MKL1888:Favus

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Favus“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 6 (1887), Seite 82
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Favus. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 6, Seite 82. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Favus (Version vom 28.11.2022)

[82] Favus (Tinea favosa, Erbgrind, Rasiergrind, Wabenkopfgrind), ansteckende Hautkrankheit, welche Tiere und Menschen befällt und bei letztern ihren Hauptsitz auf der Kopfhaut hat. Schönlein hat nachgewiesen, daß die Entstehung und Ausbreitung des Erbgrindes auf dem Wachstum eines Fadenpilzes beruht, welcher sich in den Haarbälgen ansiedelt und die Entzündung derselben unterhält. Der Pilz ist später rein dargestellt worden und erweist sich nach Form und Fruchtbildung als ein Stammesgenosse des Milchschimmels (Achorion Schoenleini); ja, Impfungen mit letzterm brachten dieselben Krankheitserscheinungen hervor, welche auch bei der Übertragung des Favuspilzes entstehen, d. h. herpesähnliche Bläschen, welche aber auf gut gepflegter Haut bald vertrocknen. Beim Ausbruch des Erbgrindes entstehen auf der Kopfhaut gelbe, flache Klümpchen, welche mit sogen. Krebssteinen Ähnlichkeit haben, die anfangs feucht sind, später aber zu einer mehlartigen Masse zerbröckeln, welche Haarreste, Eiterkörperchen, Epidermiszellen und massenhafte Pilzelemente enthält. Der F. ist äußerst hartnäckig, zumal bei mangelhafter Pflege des Kopfes, und führt gewöhnlich zum Haarschwund. Bei sorgsamer Hautpflege ist er überaus selten, so daß das eigentliche Mutterland für diese Schmutzkrankheit das Proletariat in Polen und Galizien ist, wohin die Kultur sie im Lauf der Zeit zurückgedrängt hat. Die Behandlung besteht im fleißigen Erweichen der Borken mit reinem Öl, möglichst sorgfältigem und lange fortzusetzendem Ausziehen der erkrankten Haarschäfte (Epilation) mit einer Pinzette und in Waschungen mit Sublimatlösungen (0,5 : 1000) oder verdünntem Spiritus.