MKL1888:Elis

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Elis“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 5 (1886), Seite 557
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Elis. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 5, Seite 557. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Elis (Version vom 20.06.2023)

[557] Elis (einheim. Name Valis), Landschaft im alten Peloponnes (s. Karte „Altgriechenland“), im S. von Messenien, im O. von Arkadien, im N. von Achaia und im W. vom Ionischen Meer begrenzt, senkt sich von O., wo sich die Ausläufer des Arkadischen Gebirges, namentlich des Pholoe und des Erymanthos (jetzt Olonos), hereinziehen, nach W. hin, wo ihre Thäler in die größte Ebene des Peloponnes ausmünden. Von Arkadien erhielt E. seinen Hauptfluß, den Alpheios, der in E. den Acheron, Kladeos, Selinus und Enipeus aufnimmt; außer ihm sind die Küstenflüsse Peneios (Gastunitiko), Helisson, Jardanos, Anigros und Neda anzuführen. So war E., reichlich bewässert, einer der fruchtbarsten Landstriche Griechenlands; Ackerbau und Viehzucht (namentlich Pferde) gediehen vortrefflich; daher wird es schon in den frühsten Zeiten als ein sehr bevölkertes und zivilisiertes Land geschildert. Überdies war der ganzen Landschaft wegen des Kultus des olympischen Zeus und der Olympischen Spiele, die in der geheiligten Thalebene Olympia (s. d.) von den überall herzuströmenden Griechen gefeiert wurden, ein heiliger Charakter aufgedrückt und ein steter Friede gesichert. Herrliche Tempel schmückten die anmutige Gegend, die im reichsten Blumenflor prangte. Selbst Pflanzen, die sonst nirgends in Griechenland gefunden wurden, gediehen hier, so die kostbare Byssusstaude. Letzteres ebenso wie Sagen und semitische Namen bezeugen, daß einst Semiten, wahrscheinlich Phöniker, einzelne Küstenplätze im Besitz hatten. Im 14. Jahrh. v. Chr. wurden angeblich die hier wohnenden Kaukonen und Epeier, welche vielleicht den Illyriern, den Vorfahren der heutigen Albanesen, stammverwandt waren, von achäischen Griechen verdrängt, auf welche der Name der Epeier wahrscheinlich überging, da spätere Autoren Epeios und Ätolos zu Brüdern machen. Durch den Einfall der Herakliden im Peloponnes (1104) kam E. an die Ätolier unter Oxylos, dessen Nachkommen aber nicht als Könige geherrscht haben, weil die einzelnen Städte (fast sämtlich im Innern des Landes gelegen) eine oligarchische Verfassung einrichteten und sich zu einem Städtebund vereinigten. Ein langer, ununterbrochener Friede beglückte von da an das Land, bis endlich seine Blütezeit mit dem Peloponnesischen Krieg zu Ende ging. Die Eleier schlossen sich den Spartanern an; aber der Kriegskunst nicht besonders kundig, konnten sie es nicht wehren, daß die Athener die Küstengegenden verwüsteten. Nachdem so die Athener einmal gegen die Unverletzlichkeit von E. gefrevelt hatten, trugen bald auch andre Völker, z. B. die Spartaner, kein Bedenken mehr, in E. einzufallen. Im allgemeinen standen die Eleier bei den übrigen Hellenen in keinem besondern Ruf; sie waren als trunksüchtig und lügnerisch verschrieen und besonders übel berufen wegen der Knabenliebe, die bei ihnen frühzeitig das Gepräge grober Sinnlichkeit angenommen hatte. Die bedeutendste Stadt, der Sitz des elischen Städtebundes, war nach der Zerstörung von Pisa (572) Elis am Peneios, anfangs nur eine kleine Feste, bis 471 mit der Einrichtung einer Demokratie zugleich eine bedeutende Erweiterung stattfand. Doch blieb es eine offene, feindlichen Einfällen leicht zugängliche Stadt. Trümmer derselben finden sich beim Dorf Paläupolis. Im heutigen Königreich Griechenland bildet E. mit Achaia (s. d.) einen Nomos.