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MKL1888:Finnischer Meerbusen

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Finnischer Meerbusen“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Finnischer Meerbusen“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 6 (1887), Seite 278
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Finnischer Meerbusen. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 6, Seite 278. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Finnischer_Meerbusen (Version vom 18.09.2022)

[278] Finnischer Meerbusen, der östlichste Busen der Ostsee, der im N. vom Großfürstentum Finnland, im S. von Esthland und vom Gouvernement St. Petersburg begrenzt wird. Seine ganze Länge beträgt 370 km, seine Breite 50–110 km, seine Tiefe an manchen Stellen 95–110 m, an andern nur 8–20 m. Die östlichste Spitze des Finnischen Meerbusens heißt von Oranienbaum und Kronstadt an die Kronstädter Bucht, welche viele seichte Stellen hat. Das Wasser des Finnischen Meerbusens gefriert seines geringen Salzgehalts wegen von St. Petersburg bis zu den Inseln Hogland, Lembasar etc.; doch ist das Eis nur in strengen Wintern haltbar. In ihn münden der Kymmeneelf, der Borgå, die Newa, die Narwa, die Luga etc. Das Meer ist am finnischen Ufer von Wiborg bis Björneborg mit Felsen besäet, welche eine zahllose Menge Inseln (Schären) von verschiedener Form und Größe bilden. Bis zum Vorgebirge Hangö erstrecken sich diese Inseln in einem schmalen Streifen längs des Ufers hin; aber an der Ecke von Finnland bilden sie einen weiten Archipel, der in den Ålandsinseln endigt. Zwischen diesen Inseln und dem schwedischen Festland, zwischen Eckerö und Grisselham, ist nur 75 km weit offenes Meer. An der Nordküste des Golfs hat man seit der Mitte des 18. Jahrh. ein allmähliches Heben des Landes (allerdings nur um 0,5 bis 0,6 m pro Jahrhundert) und damit zusammenhängend ein Sinken des Meeresspiegels beobachtet. In der Mitte des Meerbusens steigt die Insel Hogland als ein gigantischer Felsblock aus der Meerestiefe auf. Um sie her gruppiert liegen die Inseln Lawansaari, Penisaari, Seiskär, Groß- und Kleintyttersaari; die letzte der Inseln ist Kotlin (Kesselinsel) mit Kronstadt. Die Fahrt auf dem Finnischen Meerbusen ist nicht bloß wegen der zahlreichen Felseninseln und Granitklippen, sondern auch wegen der vielen Untiefen und Versandungen beschwerlich und gefahrvoll, wozu noch im Frühling die gewaltigen Eismassen kommen, welche die finnischen Flüsse und besonders die Newa dem Finnischen Golf zuführen, wenn dessen eigne Eisrinde selbst schon längst geborsten ist. Dennoch gehört der Finnische Meerbusen zu den am meisten befahrenen Armen der Ostsee. Petersburgs bedeutender Handel lockt allein jährlich Tausende von Schiffen aus allen Ländern Europas, selbst aus Amerika in diese Gewässer. Dazu kommen noch die vielen andern, zum Teil blühenden See- und Handelsstädte, wie Hapsal, Baltischport, Reval, Kunda in Esthland, Narwa (im Gouvernement St. Petersburg), Wiborg, Fredrikshamn, Lowisa, Borgå, Helsingfors, Ekenäs und Abo in Finnland. Fast alle diese Seestädte haben treffliche Häfen; Reval, Kronstadt (der Haupthafen Petersburgs), Ruotzinsalmi (Rotschensalm) an der Mündung des Kymmeneelf und Sweaborg bei Helsingfors dienen selbst ganzen Geschwadern der russischen Kriegsflotte zur Station. Die Häfen sind durch treffliche Forts, zum Teil durch Festungen ersten Ranges verteidigt, vor allem durch die Kriegshäfen Reval, Kronstadt, Rotschensalm und Sweaborg. Im Finnischen Meerbusen gibt es 22 Leuchtfeuer, wovon sich 12 an den Küsten und 10 mitten im Meer auf den Felseninseln befinden. S. Karte „Livland etc.“