MKL1888:Didymoi

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Didymoi“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 4 (1886), Seite 948
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Didymoi. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 4, Seite 948. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Didymoi (Version vom 11.06.2021)

[948] Didymoi (Didymi, griech.), Zwillinge; auch die Hoden; didymisch, gezwillingt, doppelt.

Didymoi, im Altertum Ort im Gebiet von Milet, 18–20 Stadien vom Meer und dem Hafen Panormos, wohin eine mit Sphinxen und sitzenden Statuen geschmückte Straße führte. Hier war ein uraltes Orakel des Apollon, welcher davon den Beinamen Didymeus führte, das berühmteste nach dem delphischen, von Kreta aus gegründet, Sitz des Priestergeschlechts der Branchiden. Die Perser zerstörten den Tempel 494 v. Chr. Der bald darauf von den Milesiern wieder angefangene, aber nie ganz vollendete Neubau wird rücksichtlich seiner Größe und Pracht den Tempeln zu Eleusis und Ephesos an die Seite gestellt. Von ihm stehen nur noch zwei 19 m hohe Säulen mit dem Architrav, alles übrige ist ein Trümmerhaufe. Noch zur Zeit des Kaisers Julianus erteilte man hier Orakel. Ruinen von D. beim heutigen Geronta. Die nach dem Hafen führende „heilige Straße“ hat in der Neuzeit Newton untersucht, der einige der Sitzbilder nach England brachte. Es sind Beispiele der ältesten ionischen Skulptur, welche an die assyrischen Bildwerke des 9. und 10. Jahrh. v. Chr. erinnern.