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MKL1888:Flaxman

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Flaxman“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Flaxman“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 6 (1887), Seite 348349
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Flaxman. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 6, Seite 348–349. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Flaxman (Version vom 13.04.2024)

[348] Flaxman (spr. flä́xmän), John, engl. Bildhauer, geb. 6. Juli 1755 zu York, widmete sich auf der königlichen Akademie, die er aber wegen vermeintlicher Zurücksetzung bald wieder verließ, dann unter der Anleitung von Banks, G. Cumberland, Sharp, Blake und besonders Stothart der Bildhauerkunst. Im J. 1782 heiratete er Anna Denman, die auf seine Studien einen günstigen Einfluß äußerte, und mit welcher er 1787 nach Italien ging, wo er sieben Jahre verweilte. Nach seiner Rückkehr wurde er 1800 Mitglied und 1810 Professor der Bildhauerkunst an der Akademie zu London und starb 9. Dez. 1826. F. war einer der ersten Künstler, welche, Winckelmann nacheifernd, den Geist der antiken Kunst erfaßten; seine Kompositionen sind oft von überraschender Größe, sein Stil ist stets edel und rein; allen seinen Gestalten verlieh er das Gepräge eines streng sittlichen und erhabenen Charakters. Besonders haben ihm seine skizzierten Zeichnungen, worin sich der Reichtum seiner Phantasie am vollkommensten entfaltete, großen Ruf erworben. Am berühmtesten sind die Umrisse zu Homers „Odyssee“ (Rom 1793; nachgestochen von Riepenhausen [Götting. 1803; neuer Abdruck, Berl. 1865], Schnorr u. a.) und „Ilias“ (Lond. 1795); ferner die Zeichnungen zu [349] Dante (neu hrsg. 1867), die Blätter zu Äschylos (beide gestochen von Piroli) und zu Hesiod (gestochen von Blake); seine sechs Bitten und sein Ugolino. Von seinen plastischen Werken sind hervorzuheben: die lebensgroße Figur der griechischen Komödie und die Reliefs: der Schild des Achilles (gestochen von Freebairn 1846); die Vestalin; Cäsars Tod; Apollo und Marpessa; William Jones, die indischen Gesetzbücher sammelnd; Dein Wille geschehe; die Marmorstatuen der Resignation, einer Viktoria zu Leeds, eines schlafenden Kindes, einer Psyche, eines Apollo als Hirten und des John Kemble in der Westminsterabtei. Von den vielen Monumenten, durch welche F. die großen Männer seiner Nation verherrlichte, sind zu nennen: das Basrelief zum Andenken des Dichters Collin in der Kirche zu Chichester; das Denkmal des Lords Mansfield und das der Familie Baring zu Micheldever in Hampshire; Nelsons Grabmal und die Statuen Joshua Reynolds’ und Adam Howes in der Paulskirche zu London; Pitts Statue in Glasgow. Flaxmans anatomische Studien erschienen unter dem Titel: „Anatomical studies of the bones and muscles for the use of artists“ (19 Platten, gestochen von Landseer, Text von M. Robertson, Lond. 1833); seine „Lectures on sculpture“ (das. 1829, zuletzt 1866) dienen noch jetzt als Unterrichtsmittel.