MKL1888:Feuerspritzen

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Feuerspritzen“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Feuerspritzen“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 6 (1887), Seite 211213
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wikipedia-Logo
Wikipedia: Feuerspritze
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Feuerspritzen. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 6, Seite 211–213. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Feuerspritzen (Version vom 19.12.2022)

[211] Feuerspritzen, transportable Druckpumpen (s. Pumpen), welche zum Zweck des Löschens von Feuersbrünsten Wasser in springenden Strahlen in die Höhe treiben. Damit diese möglichst gleichförmig werden, bedient man sich eines das Wasser direkt aus der Pumpe empfangenden Windkessels, dessen elastischer Luftraum den aus dem Windkessel tretenden Strahl reguliert. Das Pumpwerk ist auf einem fahrbaren Gestell angebracht und wird auf diesem durch Menschen oder Zugvieh zum Orte der Gefahr befördert, an Ort und Stelle gewöhnlich durch Menschenkraft, in größern Städten neuerdings durch Dampfkraft in Betrieb gesetzt. Fig. 1 zeigt eine gewöhnliche zweicylindrige Feuerspritze für Menschenbetrieb. R ist das Saugrohr, welches entweder aus dem die Pumpen umgebenden Reservoir, zu welchem das Wasser mit Eimern herbeigetragen wird, oder mit Hilfe eines angeschraubten, im Innern durch eine Metallspirale versteiften Schlauches (Spiralschlauch) das Wasser den Cylindern CC zuführt. S Druckrohr, unten in den Windkessel Z einmündend; D Steigrohr, dessen Fortsetzung lange, in eine metallene Ausflußöffnung (Mundstück) endende Schläuche bilden. Die Holzbohle GG trägt die Lagerböcke L des Druckhebels HH. Letzterer bewegt sich in besondern, Seitenschwankungen ausschließenden Leitungen, und sein Hub wird durch Puffer begrenzt. Die F. sind in neuerer Zeit mehrfach verbessert worden, besonders in Bezug auf die Zugänglichkeit der Ventile. Letztere ist erreicht durch Anbringung der Ventilhähne (s. Figur), weiter, hahnförmiger Gehäuse, in welchen sämtliche Ventile untergebracht sind und mit ihnen durch Lösung einer einzigen Schraube aus der Maschine herausgenommen und ebenso leicht wieder hineingesetzt werden können. Die Schläuche werden mit [212] dem Steigrohr einerseits, dem Mundstück anderseits und, wenn es nötig[WS 1] ist, untereinander mittels Verschraubungen verbunden. – Die Dampffeuerspritzen, welche zuerst auf der Londoner Industrieausstellung

Fig. 1.
Zweicylindrige Feuerspritze.

1862 erschienen (obwohl bereits 1831 eine durch Dampf zu betreibende Feuerspritze konstruiert war), sollen keineswegs die Handfeuerspritzen überflüssig machen, sondern sind bestimmt, bei besonders heftigen und anhaltenden Feuersbrünsten Hilfe

Fig. 2.
Dampffeuerspritze.

zu bringen. Sie bestehen stets aus einem stehenden Dampfkessel, der bei möglichst großer Heizfläche einen möglichst kleinen Wasserraum umschließt, um schnell angeheizt zu sein und Dampf zu geben. In Amerika, wo das Löschwesen fast nur auf Dampfspritzen beruht, wird das Wasser in den Dampfkesseln durch Gasflammen warm erhalten. Die Zeit zur Fahrt nach dem Brandort genügt dann, um Dampf zu machen. Die doppelt vorhandenen Pumpen sind doppelt wirkend und werden direkt von den Kolbenstangen der Dampfcylinder betrieben. Witte in Berlin erreicht die augenblickliche Dienstfähigkeit der F. durch Anwendung flüssiger Kohlensäure, welche jeder Dampfspritze in einem besondern Behälter mitzugeben ist, im geeigneten Augenblick durch ein mit Rückschlagventil versehenes Rohr in den Dampfraum des Kessels eingelassen wird u. vorläufig die zum Betrieb der Pumpen nötige Kraft liefert, bis inzwischen das Kesselwasser zum Sieden gekommen ist. Fig. 2 zeigt eine Dampffeuerspritze von Fleur. u. Komp. in Paris. A eiserner Rahmen, welcher mittels Federn von vier Rädern getragen wird und zur Aufstellung des Kessels und der Maschine dient. B Dampfkessel mit den in die Feuerbüchse C hineinragenden Fieldschen Röhren D (s. Dampfkessel, S. 453), E Feuerthür, F Rost, G Schornstein, H Standbrett für den Heizer, J Dampfzuführungsrohr mit der zur Dampftrocknung dienenden Kappe K, L einer der [213] beiden Dampfcylinder im Querschnitt, M Schiebersteuerung, N Kolbenstange, in der Mitte mit der zum Betrieb der um 90° doppelt gekröpften Kurbelwelle O erforderlichen Kreuzschleife, an den Enden mit dem Dampf- und Pumpenkolben versehen, P Abdampfrohr mit Blasrohr Q, R eine der beiden doppelt wirkenden Pumpen mit Saugventilen S und Druckventilen S1, T Windkessel, U eins der beiden Druckrohre zum Anschrauben der Schläuche (die Saugrohre sind in der Figur verdeckt), V Sitz für den Kutscher und einige Feuerwehrleute. Neuerdings hat man auch Dampfspritzen konstruiert, bei welchen die Pumpen und Dampfcylinder durch Pulsometer (s. d.) ersetzt sind. Hierdurch ist die ganze Spritze außerordentlich vereinfacht. Über die Leistungen einer solchen Pulsometerspritze ist noch nichts bekannt. Vgl. Jeep, Bau der Pumpen und Spritzen (Leipz. 1871); Mohr, Die Wasserförderung (Weim. 1883); Bach, Die Konstruktion der F. (Stuttg. 1883).

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: nöt g