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MKL1888:Feuer

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Feuer“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Feuer“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 6 (1887), Seite 200
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Feuer. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 6, Seite 200. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Feuer (Version vom 17.02.2024)

[200] Feuer, eine aus gleichzeitiger Licht- und Wärmeentwickelung gebildete Erscheinung. Tritt dieselbe an festen oder flüssigen Körpern auf, so nennt man sie Glut, bei Gasen Flamme. Wo Licht ohne nachweisbare Wärme entwickelt wird, spricht man nicht von F., wie z. B. beim Phosphoreszieren. Im Altertum hielt man das F. für etwas Materielles, und Aristoteles nennt es eins der vier Elemente. Vgl. Lindner, Das F., kulturhistorische Studie (Brünn 1881); Heumann, Das F. (Basel 1883). Über die Umstände, unter denen Feuererscheinungen auftreten, vgl. Licht und Wärme. – F. heißen auch die bei der Darstellung und Verarbeitung von Schmiedeeisen benutzten Feuerstätten mit und ohne Gebläse, welche, mit Holzkohlen, Koks oder Steinkohlen geheizt, bald zur Hervorbringung oxydierender Wirkung (Schmiede- oder Frischfeuer, Feineisenfeuer, Feuergrube), bald zur Reduktion (Rennfeuer), bald nur zum Erhitzen (Wärme-, Schweiß-, Gärbfeuer etc.) dienen.

Feuer, im militärischen Sinn das Schießen aus Feuerwaffen, daher Feuerwirkung die durch die verfeuerten Geschosse erzielten Resultate; Feuergefecht, ein Kampf, in dem nur von den Schußwaffen Gebrauch gemacht wird, man also in gewissem Abstand vom Gegner bleibt. Feuerarten sind bei der Infanterie: a) Einzelfeuer in zerstreuter Ordnung, gesteigert bis zum Schnellfeuer; b) Einzelfeuer aus geschlossenen Abteilungen, Schnellfeuer genannt, wobei jeder Mann im Glied feuert, sobald er geladen und das Ziel erfaßt hat; c) gleichzeitiges F. auf Kommando, Salven größerer oder kleinerer Abteilungen, auch gliederweise (im Karree), viergliederig, wobei zwei dicht hintereinander stehende Abteilungen zugleich schießen, die vordern zwei Glieder knieend, die hintern stehend, im vorigen Jahrhundert auch Pelotonfeuer zu drei Gliedern. Salven wie Einzelfeuer werden im Liegen, Knieen, Stehen eingeübt. Bei der Artillerie unterscheidet man a) geschützweises F., wobei die Geschütze der Batterie mit kleinen Pausen nacheinander feuern, von einem Flügel anfangend, so daß man die Wirkung jedes Schusses beobachten kann, und b) Schnellfeuer mit Schrapnells oder Kartätschen, vorübergehend gegen direkten Angriff auf die Batterie gerichtet, wobei jedes Geschütz feuert, sobald es geladen und gerichtet ist. Feuerpausen sind kurze Unterbrechungen der Schießthätigkeit unter Beibehaltung der Feuerbereitschaft. Im Festungskrieg bestimmt die vom Kommandeur der Artillerie fast jeden Tag festgestellte Feuerordnung die Zahl der täglich oder stündlich abzugebenden Schüsse und die zu beschießenden Ziele.