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MKL1888:Flensburg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Flensburg“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 6 (1887), Seite 369
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Flensburg. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 6, Seite 369. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Flensburg (Version vom 30.06.2021)

[369] Flensburg, Kreisstadt in der preuß. Provinz Schleswig-Holstein, Knotenpunkt der Linie Neumünster-Vamdrup der Preußischen Staatsbahn und der Eisenbahn Kiel-Eckernförde-F., liegt hufeisenförmig

Wappen von Flensburg.

um das Westende der Flensburger Förde, eines 30 km langen Meerbusens der Ostsee, in einem von Hügeln umgebenen Thal, besteht vornehmlich aus einer 4 km langen Hauptstraße und hat 3 evangelische und 1 kath. Kirche. Die Bevölkerung zählte 1885 mit der Garnison (2 Infanterie-Bataillone Nr. 86 und 1 Bataillon Nr. 84) 33,094 Seelen, darunter waren 1880: 460 Katholiken und 63 Juden. Die Industrie ist nicht unbedeutend. F. besitzt ein großes Eisenhüttenwerk, Eisengießereien und Maschinenfabriken, ein großes Etablissement zur Herstellung von Kupfer- und Messingblech, eine Schiffswerfte für den Bau eiserner Dampfer, eine Zement- und Kalkfabrik, bedeutende Ziegeleien an der Förde, eine Thonwarenfabrik, Glashütte, Palmöl-, Palmkuchen-, Spiritus-, Essig-, Tabak-, Zündwaren-, Papier- und Möbelfabrikation, eine Reismühle, Bierbrauereien und Fischräuchereien. Der Handel bezieht sich auf Kolonialwaren, Chemikalien, Steinkohlen, Holz, Getreide, Sämereien, Petroleum, Vieh etc. F. hat eine Handelskammer, eine Reichsbankstelle, eine Privatbank und eine Filiale der Kopenhagener Bank. 1883 liefen ein 1329 Schiffe (davon 1201 beladen) mit 117,446 Ton., aus 1138 Schiffe (davon 641 beladen) mit 120,208 Ton. Die Reederei der Stadt F. zählt 59 Schiffe mit 27,755 Ton. Tragfähigkeit, darunter 44 Dampfschiffe. An öffentlichen Anstalten bestehen: ein Gymnasium, verbunden mit Realgymnasium, eine Landwirtschafts- und Handelsschule, eine Navigationsschule, eine Diakonissenanstalt und ein Kunstgewerbemuseum. Die städtischen Behörden setzen sich zusammen aus 6 Magistratsmitgliedern und 24 Stadtverordneten. F. ist Sitz eines Landgerichts (für die 22 Amtsgerichte in Apenrade, Bredstedt, F., Friedrichstadt, Garding, Hadersleben, Husum, Kappeln, Leck, Lügumkloster, Niebüll, Norburg, Nordstrand, Pellworm, Rödding, Schleswig, Sonderburg, Tinnum, Toftlund, Tondern, Tönning und Wyk), eines Hauptsteueramts, des Stabes der 18. Division und der 35. Infanteriebrigade. In der Nähe der Kupfer- und Messinghammer Krusau und etwa 4 km entfernt der anmutige Badeort Glücksburg. – F. ist wahrscheinlich im 12. Jahrh. gebaut, erhielt 1284 von Herzog Waldemar IV. Stadtrechte, ward bald darauf befestigt, hatte aber viel durch Kriegsdrangsale zu leiden. So eroberten es 1451 die Holsteiner, 1627 die Kaiserlichen; seit 1643 fiel es öfters in die Hände der Schweden, die es auch 1713 brandschatzten. Dennoch gelangte es durch die Gunst seiner Lage bald wieder zu einer bedeutenden Handelsblüte. Nach 1848 ward es unter dänischer Herrschaft die Hauptstadt von Schleswig. In seiner Nähe fanden zwischen 1848 und 1864 mehrere heftige Gefechte statt, namentlich bei Bau 9. April 1848, bei Översee 6. Febr. 1864. In F. starb 1412 die Königin Margarete, die Begründerin der Kalmarischen Union von 1397. Das dänische Sprachgebiet beginnt unmittelbar nördlich von F., umfaßt aber auch noch einige Orte im SO. der Stadt. Vgl. Holdt, F. früher und jetzt (Flensb. 1884); „Reise- und Badeführer für F. und Umgegend“ (3. Aufl., das. 1882).