MKL1888:Göttling

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Göttling“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Göttling“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 7 (1887), Seite 570
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Göttling. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 7, Seite 570. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:G%C3%B6ttling (Version vom 28.12.2022)

[570] Göttling, Karl Wilhelm, namhafter Philolog, geb. 19. Jan. 1793 zu Jena als Sohn des seiner Zeit verdienten Chemikers Joh. Friedr. Aug. G. (gest. 1809), vorgebildet auf dem Gymnasium zu Weimar, studierte seit 1811 in Jena, trat 1814 in das Korps der freiwilligen weimarischen Jäger, setzte nach dem Frieden seine Studien in Berlin unter Wolf, Böckh und Buttmann fort, fand im Frühjahr 1816 eine Anstellung als Professor am Gymnasium zu Rudolstadt und übernahm 1819 das Direktorat des neubegründeten Gymnasiums in Neuwied, welches er jedoch schon 1821 niederlegte. Von einer wissenschaftlichen Reise nach Paris zurückgekehrt, ward er 1822 in Jena außerordentlicher Professor der Philologie, hierauf 1826 Direktor des philologischen Seminars und Universitätsbibliothekar, 1829 Honorarprofessor, 1831 ordentlicher Professor, 1842 Geheimer Hofrat, 1851 auch Professor der Beredsamkeit. Seine akademische Lehrthätigkeit, in der er durch seine Frische und Innigkeit außerordentlich anregend wirkte, wurde nur durch längere Reisen unterbrochen, 1828 nach Italien und Sizilien, 1840 nach Griechenland, 1846 nach Paris und London, 1852 in Gesellschaft von Preller und Hettner nochmals nach Griechenland und Konstantinopel. G. starb 20. Jan. 1869 in Jena. Seine bedeutendsten Werke sind seine Ausgaben von Aristoteles’ „Politica“ (Jena 1824) und „Oeconomicus“ (das. 1830) sowie die des Hesiod (Gotha 1831; 3., von H. Flach umgearbeitete Ausgabe, Leipz. 1878); sodann aus dem Gebiet der griechischen Grammatik: „Theodosii Alexandrini grammatica“ (das. 1822) und „Allgemeine Lehre vom Accent der griechischen Sprache“ (Jena 1835); endlich die Schriften: „Geschichte der römischen Staatsverfassung bis zu Cäsars Tod“ (Halle 1840); „Thusnelda, Arminius’ Gemahlin, und ihr Sohn Thumelicus in gleichzeitigen Bildnissen nachgewiesen“ (Jena 1843, 2. Ausg. 1855) und „Fünfzehn römische Urkunden“ (Halle 1845). Die germanistischen Abhandlungen: „Über das Geschichtliche im Nibelungenlied“ (Rudolst. 1814) und „Nibelungen und Ghibellinen“ (das. 1817) haben nur noch historischen Wert. Seine kleinern Arbeiten sind zum größten Teil vereinigt in „Gesammelte Abhandlungen aus dem klassischen Altertum“ (Bd. 1, Rudolst. 1851, Bd. 2, Münch. 1863) und „Opuscula academica“ (Leipz. 1869). Um seine Vaterstadt hat sich G. noch besonders verdient gemacht durch die Stiftung des archäologischen Museums und der sogen. „Rosenvorlesungen“, d. h. Vorlesungen von Dozenten vor einem weitern Publikum im Rosensaal. Göttlings Briefwechsel mit Goethe aus den Jahren 1824–31 wurde von K. Fischer (Münch. 1880) herausgegeben. Vgl. Kuno Fischer in der Vorrede zu den genannten „Opuscula“; Nipperdey, Memoria Goettlingii (Jena 1869); Lotholz, K. W. G. (Stargarder Programm 1876); Wendt, K. W. G. und sein Verhältnis zu Goethe („Preußische Jahrbücher“ 1881).