MKL1888:Eleatische Schule

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Eleatische Schule“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 5 (1886), Seite 508
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Eleatische Schule. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 5, Seite 508. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Eleatische_Schule (Version vom 07.05.2023)

[508] Eleatische Schule, neben der ionischen und Pythagoreischen die bedeutendste unter den vorsokratischen Schulen, gestiftet von Xenophanes zu Elea in Lukanien, blühte um 540–460 v. Chr. Der Kern ihrer Philosophie bestand in der Lehre, daß sich das Wesen der Dinge nicht mittels der Sinne durch Anschauung wahrnehmen, sondern nur mittels des Denkens begrifflich erfassen lasse. Alles durch die Sinne Erkannte erklärten sie demnach schlechthin für bloßen Schein, für seiend aber nur das diesem Entgegengesetzte. Da nun jener ein vielfacher und mannigfaltiger ist, dessen einzelne Teile nicht nur unter sich verschieden, sondern auch in stetem Wechsel und immerwährender Bewegung begriffen seien, so lehrten sie, daß das Seiende im Gegensatz hierzu nur eins und zwar ein streng Einfaches, von dem jede Vielheit, Unterschiedenheit, Wechsel und Bewegung ausgeschlossen, sein könne. Nachdem die eigentlichen Stifter der Schule, Xenophanes u. Parmenides (aus Elea), vornehmlich die Einheit des Seienden betont hatten, bemühten sich deren Verteidiger Zenon (aus Elea) und Melissos (aus Samos), deren Notwendigkeit dadurch zu beweisen, daß sie die Unmöglichkeit des Gegenteils darthaten. Von dem Gedanken ausgehend, daß der Begriff eines Seienden Widerspruch im Inhalt desselben ausschließe, folgerten sie, daß Vielheit, Mannigfaltigkeit, vor allem aber Bewegung, weil deren Begriffe widersprechende Merkmale einschließend, weder selbst ein Seiendes sein, noch am Seienden vorkommen könnten. Auf den Nachweis, daß der Begriff der Bewegung in sich widersprechend, Bewegung folglich undenkbar und daher nichtseiend sei, sind die berühmten Einwendungen gegen die Bewegung (Achill, der die Schnecke nicht einzuholen vermag, der abgeschossene Pfeil, der sein Ziel nicht erreichen kann, u. a.) gemünzt, die von den meisten dem Zenon, von einigen aber dem Melissos zugeschrieben werden. Die Fragmente der Eleaten wurden zusammen mit der ebenfalls hier zu erwähnenden pseudoaristotelischen Schrift „De Melisso, Xenophane et Gorgia“ herausgegeben von Mullach (Berl. 1845 und ohne letztere in den „Fragmenta philosophorum graec.“, Bd. 1, Par. 1860). Vgl. Ch. A. Brandis, Commentationes eleaticae (Altona 1813); Rosenberg, De eleaticae philosophiae primordiis (Berl. 1829); Gladisch, Die Eleaten und die Inder (Pos. 1844); außerdem Bergk, Commentatio de Aristotelis libello de Xenophane, Zenone et Gorgia (Marb. 1843); Vermehren, Die Autorschaft der dem Aristoteles zugeschriebenen Schrift etc. (Jena 1861).