MKL1888:Feder

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Feder“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 6 (1887), Seite 92
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Feder. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 6, Seite 92. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Feder (Version vom 27.06.2021)

[92] Feder, ein Maschinenteil aus elastischem Material (Stahl, Messing, Holz, Kautschuk), der vermöge seiner die Elastizität des Materials möglichst zur Geltung bringenden Form im stande ist, Stöße aufzunehmen und zu mildern (Trag-, Prell- oder Pufferfedern, Puffer) oder Bewegungen hervorzubringen, z. B. bei den Uhren (Triebfedern), konstante Pressungen auszuüben (Druckfedern), Schnüre etc. zu spannen (Spannfedern), Druck und Zugkräfte zu bestimmen (dynamometrische Federn), Töne hervorzubringen (Ton- oder Schlagfedern). Das Material der Federn wird dabei entweder auf einfachen Druck oder Zug, oder auf Biegung, oder endlich auf Torsion in Anspruch genommen. Für den ersten Fall (Druck oder Zug) kann nur ein besonders dehnbares oder zusammenpreßbares Material verwendet werden, wie Kautschuk, eingeschlossene Luft. Kautschukfedern haben daher die Form von Kugeln oder Cylindern (letztere aus mehreren Kautschukringen mit Metallzwischenlagen gebildet), wenn sie einen Druck zu empfangen und auszuüben haben, in welcher Gestalt sie jetzt vielfach als Puffer oder Wagenfedern (z. B. bei Pferdebahnwagen) benutzt werden; dagegen haben sie die Form eines Bandes, wenn sie von der angreifenden Kraft in die Länge gezogen werden. Die Federn aus steifem Material (Stahl, Messing, Holz) sind entweder Stäbe und Blätter von verhältnismäßig großer Länge oder aus besonders langen Stäben der Raumersparnis wegen aufgewickelte Spiralen. Erstere (Blattfedern) können entweder senkrecht zu ihrer Längendimension, parallel zur kleinsten Querdimension ihre Federkraft äußern (Biegung, z. B. bei Wagenfedern verwendet), oder an einem ebenfalls zur Längenrichtung senkrechten Hebelarm, der die Längsachse der F. zur Drehachse hat, zum Federn gebracht werden (Torsion). Die Spiralfedern (Schraubenfedern) setzen sowohl dem Zusammendrücken und Ausziehen (d. h. der Verkleinerung und Vergrößerung des Abstandes zwischen den einzelnen Windungen, wobei das Material eine Torsion erleidet) als auch dem Zusammendrehen und Aufdrehen (wobei eine Biegung stattfindet) einen elastischen Widerstand entgegen, können also auf beide Arten verwendet werden. – F. heißt auch beim Holzverband eine leistenförmige Hervorragung auf der Kante des Brettes, welche in eine Längsnute auf der Kante eines andern Brettes paßt. – Früher nannte man F. auch einen leichten, zwei- oder mehrschneidigen Stoßdegen mit Korb, wie solche namentlich in Frankreich im 16. Jahrh. gebräuchlich waren (estoc).

Feder, Johann Georg Heinrich, Popularphilosoph, geb. 15. Mai 1740 in dem baireuthischen Dorf Schornweißach, studierte zu Erlangen Theologie und Pädagogik, war von 1768 bis 1782 Professor der Philosophie an der Universität Göttingen; starb als Direktor des Pageninstituts 22. Febr. 1821 in Hannover. Von seinen ihrer klaren und geschmackvollen Darstellungsweise wegen zu ihrer Zeit vielgelesenen Schriften nennen wir: den „Grundriß der philosophischen Wissenschaften“ (2. Aufl., Kob. 1769); die „Untersuchungen über den menschlichen Willen“ (2. Aufl., Lemgo 1785–92, 4 Bde.; ital., Brescia 1822); „Institutiones logicae et metaphysicae“ (5. Aufl., Götting. 1797); „Über Raum und Kausalität“ (das. 1787), worin er dem Kantschen Idealismus entschieden entgegentrat. Seine Selbstbiographie: „Feders Leben, Natur und Grundsätze“ gab sein Sohn Karl August Ludwig heraus (Leipz. 1825). Als Philosoph gehörte F. zu den bessern der zur Leibniz-Wolfschen Schule hinneigenden Eklektiker, welche die Philosophie zur Verbreitung der Aufklärung, besonders auch zur Beförderung gemeinnütziger psychologischer Kenntnisse und der Kultur des ästhetischen und des historischen Urteils nutzbar zu machen strebten.