MKL1888:Eliot

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Eliot“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 5 (1886), Seite 556557
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Eliot. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 5, Seite 556–557. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Eliot (Version vom 20.06.2023)

[556] Eliot (spr. ellĭött), 1) John, Sir, engl. Admiral und Staatsmann, geb. 20. April 1590 aus angesehener Familie, studierte in Oxford und unternahm dann Reisen auf dem Kontinent, während deren er mit dem Herzog von Buckingham, dem Günstling Jakobs I. und Karls I., genau bekannt wurde. 1614 wurde er ins Parlament gewählt und 1618 durch den Großadmiral Buckingham zum Vizeadmiral von Devon ernannt. Er zeichnete sich im Kampf gegen die Seeräuber aus und nahm einen der namhaftesten Piratenkapitäne, John Nulls, gefangen, vermochte aber dessen Verurteilung nicht durchzusetzen. Im Parlament von 1626 schloß er sich der Opposition an und verlangte namentlich wegen des kläglichen Ausganges der Expedition nach La Rochelle eine Untersuchung gegen Buckingham; Karl I. entsetzte ihn deshalb seines Amtes und ließ ihn eine Zeitlang im Tower gefangen halten. Trotzdem war E. im Parlament von 1628 der Führer der Opposition und bewirkte mit andern die Ausarbeitung der Petition of rights. Als 2. März 1629 das Parlament vertagt wurde, weigerte E. sich, dem Befehl Folge zu leisten, und setzte, ehe man auseinander ging, noch drei Resolutionen durch, welche das Vorgehen der Regierung für verräterisch erklärten. Er wurde daher abermals verhaftet und starb 27. Nov. 1632 im Tower. Vgl. Forster, Sir John E. (2. Aufl., Lond. 1872).

2) John, Missionär der Indianer, geb. 1603 in England, studierte zu Cambridge, ging 1631 nach Neuengland, ward hier Prediger einer Independentengemeinde zu Roxbury und begann seit 1646 mit sichtlichem Erfolg die Bekehrung der Indianer. Er lieferte auch eine Übersetzung der Bibel in der Mohikanersprache. E. starb 1690. Vgl. Brauer, Johann E. (2. Aufl., Altona 1847); Caverly, Life and labours of J. E. (Lowell. 1881).

3) Edward Granville, Lord, Graf von St. Germans, engl. Staatsmann, geb. 29. Aug. 1798, ward 1824 für Cornwall ins Parlament gewählt, war 1824–33 bei der Gesandtschaft in Madrid angestellt, fungierte 1828–30 als Lord der Schatzkammer, dann seit 1834 als Unterstaatssekretär der auswärtigen Angelegenheiten und brachte im April 1835 als Gesandter in Spanien zwischen den Karlisten und Christinos eine Konvention hinsichtlich humanerer Behandlung der Gefangenen zu stande. Unter Peel 1841 zum Obersekretär für Irland ernannt, vertauschte er, durch den Tod seines Vaters ins Oberhaus berufen, 1845 jenes Amt mit dem eines Generalpostmeisters. Nach der Auflösung des Ministeriums Peel im Juni 1846 hielt er sich zu der puseyitischen Fraktion der Peeliten und protestierte 1851 gegen die Titelbill. 1853 wurde er unter dem Ministerium Aberdeen Lord-Lieutenant von Irland, schied indes, als Palmerston 1855 an die Spitze der Regierung trat, wieder von diesem Posten; 1857 und 1860–66 war er Lord-Steward (Oberhofmeister) des königlichen Hofs. Er starb 7. Okt. 1877 in Port Clint bei Portsmouth.

4) George (eigentlich Mary-Ann Evans), berühmte engl. Schriftstellerin, geb. 22. Nov. 1819 auf dem Pachthof Arbury Farm in Warwickshire als die Tochter eines Baumeisters, der bald darauf nach Griff (bei Nuneaton) und 1841 nach Coventry übersiedelte, erhielt hier eine vortreffliche Erziehung und erwarb sich namentlich in den Sprachen (Griechisch und Lateinisch, Deutsch, Französisch und Italienisch, sogar Hebräisch) gründliche Kenntnisse. Als Schriftstellerin trat sie zuerst mit einer Übersetzung von Strauß’ „Leben Jesu“ (1846) hervor, worauf sie Reisen auf dem Festland unternahm und sich 1851 in London niederließ. Hier trat sie in die Redaktion der freisinnigen „Westminster Review“ ein und gewann die Freundschaft J. Stuart Mills, Herbert Spencers und andrer bedeutender Männer. Sie lieferte mehrfache Beiträge zur genannten Zeitschrift und führte auch Feuerbach mit einer Übersetzung von dessen „Wesen des Christentums“ (1854) in England ein. Bisher hatte sie sich des Namens Grace Evans bedient. Mit den zuerst in „Blackwood’s Magazine“ erschienenen „Scenes of clerical life“ (Edinb. 1854, neue Ausg. 1868), anmutig geschriebenen Genrebildern aus dem Leben englischer Geistlichen, nahm sie den Namen George E. an, den sie für immer beibehielt. Sie ließ zunächst den Roman „Adam Bede“ (1859) folgen, der ihren litterarischen Ruhm begründete. Das Buch ist ein Meisterwerk, ausgezeichnet durch lebenswahre und feine Charakteristik, eigenartige, gesunde Lebensanschauung und eine auffallende Vertrautheit mit allen Einzelheiten [557] des englischen Volkslebens. Ähnliche Vorzüge zeigten die folgenden Romane: „The mill on the floss“ (1860) und „Silas Marner, the weaver of Raveloe“ (1861). Einen fremden Stoff behandelte sie in dem großartigen historischen Roman „Romola“ (1863), der auf Grund eingehender Studien ein glänzendes Bild des italienischen Lebens zur Zeit Savonarolas, der zweiten Hälfte des 15. Jahrh., entrollt. Ihre spätern Romane sind: „Felix Holt, the radical“ (1866) und „Middlemarch“ (1871), wieder eine anmutige Schilderung des englischen Provinzlebens und von vielen neben „Romola“ für die bedeutendste Leistung der Dichterin gehalten; endlich „Daniel Deronda“ (1876), eine Art Verherrlichung des Judentums. Drei Dichtungen in gebundener Rede: „The Spanish gipsy“ (1868, 5. Aufl. 1875), eine Geschichte aus der jüdisch-maurischen Zeit Spaniens, „Agatha“ (1869) und „The legend of Jubal“ (1874), sowie ein dramatischer Versuch: „Armgart“ (1871), haben weniger angesprochen als ihre andern Schriften. Ihr letztes Werk war eine Sammlung von Essays unter dem Titel: „The impressions of Theophrastus Such“ (1879). George E. war viele Jahre hindurch die intime Lebensgefährtin des Schriftstellers G. H. Lewes, ohne jedoch, da Lewes’ Gattin noch lebte (im Irrenhaus), mit ihm verheiratet zu sein. Nach seinem Tod (1878) verheiratete sie sich in schon vorgerücktem Alter mit einem alten Freunde, dem Kaufmann J. Walter Croß, starb aber nach kurzer Krankheit schon 23. Dez. 1880. Auf dem Felde des Romans ist E. in England unbestritten als die höchste geistige Kraft der neuern Zeit anerkannt. Ihre sämtlichen Romane wurden ins Deutsche übersetzt. Auszüge aus ihren Werken stellte Main in dem Werk „Wise, witty and tender sayings from the works of George E.“ (5. Aufl., Lond. 1881) zusammen. Ihre Biographie nebst Briefen und Tagebüchern veröffentlichte ihr Gatte Croß („George Eliot’s life as related in her letters and journals“, Lond. 1885, 3 Bde.). Vgl. auch Julian Schmidt, Bilder aus dem geistigen Leben unsrer Zeit (Leipz. 1870); Mathilde Blind, George E. (Lond. 1883); E. v. Wolzogen, G. E. (Leipz. 1885); Morley, Life of G. E. (in „Macmillan’s Magazine“, Februar 1885); Hutton in „Contemporary Review“ (März 1885); Lord Acton, G. Eliot’s life (in „Nineteenth Century“, März 1885; deutsch, Berl. 1886).

5) Samuel, amerikan. Historiker, geb. 22. Dez. 1821 zu Boston, Enkel Samuel Eliots, der die Eliot-Professur am Harvard College gegründet, studierte auf dieser Anstalt, machte, nachdem er mehrere Jahre in einem Geschäftshaus zu Boston gearbeitet, größere Reisen und faßte 1845 in Rom den Plan, eine „History of liberty“ zu schreiben. Als eine Probe davon ließ er 1847 die „Passages from the history of liberty“ (von dem Leben Arnolds von Brescia, Savonarolas und andrer italienischer Reformatoren handelnd) erscheinen, denen 1849 das Werk „The liberty of Rome“ (2 Bde.; 1852 neu hrsg. u. d. T.: „History of liberty“, 1. Teil: „The ancient Romans“, 2. Teil: „History of the early Christians“, 2 Bde.) nachfolgte. 1856 ward E. zum Professor am Trinity College zu Hartford, 1860 zum Präsidenten dieses College ernannt, in welcher Stellung er bis 1864 verblieb. Seitdem lebte er in seiner Vaterstadt, wo er 1871–73 Vorlesungen am Harvard College hielt. Von seinen Werken sind noch zu nennen: „Manual of the United States history between the years 1492 and 1850“ (1856, neue Ausg. 1877) und „Early relations with the Indians“ (1869).


Ergänzungen und Nachträge
Band 17 (1890), Seite 287
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[287] Eliot, 4) George, Schriftstellerin. Ihre Biographie schrieb noch H. Conrad (Berl. 1887).