wesentlich mit zur Beseitigung der Schwierigkeiten, welche sich der Annahme der Krone von seiten des Prinzen entgegenstellten. Nach der Erhebung desselben zum König der Belgier zog er sich von den Staatsgeschäften zurück und blieb nur noch Mitglied der Kammer der Abgeordneten. Im J. 1839, als es sich um die definitive Annahme der 23 Artikel handelte, erklärte sich D. im Nationalinteresse für die Annahme derselben. Gleichzeitig mit dem Aufkommen des Ministeriums Lebeau-Rogier 1840 gründete er die für den Liberalismus tonangebende „Revue nationale“. 1863 unterlag er bei den Wahlen in Brügge dem katholischen Gegner und zog sich seitdem ganz vom politischen Schauplatz zurück. Er blieb bloß Mitglied des Gemeinderats von Brügge, bis er 1875 erblindete, und starb 30. Jan. 1880. Seit 1846 war er Mitglied der belgischen Akademie. Er schrieb: „Études politiques sur l’histoire ancienne et moderne et sur l’influence de l’état de guerre et de l’état de paix“ (Par. 1875) und „Études politiques sur les principaux événements de l’histoire romaine“ (Brüss. 1880, 2 Bde.). Vgl. Juste, Paul D. (Brüss. 1881).