MKL1888:Galēnos

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Galēnos“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 6 (1887), Seite 838
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Galēnos. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 6, Seite 838. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Gal%C4%93nos (Version vom 09.03.2024)

[838] Galēnos, Claudius, nächst Hippokrates der berühmteste Arzt des Altertums und zugleich der fruchtbarste Schriftsteller auf dem Gebiet der Heilkunde, geb. 131 n. Chr. zu Pergamon in Kleinasien, wo sein Vater Nikon Architekt war, widmete sich dem Studium des Aristoteles und Theophrastos, dann der Arzneikunde in Smyrna, in Korinth und in Alexandria, übernahm 158 in Pergamon die ärztliche Pflege der Gladiatoren, erwarb sich 164–167 in Rom durch glückliche Kuren und durch seine anatomischen Vorlesungen einen Namen, ging dann nach Griechenland, bereiste Palästina und mehrere Inseln zu wissenschaftlichen Zwecken, hielt sich dann eine Zeitlang bei Marcus Aurelius und Lucius Verus zu Aquileja im Lager auf und ward 170 Leibarzt des Kaisers Commodus. Noch 197 befand er sich zu Rom, scheint aber nicht bis zu seinem Ende dort geblieben zu sein. Er soll im 70. Jahr gestorben sein. G. huldigte humoralpathologischen Anschauungen und suchte in den vier Kardinalsäften (Schleim, Blut, gelbe und schwarze Galle) die Lebenssäfte zu finden, aus denen alle festen Teile gebildet werden, und durch deren unzweckmäßige Mischung sich die Krankheiten entwickeln. Als wichtigsten Kardinalsaft betrachtete er das Blut. Wir besitzen noch 82 unbezweifelt echte Schriften von ihm, 18 verdächtige, von 19 nur Fragmente, außerdem aber noch 18 ziemlich weitläufige Kommentare über Schriften des Hippokrates. Diese Schriften gewannen eine große Bedeutung, wurden auch in das Arabische übersetzt und galten bis Paracelsus als unantastbare Autorität. Eine lateinische Übersetzung seiner Werke erschien früher als das Original unter dem Titel: „Galeni Pergamensis medicorum omnium principis opera“ (Vened. 1490, 2 Bde.; 1522, 3 Bde.). Andre (griechische) Ausgaben sind: Editio princeps (Vened. 1525, 5 Bde.; Basel 1588, 5 Bde.), die Hauptausgabe (mit Hippokrates) von Charterius (Lütt. 1679, 13 Bde.; neue Aufl. von Kühn, Leipz. 1821–33, 20 Bde.); eine französische Übersetzung gab Daremberg (Par. 1854–56, 2 Bde.), deutsche Übersetzungen einzelner Teile Sprengel und Nöldecke. Von einzelnen Schriften wurden herausgegeben die Εἰσαγωγὴ διαλεκτική von Minas (Par. 1844); „Fragmente des Kommentars zum Timäos des Platon“ (das. 1848); „De Placitis Hippocratis et Platonis libri IX“ wurde herausgegeben von I. Müller (Leipz. 1874, Bd. 1), „De partibus philosophiae“ von Wellmann (Berl. 1882) und die kleinern Schriften von Marquardt u. a. (Leipz. 1884 ff.).