MKL1888:Füßlin
[357] ✽ Füßlin, Julius August, verdienter Praktiker auf dem Gebiet des Gefängniswesens, geb. 7. Aug. 1815 zu Freiburg i. Br., studierte in Heidelberg und Freiburg Medizin, trat als Oberchirurg beim 2. großherzoglich badischen Infanterieregiment ein, ward 1843 zum Oberarzt befördert, 1847 aber dieses Dienstes enthoben und als Hausarzt an dem neuen Männerzuchthaus in Bruchsal angestellt. 1850 wurde ihm die Leitung dieser Anstalt zunächst provisorisch, im folgenden Jahr definitiv übertragen. F. wurde in dieser Stellung durch Wort und Schrift einer der eifrigsten Verteidiger des sogen. Zellensystems; die von ihm geleitete Anstalt genoß als Musteranstalt dieser Art europäischen Ruf. Durch Nervenleiden zum Aufgeben der Direktion genötigt, wurde F. 1859 als großherzoglicher Amtsarzt und Medizinalrat in Baden-Baden angestellt, wo er 20. Mai 1866 starb. Er schrieb unter anderm: „Die Beziehungen des neuen badischen Strafgesetzes zum Pönitenziarsystem“ (Karlsr. 1853); „Das neue Männerzuchthaus Bruchsal nach dem System der Einzelhaft in seinen baulichen Einrichtungen“ (das. 1854); „Die Einzelhaft nach fremden und sechsjährigen eignen Erfahrungen im neuen Männerzuchthaus“ (Heidelb. 1855); „Die neuesten Verunglimpfungen der Einzelhaft“ (das. 1861); „Die Grundbedingungen jeder Gefängnisreform im Sinn der Einzelhaft“ (Leipz. 1865).