MKL1888:Fabricius
[994] Fabricius, Gajus F. Luscinus, röm. Feldherr, ausgezeichnet durch Tapferkeit, Vaterlandsliebe und Unbestechlichkeit. Er wurde 285 v. Chr. zu den Tarentinern gesandt, um dieselben von dem beabsichtigten Friedensbruch zurückzuhalten, ward aber von denselben eine Zeitlang als Gefangener zurückbehalten. Im J. 282 Konsul, bekriegte er die Samniter, Lukaner und Bruttier, entsetzte das von den beiden letztern belagerte Thurii, wofür ihm die Thurier eine Statue errichteten, drang bis Rhegium vor und machte durch Eroberung vieler Städte reiche Beute. Im J. 280 wohnte er wahrscheinlich als Legat des gegen Pyrrhos gesandten Konsuls P. Valerius Lävinus der unglücklichen Schlacht bei Heraklea am Siris bei. An Pyrrhos nach Tarent gesandt, um über die Auslösung der gefangenen Römer mit ihm zu unterhandeln, erhielt er von diesem glänzende Versprechungen, falls er einen ehrenvollen Frieden vermitteln werde, wies aber alle Anerbietungen zurück. Ebensowenig ließ er sich durch einen Elefanten schrecken, den, wie erzählt wird, Pyrrhos plötzlich hinter einem Vorhang hervortreten und den F. mit seinem Rüssel bedrohen ließ. Im J. 279 focht er als Legat bei Asculum. Im folgenden Jahr: wo er zum zweitenmal Konsul war, erbot sich ihm der Arzt des Pyrrhos dazu, den König zu vergiften. F. aber lieferte den Verräter dem Pyrrhos aus, worauf dieser alle römischen Gefangenen zum Beweis seiner Dankbarkeit entließ und um so bereitwilliger einer Einladung der Syrakusaner nach Sizilien folgte. F. bekriegte hierauf noch die Lukaner, Bruttier, Tarentiner und Samniter und zog im Triumph in Rom ein. Seine Enthaltsamkeit und Einfachheit wird von den Alten vielfach gerühmt. Als Kineas ihm die Grundsätze Epikurs anpries, erwiderte er ihm: er wünsche, daß die Feinde Roms diese Grundsätze annehmen möchten. Er blieb sein ganzes Leben hindurch so arm, daß nach seinem Tode der Staat die Ausstattung seiner Töchter auf sich nahm. Um die Verdienste des F. zu ehren, wies ihm der Senat ausnahmsweise ein Familienbegräbnis innerhalb der Stadt an.
Fabricius, 1) Georg, eigentlich Goldschmied, Schulmann und neulat. Dichter, geb. 23. April 1516 zu Chemnitz, vorgebildet daselbst und in Annaberg, studierte seit 1535 in Leipzig, war Lehrer zu Chemnitz und Freiberg, lebte 1539–43 als Hofmeister eines Herrn v. Werthern in Italien, besonders in Padua und Rom, ging 1544 in gleicher Stellung nach Straßburg, wurde 1546 Rektor der Fürstenschule zu Meißen und starb dort 17. Juli 1571, nachdem er auf dem Reichstag zu Speier 1570 eben noch zum Poeta laureatus ernannt und geadelt worden war. Von [995] seinen lateinischen Gedichten, in denen mythologische Anspielungen durchaus vermieden werden, nennen wir: „Itinerum liber unus“ (Basel 1560), eine interessante Beschreibung seiner italienischen Reise, ergänzt durch „Roma“ (das. 1551 u. 1560), und „Antiquitatum libri II“ (das. 1549 u. 1560) sowie „Poematum sacrorum libri XXV“ (das. 1567). Als Philolog hat er sich durch Ausgaben des Horaz (Basel 1555, 2 Bde.), Vergil (das. 1561) u. a. verdient gemacht sowie durch Herausgabe vieler Schulbücher. Zum Historiographen des sächsischen Hauses ernannt, verfaßte er „Rerum Germaniae et Saxoniae memorabilium volumina II“ (Leipz. 1609, hrsg. von seinem Sohn Jakob) und „Originum saxonicarum libri VIII“ (Jena 1598 u. vervollständigt u. d. T.: „Saxonia illustrata“, Leipz. 1607). Seine „Epistolae ad Meurerum et alios aequales“ gab Baumgarten-Crusius (Leipz. 1845) heraus. Vgl. Baumgarten-Crusius, De G. Fabricii vita et scriptis (Meißen 1839).
2) Hieronymus F. de Aquapendente, Mediziner, geb. 1537 zu Aquapendente im Kirchenstaat, studierte in Padua und ward 1562 Lehrer der Anatomie und Chirurgie. Zahlreiche Entdeckungen in der Anatomie und eine Menge chirurgischer Beobachtungen haben seinen Namen unsterblich gemacht. Er starb 23. Mai 1619. Seine „Opera chirurgica“ erschienen Padua 1617 (deutsch von Uffenbach, Frankf. 1605, u. von Scultet, Nürnb. 1672); die „Opera omnia anatomica et physiologica“, von Albinus, Leiden 1737.
3) David, Astronom, geb. 1564 zu Esens im Harlingerland, studierte Theologie und Astronomie, ward 1584 Pfarrer zu Resterhaave in Ostfriesland, 1603 zu Osteel bei Aurich und hier 7. Mai 1617 von einem Bauer seiner Gemeinde, den er auf der Kanzel als Dieb bezeichnet hatte, erschlagen. Durch die Entdeckung des veränderlichen Sterns im Walfisch sowie durch Beobachtung des neuen Sterns im Ophiuchus erwarb er sich bedeutende astronomische Verdienste. – Sein Sohn Johann, geb. 8. Jan. 1587 zu Resterhaave, studierte von 1605 an in Wittenberg Medizin, bildete sich aber dann bei seinem Vater in der Astronomie aus, entdeckte gegen Ende 1610 die Sonnenflecke sowie die Achsendrehung der Sonne und starb um 1615. Er schrieb: „Narratio de maculis in sole observatis et apparente earum cum sole conversione“ (Wittenb. 1611).
4) Johann Albert, Litterarhistoriker, geb. 11. Nov. 1668 zu Leipzig, besuchte die Nikolaischule daselbst und das Gymnasium zu Quedlinburg, studierte seit 1686 in Leipzig Theologie und Philologie, eine Zeitlang auch Medizin, siedelte 1693 nach Hamburg über, wo er zunächst eine Privatstellung im Haus des Hauptpastors Mayer innehatte, wurde 1699 Professor der Moral und der Beredsamkeit am akademischen Gymnasium daselbst, bekleidete 1708–11 daneben das Rektorat des Johanneums und starb 30. April 1736 in Hamburg. Durch den erstaunlichen Umfang seines Wissens und seine unendliche Sorgfalt ist er der Begründer der klassischen Litteraturgeschichte geworden. Hierher gehören besonders: „Bibliotheca latina“ (Hamb. 1697; neu hrsg. von Ernesti, Leipz. 1773–1774, 3 Bde.); „Bibliotheca graeca“ (Hamb. 1705–1728, 14 Bde.; 4. Aufl. von Harleß, das. 1790–1809, 12 Bde.; mit Index, Leipz. 1838) und „Bibliotheca latina mediae et infimae aetatis“, eine Art von lateinischer Litteraturgeschichte des Mittelalters (Hamb. 1734–36, 5 Bde.; von Schöttgen in einem 6. Bande, das. 1746, vollendet und von Mansi neu aufgelegt, Padua 1754, 6 Bde.). Von seinen übrigen höchst zahlreichen philologischen und theologischen Schriften nennen wir: „Bibliographia antiquaria“ (Hamb. 1713; 3. Aufl. von Schaffhausen, das. 1760); „Bibliotheca ecclesiastica“ (das. 1718); die Ausgabe des Sextus Empiricus (Leipz. 1718) und die Noten zu Dio Cassius (in der Ausgabe von Reimarus, Hamb. 1750–1752). Vgl. Reimarus, De vita et scriptis J. A. Fabricii (Hamb. 1737).
5) Johann Christian, Entomolog, geb. 7. Jan. 1748 zu Tondern, studierte in Kopenhagen, Leiden, Edinburg, Freiberg in Sachsen und zu Upsala unter Linné, dessen Grundsätze und Methode er sich völlig aneignete. Im J. 1775 zum Professor der Naturgeschichte zu Kiel ernannt, wies er in seiner „Entomologia systematica“ (Kopenh. 1775; umgearbeitet 1792–93, 5 Bde.), in welcher die Insekten nach der Beschaffenheit der Freßwerkzeuge geordnet sind, der Entomologie eine ganz neue Bahn an. Eine weitere Ausführung seines Systems gab er in der „Philosophia entomologica“ (Kopenh. 1778). F. starb 3. März 1808 in Kiel.