MKL1888:Dresden

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Dresden“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 5 (1886), Seite 141148
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Dresden. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 5, Seite 141–148. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Dresden (Version vom 02.09.2023)

[141] Dresden (hierzu der Stadtplan), Residenz und Hauptstadt des Königreichs Sachsen sowie Hauptort der gleichnamigen Kreishauptmannschaft (s. unten, S. 148),

Wappen von Dresden.

wegen ihrer anmutigen Lage (105,5 m über der Ostsee) und ihrer Kunstschätze von Herder das „deutsche Florenz“ genannt, liegt in einer reizenden Thalsohle an beiden Ufern der Elbe, welche hier einen nach SW. vorspringenden Bogen bildet und in und bei der Stadt den Prießnitz- und Kaitzbach sowie den Weißeritzfluß aufnimmt. An das rechte Elbufer reichen Berghöhen, teils mit Rebengeländen und Villen, teils mit der im N. und NO. der Stadt sich erstreckenden „Dresdener Heide“, einem Kiefernwald, bedeckt, ziemlich nahe heran; auf dem linken Ufer aber treten die letzten nördlichen Ausläufer des Erzgebirges: die Räcknitzer und Golberodaer Höhen und die Berge des Plauenschen Grundes,

[Ξ]

DRESDEN.
Maßstab 1 : 27.000.
Alaun-Platz C2
Albert-Brücke D4
Albert-Platz C3
Albert-Stadt CD1
Albert-Theater C3
Alt-Stadt BC4
Alt-Markt C5
Annen-Kirche B5
Annen-Kirchhof, Sankt B5
Antons-Platz C5
Antons-Stadt CD2,3
Arsenal CD1
Artillerie-Kaserne B1
Augustus-Brücke C4
Bautzener Straße CD3
Berliner Bahnhof A5
Bismarck-Platz C6
Böhmischer Bahnhof C6
Botanischer Garten C4,5
Brühlsche Terrasse C4
Bürgerwiese CD5,6
Dippoldiswalder Platz C5
Dreikönigskirche C3,4
Elias-Platz D4
Ferdinand-Platz C5
Fischhof-Platz B5
Frauen-Kirche C4,5
Freiberger Platz B5
Friedhof BC2
Friedhof, Katholischer A1
Friedhof, Neustädter B1
Friedhof, Trinitatis- E3,4
Friedrich-Stadt A4,5
Gasanstalt BC3,B5
Georg-Platz C5
Griechisch-kathol. Kapelle C6
Großenhainer Platz B2
Großer Garten, Königl. DE5
Grunaer Straße DE5
Gymnasium D3
Gymnasium, Vitzthumsches C5
Helbigs Restaurant C4
Hofkirche, Katholische C4,5
Hoftheater BC4
Hohenthal-Platz A4,5
Holbein-Platz D4
Hospital-Platz C4
Infanterie-Kasernen DE2
Jäger-Kaserne D4
Japanisches Palais B4
Johannis-Kirche D4
Johannis-Platz ED5
Jüdischer Kirchhof E3,4
Justiz-Gebäude D4
Kadetten-Haus D1,2
Kaiser-Wilhelm-Platz BC4
Karola-Allee DE2
Karola-Brücke D2
Kasernen D4, C2, BC1, DE2
Katholische Kap. C3
Katholische Hofkirche C4,5
Katholischer Friedhof A4
Kavallerie-Kaserne BC1
Königliches Schloß C4,5
Königsbrücker Platz C2
Königs-Platz C1,2
Körner-Denkmal C5
Krankenhaus A4
Kreuz-Kirche C5
Kurfürsten-Platz CD3,4
Leipziger Bahnhof B3
Leipziger Vorstadt A–C2,3
Lindenau-Platz CD6
Linkesches Bad D3
Loge B5
Marien-Brücke B4
Markt, Neustädter C4
Marstall, Königlicher B4
Moltke-Platz C5,6
Museum (Zwinger) B5
Neu-Markt C5
Neu-Stadt BC4
Onkel Toms Hütte A3
Ostra-Allee B4,5
Ostra-Gehege, Großes A3,4
Ostra-Gehege, Kleines B4
Packhof B3,B4
Panorama C6
Pestalozzi-Stift D2
Pillnitzer Straße DE4
Pionier-Kaserne C2
Pirnaische Vorstadt D4,5
Pirnaischer Platz C5
Polytechnikum C6
Pontonschuppen C4
Post BC5
Prager Straße C5,6
Prinz Georgs Palais D5
Real-Schule B5
Reformierte Kirche C5
Residenz-Theater D5
Sachsen-Platz D4
Schiller-Schlößchen E2
Schlesischer Bahnhof BC3
Schloß, Königliches C4,5
Schloß-Straße C5
Schützen-Kaserne C2
Schützen-Platz B4,5
See-Straße C5
See-Vorstadt CD6
Seminar A4,5,B5
Sophien-Kirche BC5
Stern-Platz B5
Strehlen E6
Strießener Platz E4
Synagoge C4
Taubstummen-Anstalt B6
Telegraphen-Amt C5
Theater-Platz C4
Trachenberge A1
Train-Kaserne B1
Trinitatis-Friedhof B3,4
Turnhalle B5
Villa, Königl. (Strehlen) E6
Vitzthum-Gymnasium C5
Vogelwiese E3
Vorstadt, Pirnaische D4,5
Waldschlößchen-Brauerei E2
Wettiner Straße B5
Wilsdruffer Straße C5
Wilsdruffer Vorstadt B4–6
Zeughaus C4
Zoologischer Garten DE6
Zwinger B5

[142] etwas weiter zurück. D. liegt unter 51°3′ nördl. Br., 13°20′ östl. L. v. Gr. Das Stadtgebiet umfaßt bei einer Ausdehnung der Flurgrenze von 49,4 km eine Fläche von 2889,82 Hektar; davon kommen 2121,01 Hektar auf die links der Elbe gelegenen Stadtteile (1481,47 Hektar auf die Altstadt mit der Pirnaischen, See- und Wilsdruffer Vorstadt und 639,54 Hektar auf die von der erstern durch die Weißeritz getrennte Friedrichstadt) sowie 768,81 Hektar auf die Stadtteile des rechten Elbufers, die Neustadt und Antonstadt mit den Scheunenhöfen und der Vorstadt Neudorf. Der rechts der Elbe gelegene Stadtteil (früher „Alten-Dreßden“ genannt und geschrieben, seit 1732 „Neustadt“ genannt) ist der ältere, eine Sorbenkolonie und erst seit 1549 mit dem neuern Stadtteil links der Elbe (früher „Neu-Dreßden“, später „Altstadt“ genannt) zu Einer Stadt vereinigt. 1880 betrug bei Einrechnung des selbständigen Gutsbezirks Albertstadt (s. unten) die Gesamtzahl der bewohnten Grundstücke 6741, die der bewohnten Gebäude 8493. Die Physiognomie der Stadt ist diejenige einer blühenden Residenz- und werdenden Großstadt, einer durch Fremdenverkehr und Industrie emporstrebenden Handelsstadt.

Die Neustadt und ihre Bauten.

Eine Wanderung durch die Stadt beginnt von den beiden vor dem Leipziger Thor in der Neustadt nahe bei einander gelegenen Bahnhöfen der Leipziger und Schlesischen Eisenbahn aus. Unser Weg führt uns sogleich auf den Palaisplatz, auf welchem das von Friedrich August I. erworbene Japanische Palais, mit Garten, steht. In demselben befinden sich die Antikensammlung (Augusteum), die meist Arbeiten aus der römischen Kaiserzeit enthält (Hauptwerke: eine archaisierende Athene und weibliche Porträtstatuen aus Herculaneum), und die königliche Bibliothek, die 3–400,000 Bände gedruckte Bücher, 3000 Handschriften (Prachtstücke: die älteste bekannte slawische Bibel in böhmischer Sprache aus dem 14. Jahrh., die vier Evangelien in griechischer Sprache aus dem 13. Jahrh., der Codex Boernerianus, ein äthiopischer Kodex, ein Sanskritfragment auf Palmblättern, der Koran Sultan Bajesids II., Prachtkodex eines türkischen Gedichts in 28 Folioblättern etc.), 2000 Inkunabeln und 20,000 Landkarten enthält (vgl. Falkenstein, Beschreibung der königlichen öffentlichen Bibliothek, Dresd. 1839). Vom Palaisplatz, in dessen Nähe Th. Körners Geburtshaus (mit dem von E. Peschel angelegten, von der Stadt erworbenen Körner-Museum, mit den Medaillonreliefs von Körner und Schiller geschmückt) steht, gelangt man bald auf den Neustädter Markt, mit dem kolossalen, aus Kupfer getriebenen und vergoldeten Reiterstandbild Augusts II. (einem Werk Wiedemanns, 1736 errichtet). Von da zieht sich nach links bis zum Alberts-, früher Bautzener Platz die Neustädter Hauptstraße, mit einer Baumallee in der Mitte, an der das Neustädter Rathaus, die lutherische Dreikönigskirche mit neuem Turm und die neue katholische Neustädter Kirche mit zwei Türmen liegen.

Wir wenden uns rechts nach der Alten Elb- oder Augustusbrücke, welche zur Altstadt hinüberführt. Wohl schon im 12. Jahrh. aus Stein gebaut (1287 zuerst erwähnt), dann 1344 erneuert, hat sie ihre jetzige Gestalt 1727–29 erhalten. Sie enthält 17 Pfeiler mit 16 Bogen, hat eine Fahrbahnlänge von 402 m, eine Kronbreite von 11,04 m und bietet eine schöne Aussicht auf die Altstadt und in das Elbthal. Rechts, etwa 100 Schritt unterhalb, führt die auch für Fußgänger und Wagenverkehr eingerichtete Eisenbahn- oder Marienbrücke (1846–51 erbaut, mit 12 je 28,32 m weiten Bogen in Korblinienform) über den Strom, welche die Verbindung der auf beiden Elbufern belegenen Bahnhöfe bewirkt. Die Albertbrücke, 1875–77 erbaut, überbrückt den Strom 1500 m oberhalb der Alten Elbbrücke mit 14 steinernen Bogen und besitzt bei einer Kronbreite von 18 m eine Länge von 316 m.

Die Altstadt und ihre Bauten.

Der Alten Elbbrücke gerade gegenüber steht das königliche Schloß, in seinem ältesten Teil 1534 von Herzog Georg erbaut (daher Georgenschloß genannt) und von August II. erweitert. Es nimmt einen Raum von 1300 Schritt im Umfang ein, ist aber als Bauwerk wegen seiner allmählichen Entstehung in verschiedenen Epochen von geringer Bedeutung. Es hat drei Hauptthore, unter denen das sogen. grüne Thor mit einem bis zum Knopf 101 m hohen Turm, dem höchsten von D., geschmückt ist. Das Schloß besteht aus der nach der Brücke hingekehrten Hauptfronte, zwei Flügeln und mehreren Zwischen- und Seitengebäuden und steht durch bedeckte Gänge mit der katholischen Kirche und dem Prinzenpalais (1715 für die Gräfin Cosel erbaut, 1844 und 1849 mehrfach erweitert) in Verbindung. Die fensterlose Rückwand des östlichen Flügels in der Augustusstraße ist durch eine große Sgraffitomalerei von Walther, einen Triumphzug der sächsischen Fürsten vom Mittelalter bis auf die Gegenwart darstellend, verziert worden. Der Thronsaal, geschmückt mit Fresken von Bendemann, bildet ein Rechteck, an dessen einer Seite um den Thron herum in flach vertieften Wandfeldern auf Goldgrund die Gestalten der vorzüglichsten Gesetzgeber und Regenten (von Moses bis Maximilian I.) in kolossalen Figuren dargestellt sind. Im Erdgeschoß des größern Schloßhofs befindet sich das Münzkabinett und neben diesem das Grüne Gewölbe, die kostbarste Sammlung von Schmuck und Kunstarbeiten: Elfenbeinschnitzereien, getriebene Arbeiten in Silber und Stahl, Emails, florentinische Mosaiken, reichverzierte Waffen aus verschiedenen Epochen, wertvolle Steine (darunter der größte Onyx der Welt, mit weißem Rande, der, 17,4 cm hoch, 5,6 cm breit, auf 144,000 Mk. geschätzt wird), eine Diamantenkette, der Hof des Großmoguls Aurengzib in 132 goldenen Figuren (von Dinglinger), eine Hutagraffe von Brillanten mit einem grünen, 1742 für 400,000 Thlr. erkauften Diamanten von 160 Gran, kostbare Kleinodien und unzählige andre Erzeugnisse der Kunstindustrie, vornehmlich des 17. und 18. Jahrh. An der Westseite des Schlosses befindet sich die Hauptwache (von Schinkel) und mehr nach der Elbbrücke zu die katholische Hofkirche, 1739–56 unter August III. nach dem Plan des Italieners Gaetano Chiaveri aus Pirnaer Sandstein im Renaissancestil erbaut. Sie besteht aus einem ovalen Hauptschiff und zwei Nebenschiffen. Der Turm ist bis zur Mitte des Kreuzes 91 m hoch und besteht aus drei von Säulen getragenen Stockwerken. Die Brüstungen der doppelten Galerie des Kupferdaches sind mit 59 aus Sandstein gearbeiteten Statuen von Heiligen geziert. Das Gemälde über dem marmornen Hochaltar ist die Himmelfahrt von Mengs. Die Orgel (2896 Pfeifen) ist das größte und letzte Werk Silbermanns. Rechts stößt an das Schloß und die Hofkirche der Theaterplatz. Auf diesem stand das 1837–41 nach Professor Sempers Entwurf vom Hofbaumeister v. Wolframsdorf erbaute Hoftheater, das 21. Sept. 1869 niederbrannte. Das neue Hoftheater, etwas westlich vom alten, seit 1871 ebenfalls nach einem Entwurf Sempers unter Leitung [143] seines Sohns Manfred in einer Breite von 84 m und einer Länge von 77 m erbaut, ward 2. Febr. 1878 eröffnet und übertrifft das frühere an Großartigkeit.

An der Südseite des Theaterplatzes befindet sich der sogen. Zwinger, 1711–22 nach dem Entwurf von Pöppelmann (s. d.) erbaut und ursprünglich zum Vorhof eines Schlosses bestimmt, das August II. zu bauen beabsichtigte, jedoch wegen Geldmangels unausgeführt ließ. Er bildet ein längliches Viereck, ca. 150 m lang, 90 m breit. Eine lange Galerie mit sechs Pavillons und drei Portalen umschließt auf drei Seiten diesen weiten Raum, in dessen Mitte seit 1843 die Bronzestatue Friedrich Augusts (von Rietschel) aufgestellt ist. Das östliche große Portal mit der daranstoßenden Galerie ward bei dem Dresdener Aufstand 6. Mai 1849 durch eine Feuersbrunst zerstört, jedoch in der alten Weise wiederhergestellt (vgl. Hettner, Der Zwinger in D., Leipz. 1874). Im Zwinger befindet sich die Sammlung der Gipsabgüsse, das sogen. Mengssche Museum, eine reichhaltige Sammlung, welche eine vollständige Geschichte der plastischen Kunst darstellt. Den Stamm derselben bilden die Abgüsse, welche Raphael Mengs um die Mitte des vorigen Jahrhunderts von allen bedeutenden Antiken in Rom und andern Städten Italiens machen ließ. Später wurde dieselbe noch vervollständigt, so 1839 durch Abgüsse der in London befindlichen Bildwerke vom Parthenon in Athen, neuerdings durch die Abgüsse der in Olympia ausgegrabenen Bildwerke. Im Zwinger sind ferner das zoologische und anthropologisch-ethnographische Museum, das mineralogisch-geologische Museum und der physikalisch-mathematische Salon untergebracht.

An der nördlichen, dem Theaterplatz zugewendeten Seite des Zwingers, wo das projektierte Schloß zu stehen kommen sollte, erhebt sich jetzt der Prachtbau des Neuen Museums, 1854 nach Sempers Entwürfen vollendet. Das Hauptportal dieses Gebäudes ist nach der Hofseite in der Art eines römischen Triumphbogens gehalten und mit zahlreichen Bildwerken geziert. Links und rechts stehen in Nischen die kolossalen Statuen Raffaels (s. Tafel „Bildhauerkunst VII“, Fig. 5) und Michelangelos (von Hähnel); weiter auf den Postamenten der vier untern korinthischen Säulen links der heil. Georg und Judith, rechts Siegfried und Simson. Die Attika ist mit frei stehenden Standbildern (Giotto und Holbein, Dürer und Cornelius, von Hähnel und Rietschel) und mit zahlreichen Reliefs geschmückt. Die Gemäldegalerie, welche das Innere des Museums, und zwar das erste und zweite Stockwerk desselben ganz, ausfüllt, enthält an 2400 Bilder, darunter Meisterwerke, wie die Sixtinische Madonna von Raffael, der Goldschmied Morett von Holbein (die berühmte Madonna ist eine Kopie), die heilige Familie von Giulio Romano, die heil. Cäcilia von Carlo Dolci, die büßende Magdalena von Battoni, die Anbetung der Hirten (heilige Nacht) und drei Madonnenanbetungen von Correggio, die Findung Mosis, die Anbetung der Könige und die Verehrung der Madonna von Paolo Veronese, Madonna mit vier Heiligen von Bagnacavallo, der Zinsgroschen von Tizian, die drei Schwestern von Palmavecchio, Abrahams Opfer von Andrea del Sarto, die heilige Familie auf der Flucht von Rotari, die Kartenspieler von Caravaggio, Hagar und Ismael von Baroccio, Christuskopf von Annib. Carracci, Christus mit der Dornenkrone von Guido Reni, Maria von Ägypten von Spagnoletto, die Schweinsjagd, Neptun auf den Wogen, Merkur und Argos von Rubens, die drei Kinder Karls I. von van Dyk, Ruhe auf der Flucht nach Ägypten von F. Bol, Brandopfer des Manoah, Raub des Ganymed und das Doppelbildnis des Künstlers und seiner Frau von Rembrandt, eine Flucht der heiligen Familie (Landschaftsstück) und Acis und Galatea (sizilische Küstengegend) von Claude Lorrain, Schlachten von Wouwerman, die Jagd, das Kloster und der Judenkirchhof von Ruisdael, kleine niederländische Genrebilder von Teniers, Terborch, Netscher, Dou, A. van Ostade, Metsu, Slingeland, Mieris, Lichteffekte von Schalcken, Abraham und Hagar von van der Werff. Den Grund zu der Sammlung legte Herzog Georg, der Gönner Lukas Cranachs; ihre Bedeutung erhielt sie jedoch erst seit 1745 durch August II. und namentlich August III., welcher den größten Teil der Galerie des Herzogs von Modena für 1,200,000 Thlr. kaufte. Am reichsten vertreten sind die Italiener und die niederländischen Meister. Einen Katalog der Gemäldegalerie mit historischer Einleitung bearbeitete J. Hübner (5. Aufl., Dresd. 1884). Das Museum am Zwinger enthält ferner die Sammlung der Kupferstiche und Handzeichnungen (mehr als 400,000 Stiche, Zeichnungen und Skizzen alter und neuer Meister). Neben dem Museum steht seit 1860 ein Erzstandbild des Komponisten M. v. Weber (nach Rietschels Entwurf).

Südöstlich vom Zwinger liegen die evangelische Hof- oder Sophienkirche (1351–57 als Klosterkapelle der Barfüßer erbaut, 1541 von Herzog Heinrich dem Rat überwiesen und 1602 als Sophienkirche geweiht, 1865–69 nach dem Plan des Professors Arnold im gotischen Stil umgebaut und mit zwei je 66 m hohen Türmen versehen) und der Postplatz mit v. Gutschmids Brunnen (auch „Cholerasäule“ genannt), einer nach Sempers Entwurf auf Kosten des Freiherrn v. Gutschmid errichteten, 18 m hohen gotischen Spitzsäule von Sandstein und dem Hauptpostgebäude, von dem nicht weit entfernt das neue, schöne Dienstgebäude der kaiserlichen Oberpostdirektion sich befindet. Rechts von der Alten Elbbrücke erhebt sich die breite, vom Fürsten Repnin 1814 erbaute, mit vier Gruppen von Schilling geschmückte (s. Tafel „Bildhauerkunst IX“, Fig. 5 u. 6) Freitreppe, welche auf die ihrer Aussicht wegen berühmte Brühlsche Terrasse führt, die (ursprünglich Festungswall, 1738 vom Grafen Brühl als Garten zu dem anstoßenden Brühlschen Palais angelegt, 1814 vom Fürsten Repnin verschönert) sich über 400 m weit hoch am Ufer der Elbe hinzieht. Die Aussicht auf den Strom und sein oberes, mit Dörfern, Villen und Weingärten besäetes Thal ist überaus schön. Auf der Terrasse, deren Baulichkeiten einer Umgestaltung entgegensehen, befinden sich die Akademie der Künste, das Ausstellungslokal des Sächsischen Kunstvereins (Brühls Gemäldegalerie), das 1843 vom Hofbaumeister v. Wolframsdorf im Renaissancestil erbaute Caffè reale, das Rietscheldenkmal von Schilling und das 1842 vom vorgenannten Hofbaumeister im Stil des abgebrannten Hoftheaters erbaute große Restaurationsgebäude Belvedere. Mit der hintern Seite stößt die Terrasse an die Hintergebäude des ehemaligen Brühlschen Palais, das in der Augustusstraße nahe dem Schloß liegt. Es wurde 1737 für den Minister Brühl gebaut und enthält mehrere Statuen von Matielli sowie sechs Höfe und einen ehemals prachtvollen Garten. Im Siebenjährigen Krieg bewohnte es Friedrich II., 1813 Kaiser Alexander. Im J. 1851 tagten darin die sogen. freien Konferenzen. Am Ostende der Brühlschen Terrasse steht die 1838–40 im orientalischen Stil von Semper erbaute Synagoge, und dieser gegenüber liegt der [144] botanische Garten, an dessen äußerer Ecke sich das über 300 Jahre alte und 1872 restaurierte Monument des Kurfürsten Moritz befindet.

Wir begeben uns jetzt durch den durch das Schloß führenden Tunnel (das Georgenthor) in den Kern der alten Stadt. Durch die Schloßstraße gelangen wir zunächst auf den großen und schönen Altmarkt, das eigentliche Zentrum der Altstadt. An demselben steht das 1741–45 erbaute Rathaus, das in den Jahren 1862–65 wesentlich umgebaut und erweitert worden ist, und unweit davon die Kreuzkirche, Dresdens erste Pfarr- und Hauptkirche, in welcher 1539 der erste lutherische Gottesdienst gehalten wurde. Zweimal durch Feuer und 1760 durch Bombardement zerstört, ward dieselbe nach dem Plan des Baumeisters Schmidt 1764–85 wieder erbaut, aber erst 1792 eingeweiht. Sie ist 63,5 m lang, 45 m breit, faßt gegen 4500 Menschen und hat einen bis zur Mitte des Kreuzes 96 m hohen Turm mit schönem Geläute (von Weinhold). In der östlichen Hälfte der Altstadt sind noch das Zeughaus (1559–63 erbaut, 1742–47 restauriert, 1885 umgebaut und zur Aufnahme des Hauptstaatsarchivs wie auch von Sammlungen bestimmt) und der Neumarkt mit dem Bronzedenkmal des Königs Friedrich August II. von Hähnel und der imposanten Frauenkirche zu bemerken, vor welcher das 31. Okt. 1885 enthüllte Denkmal Martin Luthers steht. Letztere, in jetziger Gestalt an die Peterskirche in Rom erinnernd, wurde seit 1726 vom Ratszimmermeister Georg Bähr (s. d.) aus Sandsteinquadern erbaut und 1745 vollendet; sie trägt eine mächtige Kuppel, ebenfalls aus Stein, die durch eine Laterne geschlossen wird und 1760 während der Belagerung durch Friedrich d. Gr. den schwersten Bomben widerstand. Die Höhe dieser Kirche beträgt 99,6 m; berühmt ist ihre Orgel von 2602 Pfeifen, ein Werk Silbermanns. Kirchen zählt D. außer den Kapellen im königlichen Schloß und im königlichen Palais überhaupt 15: 9 evangelische, 2 römisch-katholische, eine russische (seit 1874), im russischen Stil mit zahlreichen Kuppeln (am Ende der Reichsstraße), eine reformierte, eine englische und eine amerikanische (Methodisten-) Kirche. In der Nähe der Frauenkirche, am Neumarkt und Judenhof, befindet sich das Museum Johanneum. Dasselbe ist im Ausgang des 16. Jahrh. unter Kurfürst Christian I. als Stallgebäude erbaut und beherbergte später die königliche Gemäldesammlung. Jetzt befinden sich hier nach einem 1872 vollzogenen Umbau des Gebäudes das historische Museum (räumlich verbunden mit der Gewehrgalerie), eine sehr reichhaltige Sammlung von Rüstungen, Waffen und häuslichen Gerätschaften, größtenteils Meisterwerken der Kunstindustrie der deutschen und italienischen Renaissance, sowie die sehr wertvolle Porzellan- und Gefäßsammlung, die gegen 10,000 Stück enthält, darunter namentlich sächsische Porzellane vom Beginn der Industrie an sowie chinesische und japanische Arbeiten.

Die Vorstädte.

Geht man zum Besuch der Vorstädte Dresdens über, so fällt zunächst in der Seevorstadt am Georg-, früher Dohnaplatz das 1864–65 nach dem Plan des Professors Arnold im gotischen Stil neu aufgeführte Kreuzschulgebäude, ein städtisches Gymnasium, mit prachtvoller, reichgeschmückter Fassade, in die Augen. Vor der Kreuzschule steht das nach Hähnels Modell in Bronze gegossene, an 3 m hohe Standbild Theodor Körners (seit 1871). Ebenso bedeutend wie die Kreuzschule ist die in der Wilsdruffer Vorstadt, an der Humboldtstraße, nach dem Plan des Stadtbaurats Friedrich im Renaissancestil ausgeführte Annenrealschule mit Fresken von Diethe. Unweit davon, an der Annenkirche, ist der Annabrunnen mit der von Henze modellierten, in Bronze gegossenen Statue der „Mutter Anna“, bemerkenswert. In der von hier aus nahen Friedrichstadt sind das königliche Hebammen- und Entbindungsinstitut, ein 1869 vollendeter großer und schöner Bau, und das Stadtkrankenhaus (früher das Marcolinische Sommerpalais), in welchem Napoleon I. während des Waffenstillstandes 1813 wohnte, in der Neustadt das am Albertsplatz nach dem Plan des Architekten Schreiber von einem Aktienverein erbaute Albert-Theater sowie endlich das königliche Gymnasium auf dem Platz des frühern sogen. schwarzen Holzhofs die bemerkenswertesten neuern Bauwerke. Seit 1873 ist im N. der Neustadt der selbständige Gutsbezirk Albertstadt entstanden, ein ungeheurer Komplex militärischer Neubauten, welche sich rechts und links hinter dem Alaunplatz an den Ufern der Prießnitz ausdehnen. Am entgegengesetzten Ende der Stadt, hinter dem Böhmischen Bahnhof, hat sich ein weiterer Stadtteil („amerikanisches Viertel“ und „Schweizer Viertel“) gebildet, dessen Mittelpunkt das Gebäude des neuen Polytechnikums am Bismarckplatz ist.

Bevölkerung, Industrie, Handel etc.

Die Zahl der Bewohner betrug 1. Dez. 1880 einschließlich Albertstadt 220,818 (1885: 245,515) und zwar 105,896 männlichen und 114,922 weiblichen Geschlechts. Hierunter befanden sich 8502 aktive Militärpersonen. Dem religiösen Bekenntnis nach waren unter den Bewohnern 200,951 Lutheraner, 1847 Reformierte, 13,864 Römisch-Katholische und 2228 Juden; die übrigen verteilen sich auf eine größere Zahl fremder Konfessionen und das evangelische Dissidententum. Wie alle größern Städte, verdankt auch D. das schnelle Anwachsen seiner Volkszahl der Zuwanderung, und es sind daher auch nicht mehr als 87,362 Einw. oder 39,56 Proz. derselben ortsgebürtig. Der Zuzug erfolgt zumeist aus dem Königreich Sachsen sowie den angrenzenden Kreisen der preußischen Oberlausitz und der Provinz Sachsen.

Die industrielle und kommerzielle Thätigkeit Dresdens ist nicht unbedeutend. Hervorzuheben sind als blühende Industriezweige: die Strohflechterei (1882: 67 Betriebe mit 2543 zum großen Teil zu Hause beschäftigten Personen), die Kunstblumen- und Federschmuckmanufaktur, die Brauerei, die Kunstgärtnerei, die Fabrikation von physikalischen Instrumenten, Chemikalien, Parfümerien und künstlichen Mineralwässern (Dr. Struves berühmte Anstalt), von Leder und Lederwaren, Handschuhen, Lampen, die Droguenappretur, die Eisenindustrie, die Buch- und Steindruckerei (1882: 71 Betriebe mit 1419 beschäftigten Personen), die Tabaksindustrie (1882: 48 Fabriken mit 1638 beschäftigten Personen), die Kakao-, Schokoladen- und Zuckerwarenfabrikation (1882: 7 Fabriken mit 757 beschäftigten Personen), die Herstellung photographischer Papiere (1882: 6 Fabriken mit 156 beschäftigten Personen), die Tapeten-, Spielkarten-, Kunstmöbel-, Siderolith-, Thon- und Fayencewarenfabrikation, der Pianofortebau (1882: 33 Betriebe mit 805 beschäftigten Personen), die Färberei, Glockengießerei, Gold- und Silberwaren-, Sprit-, Seifen- und Nähmaschinenfabrikation (1882: 13 Fabriken mit 899 beschäftigten Personen), der Dampfschiff- und Maschinenbau, die Kammgarnspinnerei. An kommerziellen Anstalten und Vereinen besitzt D. eine Fonds- und eine [145] Produktenbörse, 5 auf Aktien gegründete Banken (darunter die Sächsische Bank, 1865 neugegründet, mit einem Aktienkapital von 30 Mill. Mk.), eine Reichsbankstelle und 5 Filialen auswärtiger Bankinstitute sowie über 40 Bank- und Wechselgeschäfte. Ferner hat hier eine bedeutende Anzahl von Aktiengesellschaften ihren Sitz. Der Verkehr ist durch die hier zusammentreffenden fünf verschiedenen Eisenbahnen (Leipzig-Dresdener, D.-Görlitzer, D.-Bodenbacher, D.-Chemnitzer und D.-Berliner Bahn), die Elbschiffahrt, Elbdampf- und Kettenschleppschiffahrt sowie durch den ungemein starken Zusammenfluß von Fremden außerordentlich belebt. Den Verkehr innerhalb der Stadt und ihren Umgebungen vermitteln außer den Droschken, Fiakern und Omnibussen vor allem die Straßenbahnen, die 1884 auf zehn Linien mit einer Gesamtbetriebslänge von rund 42,3 km über 81/2 Mill. Personen beförderten.

Von den zahlreichen und trefflichen Wohlthätigkeitsanstalten der Stadt sind außer dem schon früher erwähnten Stadtkrankenhaus zu nennen: der 1803 gegründete „Verein zu Rat und That“, die Hohenthalsche Versorganstalt, das katholische Krankenstift, die evangelisch-lutherische Diakonissenanstalt (1844 errichtet), der Frauenverein und der Hilfsverein (seit 1848), zwei Asyle für Obdachlose (seit 1872 und 1883), das städtische Versorghaus und das Asyl für Sieche, das vereinigte Frauenhospital, das Bürgerhospital, das Jekaterinhospital, das Ratswaisenhaus mit Waisenkolonien, die Kinderheilanstalt, Kinderpfleg- und Kinderbewahranstalten sowie das städtische Leihhaus (seit 1768), die städtische Sparkasse und die Johann Meyersche Stiftung zu Herstellung von Arbeiterwohnungen mit einem Grundkapital von 300,000 Mk. Unter Leitung der städtischen Armenbehörde steht auch die Arbeitsanstalt.

Bildungsanstalten.

Für die Pflege des wissenschaftlichen Lebens sowie für Erziehung und Unterricht sorgen zahlreiche treffliche Lehranstalten, vor allen die königliche polytechnische Schule (Hochschule, seit 1828), die in der Entwickelung begriffene staatswissenschaftliche Lehranstalt der Gehe-Stiftung, die Kreuzschule (städtisches Gymnasium, seit dem 13. Jahrh. als Schule bestehend, seit 1539 protestantisch), das königliche Gymnasium in der Neustadt (1874 eröffnet), das mit dem Blochmannschen Institut vereinigte Vitzthumsche Geschlechtsgymnasium (seit 1861, ursprünglich schon 1638 gestiftet) und das neuerrichtete städtische „Wettiner Gymnasium“; 2 städtische Realschulen (die Neustädter seit 1851, schon 1475 als Schule erwähnt, und die Annenrealschule seit 1850, als Chorschule schon 1579 gegründet), die Ratstöchterschule, 26 städtische evangelische Volksschulen (8 Bürger-, 18 Bezirksschulen) und 4 katholische Volksschulen (1 Bürger- und 3 Bezirksschulen), die Handelslehranstalt der Kaufmannschaft, die Gewerbeschule, die Ehrlichsche Gestiftsschule, die israelitische Religionsschule, 2 Schullehrerseminare (das Friedrichstädter seit 1785 und das freiherrlich v. Fletchersche seit 1825) sowie eine große Anzahl zum Teil tüchtiger Privatunterrichts- und Erziehungsanstalten; ferner mehrere Privatinstitute zur Vorbereitung für den Militärdienst, ein königliches Konservatorium für Musik (Pudorsches) und seit 1874 die Gartenbauschule der Gesellschaft „Flora“. Die chirurgisch-medizinische Akademie wurde 1862 geschlossen. Endlich befinden sich in D. das königliche Taubstummeninstitut, die königliche Landesblindenanstalt, die königliche Kunstgewerbeschule, die königliche Baugewerken- und die Tierarzneischule, die königliche Turnlehrerbildungsanstalt, eine Kriegsschule (Kadettenhaus) und ein botanischer Garten. Die 1764 eröffnete Akademie der Künste beschränkt ihren Unterricht auf die zeichnenden Künste und das Modellieren und ist seit 1819 mit einer Bauschule vereinigt. Eine der trefflichsten Kunstanstalten ist die bereits von August II. gegründete, seitdem durch große Meister (Hasse, Naumann, Paër, Weber, Reissiger, Wagner) berühmt gewordene, mit dem Hoftheater verbundene Kapelle, die gegenwärtig unter den Kapellmeistern Schuch und Hagen steht. Außer dem Hoftheater besitzt D. an Theatern noch das Residenztheater und das vom königlichen Hoftheater in Pacht genommene Albert-Theater. Unter den wissenschaftlichen und gemeinnützigen Vereinen sind zu erwähnen: die 1764 gestiftete Ökonomische Gesellschaft, die Mineralogische Gesellschaft (seit 1816), der Landwirtschaftliche Hauptverein für Sachsen, die Bibelgesellschaft (seit 1814) und der Missionsverein (seit 1819), der Altertumsverein (seit 1824), der Pädagogische Verein (seit 1833), der Gewerbeverein (seit 1834), mehrere Turnvereine, die „Isis“, Gesellschaft für Naturkunde (1834 gegründet), die Gesellschaft für Botanik und Zoologie, mehrere Gartenbauvereine, der Verein für Erdkunde, der Verein für Geschichte und Topographie Dresdens, ein Handelswissenschaftlicher Verein, ein Arbeiterbildungs- und Arbeiterfortbildungsverein, ein Frauenbildungsverein, mehrere Militärvereine und Schützengesellschaften, ein Ingenieur- und Architekten-, ein Gärtner- und Kunstverein, ein Litterarischer, Künstler- und Tonkünstlerverein und zahlreiche Gesangvereine, zwei Vereine zum Schutz der Tiere (der ältere 1839 gegründet) u. a. D. ist Sitz der Ökonomischen Gesellschaft des Königreichs Sachsen (seit 1815), des königlichen Stenographischen Instituts und mehrerer Stenographenvereine, der Tiedge-Stiftung (1841 gegründet zum Zweck der Unterstützung bedürftiger Dichter, Musiker und bildender Künstler und deren Witwen und Waisen, Gesamtkapital 561,000 Mk.), der Serreschen Zweig-Schiller-Stiftung (Kapital 1,011,000 Mk.), einer Sektion des Deutschen Alpenvereins (seit 1873), des Albert-Vereins (s. d.), ferner von 3 Freimaurerlogen und 3 Logen der Sonderbaren Brüder (Zweige des in Amerika bestehenden Ordens der Oddfellows).

Das litterarische und artistische Treiben in D. wird durch 60 Buchhandlungen und Verlagsexpeditionen, 13 Kunst- und Musikalienhandlungen, zahlreiche Buch- und Steindruckereien und photographische Anstalten unterstützt. Eine sehr ausgebreitete Gasbeleuchtung hat D. bereits seit 1828. Die Wasserzuleitung erfolgt seit Mai 1875 durch das große, nach den Plänen des Baurats Salbach ausgeführte städtische Wasserwerk, welches jährlich gegen 6 Mill. cbm vortreffliches Nutz- und Trinkwasser fördert.

Behörden.

D., als Residenz- und Hauptstadt des Landes, ist Sitz der fremden Gesandtschaften von Preußen, Bayern, Großbritannien, Österreich-Ungarn und Rußland sowie des Landtags, Staatsgerichtshofs und Staatsrats, der Ministerien und obersten Landesbehörden, dann der Generaldirektion der königlichen Sammlungen für Kunst und Wissenschaft, der Generalstaatsanwaltschaft, des Oberlandesgerichts, eines Landgerichts (für die 14 Amtsgerichte zu Altenberg, Döhlen, D., Großenhain, Königstein, Lauenstein, Lommatzsch, Meißen, Pirna, Radeberg, Radeburg, Riesa, Schandau und Wilsdruff), eines Schwur- und Amtsgerichts; ferner eines Handels- [146] und eines Gewerbeschiedsgerichts, einer Kreishauptmannschaft, zweier Amtshauptmannschaften, der königlichen Brandversicherungs-Kommission, der Zoll- und Steuerdirektion, eines Hauptzoll- und Hauptsteueramtes, der Generaldirektion der sächsischen Staatseisenbahnen, einer kaiserlichen Oberpostdirektion, von 15 Postämtern, eines Bahnpostamtes sowie eines Telegraphenamtes, neben dem noch 12 Postämter als Telegraphenbetriebsstellen thätig sind, des Landesmedizinalkollegiums, zweier Superintendenturen für den Stadt- und Landbezirk und andrer Behörden. In militärischer Hinsicht ist D. der Sitz des Generalkommandos des 12. deutschen Armeekorps sowie der Stäbe der 23. Infanterie- und der königlich sächsischen Kavalleriedivision, der 45. und 46. Infanterie-, der 23. und 24. Kavallerie- und der 12. Artilleriebrigade. Die Garnison besteht aus den Grenadierregimentern Nr. 100 und 101, dem Schützenregiment Nr. 108 und Jägerbataillon Nr. 13, dem Gardereiterregiment, 2 Abteilungen Feldartillerie (von dem 12. Regiment), einem Pionier- und einem Trainbataillon. Die Verwaltung der Stadt geschieht durch den Stadtrat und die von ihm abhängigen Behörden, die der Sicherheitspflege durch die königliche Polizeidirektion. D. ist eingeteilt in 10 Sicherheits- und Wohlfahrtspolizeibezirke und 42 Armenpflegerbezirke. Als vornehmstes Wahrzeichen der Stadt gilt das an einem Brückenbogen der alten Elbbrücke sichtbare „Brückenmännchen“, welches den Erbauer der Brücke, Matthias Fotius oder Photius, darstellen soll.

Was die nächsten Umgebungen der Stadt betrifft, so breitet sich vor der Pirnaischen Vorstadt der königliche Große Garten, der Prater von D., aus, der einen Flächenraum von nahezu 150 Hektar bedeckt. Er wurde ursprünglich als Fasanerie unter Kurfürst Georg II. angelegt und war ehedem mit 1500 Statuen geschmückt, von denen jetzt nur noch einige vorhanden sind. In seiner Mitte steht ein gegenwärtig unbewohntes Palais im Renaissancestil, welches im Parterre das Altertumsmuseum, mit sächsischen, besonders kirchlichen, Altertümern, und im ersten Stockwerk das Rietschel-Museum, eine fast vollständige Sammlung von Gipsmodellen der zahlreichen Schöpfungen des berühmten Dresdener Bildhauers, enthält. Ein Teil des Großen Gartens ist dem Zoologischen Garten eingeräumt worden, der seit 1860 besteht. Vor der Neu- und Antonstadt liegen stromaufwärts die vielbesuchten Restaurationen und Konzertlokale: das Linckesche Bad, weiterhin das Schillerschlößchen und Waldschlößchen, letzteres die älteste große Aktienbierbrauerei Dresdens, und die prachtvollen Albrechtsschlösser, die Prinz Albrecht von Preußen 1847 erbaute. Stromabwärts, zunächst der Stadt, liegen die schon erwähnten Bahnhöfe und der alte Neustädter Kirchhof, auf welchem sich die Gräber des Sprachforschers Adelung, des Dichters Tiedge, Elisas v. d. Recke u. a. und der berühmte „Totentanz“ Georgs des Bärtigen befinden. 2 km vor der Stadt, bei der Station Weintraube, liegt auf den Weinbergen der Vergnügungsort Paradies, mit reizender Aussicht, auf einer andern Anhöhe des Weinbergdistrikts „die Lösnitz“ das seiner Aussicht wegen berühmte Spitzhaus. In der weitern Umgebung Dresdens sind anzuführen auf dem rechten Elbufer, aufwärts von der Albrechtsburg: das Dorf Loschwitz, wo Schiller im Sommer 1786 wohnte und den größten Teil seines „Don Karlos“ dichtete; etwas weiter Wachwitz und der königliche Weinberg mit hübschem Schloß, Hosterwitz, wo in einem isoliert stehenden Haus Weber seinen „Freischütz“ und „Oberon“ komponierte, und das königliche Lustschloß Pillnitz; auf dem linken Ufer, Loschwitz gegenüber, Blasewitz, durch die „Gustel von Blasewitz“ bekannt, mit einer Schiller-Linde und seit 1859 einem Denkstein des Dichters. Etwa 2 km südlich von der Stadt, oberhalb der großen Gartenrestauration Bergkeller, liegt das Dorf Räcknitz, mit dem Denkmal Moreaus, der hier 27. Aug. 1813 tödlich verwundet wurde, unfern davon Zschärtnitz, welches eine der schönsten panoramaartigen Ansichten von D. und den Weinbergen ober- und unterhalb der Stadt bietet; weiter landeinwärts die Goldene Höhe und in südwestlicher Richtung vor der Stadt die bedeutenden Aktienbierbrauereien und Bierwirtschaften Feldschlößchen, Plauenscher Lagerkeller, Reisewitz mit schönem Park und der Felsenkeller im Plauenschen Grund.

Geschichte.

Der Name D. ist slawischen Ursprungs und bedeutet „Stadt am Wege“ („Straßburg“); er ist von dem slaw. droga (draga, tschech. dráha, russ. doroga, Weg, Fahrstraße) abzuleiten und lautet bei den Tschechen Dráždány (wendisch Droždin). Dresdens Ursprung reicht in die Zeit zurück, wo die Milciener in dieser vor 1000 Jahren noch mit dichtem Wald bedeckten Gegend feste Wohnsitze suchten. Auf dem linken Elbufer deuten Ostra (Ostrow), Poppitz, Fischersdorf, der Taschenberg und Elbberg auf den frühsten Ursprung der Stadt zurück. Nachdem König Heinrich I. um 922 die Slawen unterworfen hatte und Meißen Sitz eines Markgrafen und eines Bischofs geworden war, trat auch D. unter die Pflege deutscher und christlicher Kultur; aber erst der zweite erbliche Markgraf, Otto der Reiche, soll die erste markgräfliche Burg in D. erbaut haben. Die älteste Kirche des Ortes, Zu Unsrer Lieben Frauen, war mit ihrem wunderthätigen Marienbild, wie später die Kreuzkirche mit einem Splitter vom heiligen Kreuz, schon frühzeitig der Zielpunkt zahlreicher Wallfahrten. Ottos Sohn, Markgraf Dietrich von Meißen, hatte in D. bereits zeitweilig seine Residenz; denn aus seiner Zeit stammen die ältesten Urkunden von 1206, 1215 und 1216, in welchen D. zuerst und zugleich als zeitweilige Residenz des Markgrafen und besonders als Stadt (civitas) erwähnt wird. Die Entwickelung der Stadt beschränkte sich vorzugsweise auf den auf dem linken Ufer gelegenen Stadtteil, der, obgleich von geringem Umfang, schon jetzt mit Mauern und Gräben umgeben war, während Altdresden am rechten Ufer (die jetzige Neustadt) in der Entwickelung zurückblieb. Nach Heinrichs des Erlauchten Tod (1288) kam bei der Teilung des Landes unter seine Erben Stadt und Pflege D. an seinen jüngsten Sohn, Friedrich den Kleinen, der kaum ein Jahr nach dem Tod seines Vaters sein Gebiet an den böhmischen König Wenzel verkaufte, ohne deshalb seinen Wohnsitz und seine Hofhaltung in D. aufzugeben. Nach seinem Tod fiel D. und das dazu gehörige Gebiet infolge des Kriegs, in welchen Friedrichs Neffe und Erbe Friedrich der Freidige mit Brandenburg verwickelt gewesen war, an den Markgrafen Waldemar von Brandenburg, nach dessen Tod 1319 jedoch das ganze Land, das Heinrich der Erlauchte zusammengebracht hatte, wiederum an Friedrich den Freidigen kam, der aber als Landgraf von Thüringen vorzugsweise auf der Wartburg Hof hielt. Unter den folgenden Markgrafen erfreute sich die Stadt einer fortschreitenden Entwickelung trotz der vielfachen

[Ξ]

UMGEBUNG
VON
DRESDEN

Maßstab 1 : 125 000.

[147] innern und äußern Anfechtungen und Unfälle, worunter besonders Pest und Krieg und 1429 die Einäscherung eines großen Teils der Stadt durch die Hussiten zu erwähnen sind. Bei der Teilung Sachsens zwischen Ernst und Albert 1485 kam D. an letztern und blieb seitdem ununterbrochen Residenz der sachsen-albertinischen Linie. Am 15. und 16. Juni 1491 wurde der größte Teil der Stadt ein Raub der Flammen. Durch Alberts Sohn, Herzog Georg den Bärtigen, wurden 1521–28 die Befestigungen verstärkt und ward 1534–37 das Georgenschloß erbaut. Sein Nachfolger Heinrich der Fromme führte 1539 hier die Reformation ein. Kurfürst Moritz, Sohn und Nachfolger des letztern, gab den Festungswerken der Altstadt eine andre Gestalt, legte die Moritzstraße an und sorgte für eine zweckmäßige Verwaltung der Stadt. Sein Bruder und Nachfolger August ließ das Straßenpflaster anlegen, die Kreuzschule, die Annenkirche, das Zeughaus, den Jägerhof nebst vielen andern öffentlichen Gebäuden erbauen und wurde der Gründer der Bibliothek und der meisten wissenschaftlichen und Kunstsammlungen. Während des Dreißigjährigen Kriegs wurde auch die Stadt am rechten Ufer befestigt.

Die glänzendste Periode der Stadt begann mit der Regierung Friedrich Augusts I. (Augusts II., 1694–1733). Das 1685 abgebrannte Altdresden wurde nach einem großartigen Plan wieder aufgebaut und von da an Neustadt-D. genannt. Es erhoben sich das Blockhaus, die Ritterakademie, die Kaserne, das Japanische Palais, die Zwingergebäude, die Neustädter Kirche, die jetzige Frauenkirche und andre hervorragende Bauwerke; auch die Kunstsammlungen sowie die Bibliothek erhielten die wertvollsten Bereicherungen. Friedrich August II. (III., 1733–1763) vollendete mehrere vom Vater angefangene Gebäude und ließ 1739–54 die prächtige katholische Hofkirche erbauen. Nachdem die Preußen im österreichischen Erbfolgekrieg, nach der Schlacht von Kesselsdorf (15. Dez. 1745), D. erobert hatten, kam hier der Friede zwischen Österreich, Preußen und Sachsen 25. Dez. 1745 zu stande. Der Siebenjährige Krieg brach Dresdens Blüte auf längere Zeit. Friedrich II. nahm bei Pirna die sächsische Armee gefangen und rückte 9. Sept. 1756 in D. ein. Als sich Anfang November 1758 die Reichsarmee und die österreichische Hauptarmee unter Daun D. näherten, ließ der preußische Gouverneur, Generalleutnant Graf von Schmettau, die Pirnaische wie später (1759) auch die Wilsdruffer Vorstadt abbrennen. Nach der Schlacht bei Kunersdorf erschienen die feindlichen Truppen 26. Aug. 1759 vor D., verdrängten die Preußen zunächst aus der Neustadt und nahmen nach einer von diesen 4. Sept. geschlossenen Kapitulation Besitz von der ganzen Stadt. Die härtesten Leiden aber trafen die Stadt bei der erfolglosen Belagerung und dem Bombardement durch die Preußen unter Friedrich d. Gr. selbst (Juli 1760). Unter der vormundschaftlichen Regierung des Prinzen Xaver (1763–68) wurde die Stadt nicht nur wiederhergestellt, sondern auch sehr bedeutend erweitert und 1764 die Akademie der Künste gegründet. Friedrich August III. (als König von Sachsen Friedrich August I., 1768–1827) brachte zur Vollendung, was der Vormund begonnen. Die französische Revolution führte viele Emigranten nach D., noch mehr aber die letzte Teilung Polens. Als die sächsischen Truppen 14. Okt. 1806 mit in das Unglück von Jena verwickelt worden waren, besetzte der französische General Thiard 25. Okt. D.; doch ward es 20. Dez., nachdem der Kurfürst dem Rheinbund beigetreten war und die Königswürde angenommen hatte, sächsische Königsstadt. Während des Kriegs mit Österreich 1809 war D. eine Zeitlang von den Österreichern besetzt. Im J. 1810 begann man mit Abtragung der Festungswerke, doch ward diese Arbeit beim Ausbruch des russisch-französischen Kriegs unterbrochen. Vom 16.–28. Mai 1812 fand in D. eine glänzende Zusammenkunft Napoleons, des Kaisers von Österreich, des Königs von Preußen und verschiedener andrer Fürsten statt.

Im J. 1813 war die Stadt ein Hauptpunkt der Operationen Napoleons, der sich hier an beiden Ufern des Elbstroms mit seinem ganzen Heer aufgestellt und Pirna, den Lilienstein, den Königstein u. Stolpen in seine Berechnungen gezogen hatte, so daß die Gegend einem großen verschanzten Heerlager glich. Am 13. März rückte der Marschall Davoût mit 12,000 Mann von Meißen nach D. vor und übernahm daselbst den Oberbefehl. Da vor der Neustadt bereits Scharmützel mit Kosaken stattgefunden hatten, ließ der Marschall 19. März einen Pfeiler und zwei Bogen der Elbbrücke sprengen und zog mit seinen Truppen ab, worauf die Russen 22. März D. besetzten. Nach der Schlacht bei Großgörschen wurde die Stadt von den Russen geräumt, und 12. Mai kehrte der König wieder nach D. zurück. Die Franzosen befestigten nun die Neustadt, und als im August nach der Kriegserklärung Österreichs an Frankreich der Krieg von neuem ausbrach, blieb D. der Mittelpunkt der Bewegungen der französischen Armee und war 26. und 27. Aug. den Angriffen der böhmischen Armee ausgesetzt (Schlacht bei D.). Da aber der Hauptangriff auf die nur mit 30,000 Mann besetzte Stadt nicht am 25., sondern am 26. erfolgte, so daß Napoleon Zeit hatte, von seinem Zug nach Schlesien gegen Blücher noch rechtzeitig am 26. vormittags zurückzukehren, größere Truppenmassen in die Stadt zu werfen und selbst die Leitung der Verteidigungsoperationen zu übernehmen, so war der günstigste Moment verpaßt und die Franzosen gerettet. Schon hatten sämtliche Garden und die Reiterei unter Latour-Maubourg die Elbe passiert, als 26. Aug., nachmittags 4 Uhr, die Verbündeten in sechs Heerhaufen unter fortwährendem Geschützdonner vor die Stadt rückten. Nach 6 Uhr waren die Preußen bis in die Pirnaische Vorstadt eingedrungen, die Schanze vor dem Freiberger Schlag war von den Österreichern genommen und das weit stärkere Werk vor dem Moczinskischen Garten von einem ungarischen Regiment erstürmt worden. Da unternahmen die Franzosen einen allgemeinen Angriff. Aus dem Rückhalt stürmten die Garden mit 16 Kanonen hervor und trieben die Preußen aus der Vorstadt zurück; auch das Werk vor Moczinskis Garten war gegen 7 Uhr wieder genommen. Bei Einbruch der Nacht zogen die Verbündeten in ihre vorige Stellung auf die Anhöhen zurück; die Franzosen aber lagerten sich vor den Schlägen und in den Vorstädten. Vergebens griff am Morgen des 27. Aug. Napoleon wiederholt das Mitteltreffen der Verbündeten auf den Höhen von Zschärtnitz und Räcknitz, wo Moreau tödlich verwundet wurde, an, und gegen 10 Uhr wandte er sich gegen den rechten Flügel, welcher aus Russen und Preußen bestand. Endlich gelang es dem König von Neapel, den linken österreichischen Flügel der Verbündeten, welcher sich von Döltschen an der westlichen Thalwand des Plauenschen Grundes bis gegen Gorbitz an der Heerstraße nach Freiberg ausdehnte, völlig zu umgehen, indem er mit dem Armeekorps Victors und der Reiterei unter Latour-Maubourg gegen Mittag aus dem Engpaß von Cotta und dem Zschoner Grund bei [148] Pennerich hervorbrach. Auf die Nachricht, daß Vandamme, der am 25. bei Königstein über die Elbe gegangen war, gegen Pirna vordringe und die Verbindung mit Böhmen bedrohe, traten die Alliierten in der Nacht vom 27. auf den 28. den Rückweg an. Sie hatten 15,000 Mann an Toten und Verwundeten, über 20,000 Gefangene verloren; aber auch die Franzosen zählten an Verwundeten allein mehr als 10,000 Mann.

Das Herannahen der Verbündeten veranlaßte Napoleon und den König von Sachsen, 7. Okt. die Stadt zu verlassen; in und um D. blieb eine Heeresmacht von einigen 30,000 Mann unter Gouvion Saint-Cyr und dem Grafen Lobau zurück. Die Stadt, zuerst nur von einer kleinen Heeresabteilung beobachtet, wurde nach der Schlacht bei Leipzig durch den österreichischen General Klenau blockiert. Mangel an Lebensmitteln und heftig auftretende Fieber nötigten Saint-Cyr zur Kapitulation, in welcher ihm freier Abzug bewilligt wurde. Doch Fürst Schwarzenberg versagte derselben seine Einwilligung, und Saint-Cyr mußte sich unterwegs mit 35,000 Mann kriegsgefangen geben. Nun rückten die Russen unter dem General Gouriew in die Stadt, und D. ward 17. Nov. Sitz der russischen Landesverwaltung unter dem Fürsten Repnin, bis es 8. Nov. 1814 dem preußischen Gouverneur v. d. Reck übergeben wurde. Nach dem Frieden und unter der Pflege des am 7. Juni 1815 in sein Land zurückgekehrten Königs Friedrich August gewann D. allmählich ein immer freundlicheres Ansehen, besonders infolge der Abtragung der Festungswerke, die seit 1817 wieder in Angriff genommen ward. Unter der Regierung des Königs Anton (1827–36) wurde die Gasbeleuchtung eingeführt, die Stadtpost errichtet, die Kavalleriekasernen in der Neustadt, die Hauptwache, das neue Posthaus in der Altstadt und die Weißeritzbrücke in der Friedrichstadt erbaut. An neuen wissenschaftlichen Anstalten entstand unter König Anton (1828) die technische Bildungsanstalt (Polytechnikum). Die Erweiterung der Stadt auf der Neustädter Seite ward 1835 zu einem vierten Stadtteil unter dem Namen Antonstadt vereinigt und mit Stadtgerechtigkeit versehen. Der am 9. Sept. 1830 ausgebrochene Aufstand hatte für die Stadt insbesondere die Umgestaltung der Polizei und die Einführung der Städteordnung zur Folge. Auch unter der Regierung des Königs Friedrich August II. (1836–54) ward D. erweitert und verschönert, namentlich durch das neue Theater, das 21. Sept. 1869 ein Raub der Flammen wurde, das königliche Orangeriegebäude und das Belvedere auf der Brühlschen Terrasse. Über den zunächst infolge der Ablehnung der deutschen Reichsverfassung seitens des Königs von Sachsen 3. Mai 1849 hier ausgebrochenen Aufstand und Barrikadenkampf, der endlich am 9. von sächsischen und preußischen Truppen unterdrückt wurde, s. Sachsen, Geschichte. Vom 23. Dez. 1850 bis 15. Mai 1851 fanden hier Ministerkonferenzen der deutschen Staaten statt. Unter der Regierung des Königs Johann (1854–73) hat D. hinsichtlich seiner innern und äußern Entwickelung und Verschönerung einen bedeutenden Aufschwung genommen. Das Innere der Stadt ist durch zahlreiche Neubauten verschönert worden, und mit dem schnellen Wachstum der Bevölkerung Schritt haltend, streben die Vorstädte mit ihren Villen immer mehr einer engern Verbindung mit den nächstliegenden Ortschaften entgegen. Die Ereignisse des Jahrs 1866, wo D. von seiten Preußens als strategischer Punkt mit einem starken, die weitere Entwickelung ernstlich bedrohenden Schanzengürtel umgeben wurde, der in neuester Zeit seinen bedenklichen Charakter wieder verloren hat, haben dieses Aufblühen nur auf kurze Zeit zu hemmen vermocht. Vgl. Klemm, Chronik der Stadt D. (Dresd. 1833–37, 2 Bde.); Lindau, Geschichte der Haupt- und Residenzstadt D. (2. Aufl., das. 1884–85, 2 Bde.); Richter, Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte der Stadt D. (das. 1885, Bd. 1); Aster, Schilderung der Kriegsereignisse in und vor D. (das. 1844); Waldersee, Der Kampf in D. im Mai 1849 (Berl. 1849); Montbé, Der Maiaufstand in D. (Dresd. 1850); Thüme und Gebauer, Heimatskunde von D. (das. 1876, mit Atlas); Fürstenau, Geschichte der Musik und des Theaters am Hof zu D. (das. 1861–62, 2 Bde.); Prölß, Geschichte des Hoftheaters in D. (das. 1877); „Die Bauten, technischen und industriellen Anlagen von D.“, herausgegeben vom Ingenieur- und Architektenverein (das. 1878); Lokalführer durch D. und Umgebung von Gottschalck, Meinhold, Gampe u. a.

Die Kreishauptmannschaft D., welche den Kern des Sandsteingebirges der Sächsischen Schweiz nebst dem erzreichsten Teil des Erzgebirges umfaßt (s. Karte „Sachsen“), zählt auf 4336,86 qkm (78,76 QM.) 1880: 808,512 Einw., davon 780,648 Evangelische, 24,255 Katholiken und 2371 Juden, und zerfällt außer der Stadt D. in sieben Amtshauptmannschaften:

  QKilom. QMeilen Einwohner
Dippoldiswalde 652,11 11,84 51399
Dresden (Stadt) 25,11 11,73 220818
Dresden-Altstadt 249,46 83567
Dresden-Neustadt 371,26 75282
Freiberg 653,98 11,87 110211
Großenhain 795,71 14,45 64625
Meißen 683,17 12,41 91816
Pirna 906,06 16,46 110794


Ergänzungen und Nachträge
Band 17 (1890), Seite 255
korrigiert
Indexseite

[255] Dresden. Die Stadt zählte 1885: 246,086 Einw. (darunter 224,525 Evangelische, 16,761 Katholiken, 2353 Juden); die Kreishauptmannschaft D.: 860,558 Einw. (darunter 825,935 Evangelische, 28,868 Katholiken, 2597 Juden). Die Amtshauptmannschaften umfassen:

Amtshauptmann­schaften QKilom. QMeilen Ein­wohner Einw. auf 1 qkm
Dippoldiswalde 652,11 11,84 51635 79
Dresden (Stadt) 25,11 0,45 246086
Dresden-Altstadt 249,46 4,53 90908 364
Dresden-Neustadt 371,26 6,74 83638 225
Freiberg 653,93 11,87 113043 173
Großenhain 795,71 14,45 67337 85
Meißen 683,17 12,41 94828 139
Pirna 906,06 16,46 113083 125