MKL1888:Farīna

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Farīna“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 6 (1887), Seite 48
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Wiktionary: farina
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Farīna. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 6, Seite 48. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Far%C4%ABna (Version vom 12.03.2024)

[48] Farīna (lat.), Mehl; F. hordei praeparata, präpariertes Gerstenmehl.

Farīna (Porto F., bei den Eingebornen Gar el Melah, „Salzgrube“), ärmlicher Ort im nördlichen Tunis, am Eingang des jetzt versandeten Salzsees El Bahira, in den zwei Arme der Medscherda münden, mit Salinen und 800 Einw. F. wurde an der Stelle der alten phönikischen Stadt Ruscinona 1640 von Usta Murad Dei als Kriegshafen angelegt, ist jetzt aber nur für ganz kleine Fahrzeuge brauchbar. Südwestlich davon an der Medscherda die Ruinen des alten Utica.

Farīna, 1) Johann Maria, Fabrikant des Kölnischen Wassers (Schlagwasser, Eau de Cologne) und angeblich Erfinder desselben, geb. 1685 zu Santa Maria Maggiore im Thal Vigezza, Distrikt Domodossola, ließ sich 1709 in Köln nieder, handelte daselbst mit Kurzwaren, Kunstsachen und Parfümerien, verschaffte namentlich seinem Eau de Cologne einen bedeutenden Absatz und starb 1766. Das Geheimnis der Fabrikation ging auf seinen Neffen, mit dem er zuletzt associiert war, über, und dessen Enkel Johann Maria F. ist seit 1841 Chef des Hauses, welches in der Firma die nähere Bezeichnung „gegenüber dem Jülichsplatz“ führt. Das Fabrikat gewann die weiteste Verbreitung und den jetzt gebräuchlichsten Namen durch die Franzosen im Siebenjährigen Krieg. Neben dem ersten Fabrikat tauchten aber auch viele andre auf, und schon 1819 bestanden in Köln 60 Fabriken von Kölnischem Wasser, welche meist unter dem Namen F. betrieben wurden, während nur drei Fabrikanten diesen Namen zum Familiennamen hatten. Der in Italien sehr häufige Name F. war Gegenstand des Handels geworden, und als dies durch die preußischen Gerichte 1828 für ungesetzlich erklärt worden war, gingen zwar manche der bestehenden Fabriken ein oder änderten die Firma; andre aber gingen nach Italien und schlossen dort mit Leuten, Namens F., Verträge zur Gründung von Kölnisch-Wasserfabriken, wobei jene nur den Namen herzugeben hatten. Später löste man die Verträge wieder und stipulierte, daß dem Kölner Associé die Firma verbleiben sollte. Gegenwärtig handeln von 48 Kölnisch-Wasserfabriken in Köln 36 unter dem Namen F., und in zahlreichen Prozessen ist die Berechtigung der einen oder der andern Firma, ihr Fabrikat als das echte zu bezeichnen, bestritten worden. Man hat auch die Erfindung durch einen F. geleugnet und angegeben, daß Paul de Feminis das Parfüm um 1690 aus Mailand nach Köln gebracht, dort zuerst unter dem Namen Eau admirable verkauft und das Geheimnis Johann Anton F. (zur Stadt Mailand) hinterlassen habe. Es ist aber festgestellt worden, daß vor 1709 weder der Name F. noch de Feminis im Stadtarchiv vorkommt.

2) Salvatore, ital. Romandichter, geb. 10. Jan. 1846 zu Sorso im Sardinischen, widmete sich dem Studium der Rechte zu Pavia und Turin und erlangte den Doktorgrad, geriet aber alsbald nach Vollendung seiner Studien in die litterarische Laufbahn, in welcher es ihm, nachdem er in Mailand seinen Wohnsitz genommen, sofort gelang, mit Romanen und Novellen die Gunst des Lesepublikums zu erringen. Die bisher von ihm erschienenen, der Erzählungslitteratur angehörenden Werke (zum Teil mehrfach aufgelegt) sind: „Due amori“ und „Un segreto“ (1869); „Fiamma vagabonda“ (1872; neue Ausg. u. d. T.: „Frutti proibiti“, 1878); „Romanzo di un vedovo“ (1872); „Il tesoro di Donnina“ (1873); „Fante di Picche“ (1874); „Amore bendato“ (1875); „Capelli biondi“ und „Dalla spuma del mare“ (1876); „Un tiranno ai bagni di mare“ (1877); „Racconti e scene“ (1878); „Oro nascosto“ („Verborgenes Gold“, deutsch in P. Heyses „Italienischen Novellisten“, Bd. 6, Leipz. 1878); ferner: „Il mio figlio“ (1879–81), ein Cyklus, der mehrere Einzelerzählungen umfaßt („Prima che nascesse“, „Le tre nutrici“, „Mio figlio studia“ und „Mio figilo s’innamora“; deutsch, Berl. 1884, 2 Bde.); endlich: „Il marito di Laurina“ (1881); „L’intermezzo e la pagina nera“ (1882); „Amore ha cent’ occhi“ (1883) und als erster Teil eines zweiten „Si muore“ betitelten Novellencyklus: „Caporal Silvestro“ (1884; deutsch, Berl. 1885). F. exzelliert in anmutiger Schilderung des Kleinlebens; dies und ein gewisser Humor haben ihm den Namen des „italienischen Dickens“ eingebracht. Sein Kreis ist der des häuslichen, des Familienlebens und der Empfindungswelt, die unmittelbar damit zusammenhängt. Seine Romane werden in Deutschland, Frankreich, Spanien und Holland fleißig übersetzt; eine Auswahl derselben besitzen wir deutsch von Otto Borchers (Leipz. 1876–77, 3 Bde.). F. redigiert seit Jahren die „Gazzetta musicale“ und „Rivista minima“; auch erscheint unter seiner Redaktion eine italienische „Bibliothek ausgewählter Romane des Auslandes“.


Jahres-Supplement 1891–1892
Band 19 (1892), Seite 292
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[292] Farina, Johann Maria, Fabrikant des Kölnischen Wassers, starb 27. Febr. 1892 in Köln.