MKL1888:Galizien

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
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Band 6 (1887), Seite 843847
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Galizien. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 6, Seite 843–847. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Galizien (Version vom 07.03.2024)

[843] Galizien, österreich. Kronland (seit 1772), das als solches den Titel „Königreich G. und Lodomerien, nebst dem Großherzogtum Krakau und den Herzogtümern Auschwitz und Zator“ führt, liegt zwischen 19° 10′ und 26° 30′ östl. L. v. Gr. und zwischen 48° und 50° 40′ nördl. Br., wird im N. von Russisch-Polen, im O. von Rußland und der Bukowina, im S. von Ungarn, im W. von Österreichisch- und Preußisch-Schlesien begrenzt und umfaßt ein Areal von 78,497 qkm (1425,6 QM.). S. Karte „Ungarn, Galizien etc.“

[Physische Beschaffenheit.] Der Bodenbeschaffenheit nach ist der südliche Teil des Landes, der am Nordabhang der Karpathen liegt, ein Hochland, das sich mit seinen Gebirgszweigen bis 30 km in das Land verbreitet. Die Karpathen treten als Westbieskiden an die Grenze und erreichen in der Babiagura 1722 m. Ihnen folgt zwischen Dunajec und Poprad ein Mittelgebirge (1100–1300 m hoch), dem die Ostbieskiden sich anschließen, deren niederer Kamm (ca. 800 m) von Straßen (z. B. Duklapaß) und Eisenbahnen überschritten wird. Erheblich höher steigen die Wald- und Marmaroscher Karpathen an, in denen die Czerna Hora 2051 m erreicht. Eine Parallelkette im Innern hat noch Gipfel von mehr als 1700 m Höhe. An dem Zentralstock der Hohen Tatra hat G. nur geringen Anteil; der höchste Punkt in diesem ist die Waxmundska (2192 m). Weiter nordwärts verflacht sich G. zum Hügelland und geht endlich am Dnjestr und an der Weichsel in ebenes Tiefland über, [844] das nur noch jenseit dieser Flüsse im O. zu dem wellenförmigen Plateau der podolischen Höhe (bis 400 m) und im NW. von Krakau zu dem galizischen Anteil der Tarnowitzer Platte (bis 470 m) ansteigt. – Was die Gewässer betrifft, so gehört der westliche Teil Galiziens dem Stromgebiet der Weichsel, der östliche dem des Dnjestr an, zum kleinern Teil dem des Dnjepr im NO. (bei Brody) durch den Styr, der ein Zufluß des Pripet ist, und dem der Donau durch den Pruth, der die südöstliche Ecke des Landes durchfließt. In die Weichsel münden als Nebenflüsse in G., von den Karpathen kommend, die Sola, Skawa, Raba, der Dunajec mit dem Poprad und der Biala, die Wisloka, der schiffbare San mit dem Wislok und der Bug; der Dnjestr dagegen empfängt rechts den Stryj, die Swica, die Lomnica und Bistrica, links die Lipa-Zlota, Stripa, Sered und den Zbrucz (oder Podhorce), welcher die Ostgrenze bildet. Unter den Zuflüssen des Pruth ist der Czeremosz, der Grenzfluß gegen die Bukowina, nennenswert. Unter den 35 Mineralquellen (worunter sich 22 schwefelhaltige finden) sind der Säuerling zu Szczawnica, die eisenhaltigen Quellen zu Krynica, die Jodquellen von Iwonicz und die Schwefelquellen von Truskawiec die besuchtesten. G. hat unter allen österreichischen Kronländern das strengste Klima, da die Extreme der Wärme und Kälte ca. 80° C. auseinander liegen. Ohne Schutz gegen die rauhen Nord- und Nordostwinde, hat es späte Frühlinge, kurze Sommer, aber lange und kalte Winter. Die mittlere Jahrestemperatur von Lemberg stellt sich auf 8° C., in Tarnopol sinkt sie sogar bis 6,1° C. Die mittlere Wärme des Juli erreicht in Lemberg 19,4°, in Tarnopol 18,6° C.; die mittlere Kälte des Januars in Lemberg −3,8°, in Tarnopol −5,8° C. Der mittlere Niederschlag stellt sich für Lemberg auf 72 cm, in Krakau erreicht er nur 57 cm. Gewitter sind nicht häufig; die Winterstürme kommen aus NO.

[Bevölkerung.] Die Bevölkerung von G. betrug Ende 1869: 5,444,689, Ende 1880: 5,958,907 Einw. und hat sich demnach in der Zwischenperiode um jährlich 0,82 Proz. vermehrt. Die sonst noch viel bedeutendere Volkszunahme (in der Periode 1857–1869 jährlich 1,42 Proz.) wurde im letzten Jahrzehnt durch verheerende Epidemien (Cholera 1872–73, Diphtheritis 1878–79) aufgehalten. Auf 1 qkm entfallen im Durchschnitt 76 Einw., als Extreme stehen sich die Bezirke Biala (131 Einw. auf 1 qkm) und Nadworna (31 Einw. auf 1 qkm) gegenüber. An Wohnorten gibt es 83 Städte, 230 Märkte und 11,060 Dörfer mit 926,319 bewohnten Häusern. Hinsichtlich der Nationalität (Umgangssprache) kommen von der Gesamtbevölkerung Ende 1880: 42,9 Proz. auf die Ruthenen, 51,5 Proz. auf die Polen. Diese überwiegen in Westgalizien, jene in Ostgalizien. Innerhalb dieser beiden slawischen Volksstämme unterscheiden sich merklich die Bewohner der Gebirge von denen der Ebene, nicht allein in Sitte und Tracht, sondern auch in Körperbeschaffenheit. Die Bergbewohner in den westlichen Karpathen, die Goralen (ein Fünftel der gesamten polnischen Bevölkerung), sind hochgewachsen und brünett, dagegen die Bewohner der Weichselebene, die Masuren und Lisowiaken, von mehr untersetzter Statur und blond. Die Polen bilden den galizischen Adel und im W. auch den Bauernstand. Im O. treten die Bewohner des Gebirges, Huzulen genannt, als der schönste und stämmigste Menschenschlag Galiziens hervor; die übrigen, Ruthenen, von denen jene einen kleinen Teil ausmachen, sind ein abgehärtetes, starkknochiges Geschlecht, langsam, demütig, fast melancholisch, aber treffliche Arbeiter, gefällig und höchst gastfreundlich. Außerdem wohnen in G. Deutsche (über 100,000, darunter viele Kolonisten, welche seit Joseph II. ins Land kamen) in den größern Städten und mehr als 100 kleinern Ortschaften über das ganze Land verteilt; ferner 2430 meist handeltreibende Armenier (mitunter auch wohlhabende Großgrundbesitzer) und 686,596 Juden, mehr als zwei Drittel der israelitischen Bevölkerung des gesamten Kaiserstaats. Letztere leben in den Städten von Handel und Gewerbe, in den Dörfern von Pachtungen und Landbau; die Geschäfte liegen meist in ihren Händen. Eine besondere Sekte der galizischen Juden sind die Karaiten, welche den Talmud verwerfen und sich im 13. Jahrh. zu Halicz angesiedelt haben. Sie sind gegenwärtig auf wenige Familien zusammengeschmolzen. Von den christlichen Bewohnern bekennen sich 2,714,977 zur römisch-katholischen Kirche (vorwiegend Polen im W.), 2,510,408 zur griechisch-katholischen Kirche (zumeist Ruthenen im O. des Landes); 40,994 sind evangelisch, 2430, wie bereits erwähnt, Armenier. Die Römisch-Katholischen stehen unter einem Erzbischof (zu Lemberg) und 3 Bischöfen (zu Krakau, Przemysl und Tarnow); die Griechisch-Katholischen unter einem Erzbischof (zu Lemberg) und einem Bischof (zu Przemysl); die Armenisch-Katholischen gleichfalls unter einem Erzbischof zu Lemberg; die Protestanten haben einen Superintendenten und 4 Seniorate.

[Land- und Forstwirtschaft.] G. ist vorwiegend ein Acker- und Getreideland. Der Boden ist fast durchgängig, die Karpathengegenden und einige morastige Striche ausgenommen, fruchtbar. Er wird aber schlecht bebaut, und auch das Klima ist im allgemeinen dem Anbau nicht sehr günstig, weshalb der Ertrag verhältnismäßig gering ist. Die produktive Bodenfläche beträgt nahezu 97 Proz. der ganzen Landesfläche; auf Ackerland kommen 50, auf Wiesen 111/2, auf Gärten 11/2, auf Weiden 10, auf Wald 263/4 und auf Teiche und Sümpfe 1/4 Proz. der produktiven Bodenfläche. Die Getreideernte ergibt jährlich etwa 26 Mill. hl, hauptsächlich Hafer, Roggen und Gerste und zwar über den eignen Bedarf des Landes, weniger Weizen; außerdem werden auch, namentlich im O. des Landes, Mais, Buchweizen und Hirse angebaut. In den Gebirgsgegenden wiegt der Anbau von Kartoffeln (30 Mill. hl) und Flachs (125,000 metr. Ztr.) vor. Weinbau findet in G. nicht statt. Dagegen ist noch die Kultur von Tabak (36,000 metr. Ztr.), Hanf (250,000 metr. Ztr.), Hülsenfrüchten (1,200,000 hl), Klee (3,7 Mill. metr. Ztr.), mehreren Öl- und Gewürzpflanzen (Raps, Anis, Fenchel, Mohn, Kümmel etc.) sowie der Rübenbau (3,8 Mill. metr. Ztr.) von Bedeutung. Auch die Obstkultur, der Gemüse- und Gartenbau sowie die Wiesenkultur sind in G. ergiebig. Bei zweckmäßiger Bewirtschaftung und ausreichenden Arbeitskräften würde der Ertrag des Landes jedoch noch bedeutend höher sein. Die Wälder, sehr ungleich verteilt, bestehen aus Laub- wie aus Nadelhölzern und liefern Bäume (Kiefern, Erlen und Eichen) von bedeutender Größe, die behufs des Schiffbaues in großer Anzahl ins Ausland versendet werden. Der jährliche Holzzuwachs beträgt ca. 6 Mill. Festmeter. Die Holzausfuhr geht hauptsächlich nach Russisch-Polen und Preußen (Danzig). Die Beförderungsmittel für den Holzexport bieten hauptsächlich die Flüsse Weichsel mit Dunajec und San und Dnjestr, auf welchen jährlich über 4 Mill. metr. Ztr. zum Schiffbau bestimmten Holzes ausgeführt werden. In einzelnen Gegenden sind jedoch die Waldungen bereits [845] verwüstet, und manche Gegenden im O., besonders um Tarnopol und Czortkow, leiden Holzmangel. Die Viehzucht Galiziens ist bedeutend, wenn sie auch noch vielfach der Vervollkommnung bedarf. Auf den ausgedehnten Weiden des Gebirges, wo eine Art Sennwirtschaft betrieben wird, gedeiht zahlreiches und treffliches Rindvieh (eine große, weißgraue Art mit langen Hörnern), das als Mastvieh viel nach den westlichen Kronländern, namentlich auch auf den Wiener Markt, ausgeführt wird. In den Ebenen nimmt in neuester Zeit die Zucht veredelter Schafe sehr zu und produziert geschätzte Wolle. Auch die galizischen Pferde sind von guter Rasse und zeichnen sich namentlich durch Leichtigkeit und Abhärtung aus. Außerdem werden Ziegen und Geflügel, besonders Gänse, in großer Menge gezogen; nicht minder ist die Bienenzucht von erheblichem Umfang, und das podolische Wachs wird fast dem türkischen gleichgesetzt. Nach der Zählung von 1880 bestand der Viehstand Galiziens in 735,262 Pferden, 1011 Maultieren und Eseln, 2,242,861 Stück Rindvieh, 609,253 Schafen, 13,225 Ziegen, 674,302 Schweinen und 295,686 Bienenstöcken. Die Fischerei in den zahlreichen Flüssen und Teichen des Landes ist sehr lohnend und auch die Jagd noch wichtig. An wilden Tieren finden sich in den Wäldern der Karpathen noch jetzt Wölfe, Luchse und Bären, von denen 1881: 94, resp. 39 und 15 erlegt wurden. Eine Art Schildlaus liefert die sogen. polnische Kochenille, die man am Weggras sammelt und zum Färben verwendet.

[Bergbau und Salinenwesen.] Unter den Bodenschätzen des Landes nehmen Steinsalz und Steinkohlen die erste Stelle ein. Das Salz ist in dem äußern Kranz der Karpathen im W. bei Wieliczka und Bochnia, im O. bei Stebnik, Bolechow, Lacko, Dolina, Drohobycz, Delatyn, Kossow und Kalusz (Kalisalz) in großer Mächtigkeit vorhanden. Zusammen wurden 1884 in elf Salinen, welche 1655 Arbeiter beschäftigten, 513,211 metr. Ztr. Steinsalz, 460,946 metr. Ztr. Sudsalz und 200,484 metr. Ztr. Industriesalz im Wert von 9,148,422 Gulden gewonnen. Die Kohlengruben liegen im Krakauer Gebiet und ergaben bei einer Verwendung von 1415 Arbeitern 1884: 4 Mill. metr. Ztr. Steinkohle. Eisenerz wird gleichfalls im westlichen Teil des Landes, 1884 in sechs Bergwerken mit 244 Arbeitern, in einer Menge von 150,000 metr. Ztr. gewonnen und teilweise in zwei Eisenschmelzwerken zu 58,800 metr. Ztr. Roheisen verhüttet. Außerdem wurden 1884: 87,000 metr. Ztr. Braunkohle, 900 metr. Ztr. Schwefel, 19,000 metr. Ztr. Bleierz und 137,000 metr. Ztr. Zinkerz gewonnen und aus letztern in zwei Zinkhütten 21,400 metr. Ztr. metallisches Zink und 21,700 metr. Ztr. Zinkweiß im Wert von 690,000 Gulden erzeugt. Von großer Wichtigkeit ist die Gewinnung von Petroleum, welche in G. zwar schon lange bekannt ist, aber vordem kaum gewürdigt wurde und erst, nachdem das Mineralöl seit etwa 1859 ein so hervorragender Gegenstand des Welthandels geworden ist, auch hier bedeutenden Aufschwung nahm. Das bisher aufgeschlossene Ölgebiet beträgt mehr als 9000 Hektar; die reichhaltigsten Gruben sind im südöstlichen Teil des Landes, im Bezirk Kolomea, und bei Boryslaw im Bezirk Drohobycz gelegen. Seit einigen Jahren sind systematische und bergmännisch betriebene Bohrarbeiten eingeleitet und Dampfmaschinen zum Bohren und Pumpen des Petroleums aufgestellt worden. Die Zahl der Raffinerien belief sich 1884 auf 57, welche jährlich ungefähr 200,000 metr. Ztr. raffiniertes Mineralöl erzeugen. Von sonstigen Mineralien werden Marmor, Alabaster, Schleifsteine und andre nutzbare Steinarten gewonnen.

[Industrie und Handel.] Von eigentlicher Industrie ist in G. nur wenig die Rede. Eine größere Fabrikindustrie hat sich in dem westlichsten, an Schlesien angrenzenden Teil entwickelt, wo Biala der Hauptsitz der Tucherzeugung ist (mit etwa 24,000 Spindeln und 320 Kraftstühlen). Eine große Ausdehnung hat die Branntweinbrennerei mit 525 Unternehmungen, welche hauptsächlich Kartoffeln als Rohstoff verarbeiten und über den Bedarf des Landes produzieren. Es bestehen 185 Bierbrauereien, aber nur wenig größere. Außerdem besitzt G. einige Maschinenfabriken (in Biala für die Tucherzeugung, in Lemberg und Krakau für die Landwirtschaft, Müllerei, Bäckerei, Brennerei), 16 Glashütten (für ordinäres Hohl- und Tafelglas), zahlreiche Ziegel- und Kalkbrennereien, Sägewerke, 7 Papierfabriken (mit 11 Papiermaschinen), 2 Rübenzuckerfabriken, 5 ärarische Tabaksfabriken und 50 Dampfmühlen (neben 3700 Wasser- und Windmühlen), endlich zahlreiche kleine Gerbereien und Unternehmungen für Seifen-, Kerzen- und Zündhölzchenerzeugung. Die Leinweberei und Halinatucherzeugung bildet namentlich im östlichen Teil des Landes eine Nebenbeschäftigung der Landbevölkerung. Der Handel, der sich, wie erwähnt, größtenteils in den Händen der Juden befindet, ist ziemlich lebhaft. Zur Ausfuhr kommen meist nur Rohprodukte: Getreide, Klee- und Ölsaat, Holz, Vieh (besonders Mastochsen), Salz, Petroleum und Spiritus. Dagegen wird fast der ganze Bedarf an Industrieartikeln aus dem westlichen Österreich eingeführt. Von Bedeutung ist der Transitverkehr zwischen Westösterreich und Deutschland und den Ländern am Schwarzen Meer, welcher durch die großen Eisenbahnlinien, die G. durchziehen, vermittelt wird. Es sind dies die Karl Ludwigs-Bahn von Krakau über Lemberg nach Brody und Podwoloczyska (Anschlüsse nach Rußland gegen Kiew und Odessa), die Lemberg-Czernowitzer Bahn (Anschluß nach Rumänien gegen Jassy und Galatz) und die Galizische Transversalbahn (von Saybusch über Sandec u. Stanislau nach Hussiatyn). Nach Ungarn führen aus G. drei Eisenbahnlinien, welche die Karpathen bei Zwardon, Leluchow und Lupkow mittels Tunnels durchschneiden. Eine vierte Linie von Stryi nach Munkács ist im Bau. Die Gesamtlänge der Bahnen in G. beträgt 2462 km. Außerdem bestehen 12,500 km meist gut gebauter und vortrefflich erhaltener Straßen. Zudem sind die meisten Flüsse schiff- oder flößbar; die Regulierung der Weichsel, die oft meilenweit von den vor Überschwemmung schützenden Dämmen begleitet ist, die des San und Dnjestr sind im Werk. Die Länge der Wasserstraßen beträgt 1070 km. Banken und Kreditinstitute (hauptsächlich für den Bodenkredit) bestehen in G. sieben mit einem eingezahlten Aktienkapital von 6,5 Mill. Gulden und einem Pfandbriefumlauf von über 100 Mill. Gulden. Die Sparkassen haben sich noch wenig eingebürgert, es sind deren 22 mit einem Einlagenstand von 36 Mill. Gulden vorhanden. An Bildungsanstalten besitzt G. 2 Universitäten, zu Lemberg und Krakau, mit je 900 Hörern, eine technische Hochschule zu Lemberg (200 Studenten), eine Kunstschule zu Krakau (125 Studierende), 4 theologische Lehranstalten; 17 Obergymnasien, 4 Untergymnasien und 3 Realgymnasien, 5 Oberrealschulen und eine Unterrealschule, 6 Bildungsanstalten für Lehrer und 3 für Lehrerinnen (Zahl der Schüler an allen Mittelschulen 14,030); 2 Handelsschulen, eine Staatsgewerbeschule, eine [846] kunstgewerbliche Fachschule und 15 andre Gewerbeschulen, 9 landwirtschaftliche Schulen, eine Bergschule und 3126 Volksschulen mit 397,605 schulbesuchenden Kindern (von 709,941 schulpflichtigen, also 56 Proz.). Zu Krakau hat eine Akademie der Wissenschaften ihren Sitz.

Administrative Einteilung Galiziens.
Bezirk Areal in QKilom. Bevöl­kerung 1880
Biala 658 85944
Bóbrka 907 61183
Bochnia 824 93988
Bohorodczany 933 49914
Borszczów 854 97935
Brody 1879 129690
Brzesko 833 85376
Brzežany 1139 81108
Brzozów 709 71389
Buczacz 1113 103225
Chrzanów 722 72706
Cieszanów 1189 68202
Czortków 810 57257
Dąbrowa 629 55964
Dobromil 858 58553
Dolina 2513 78833
Drohobycz 1373 110901
Gorlice 886 74072
Gródek 802 61519
Grybów 591 45388
Horodenka 827 76949
Hussiatyn 903 77791
Jaroslaw 1328 103281
Jaslo 837 96931
Jaworów 1012 65465
Kalusz 1147 65089
Kamionka strumilowa 1522 87553
Kolbuszów 851 65223
Kolomea 1212 110091
Kossów 1928 69520
Krakau (Stadt) 13 66095
Krakau (Umgebung) 493 60072
Krosno 950 70702
Lancút 1146 119242
Lemberg (Stadt) 32 109746
Lemberg (Umgeb.) 1255 98461
Limanowa 948 67692
Lisko 1880 74118
Mielec 821 66218
Mosciska 736 68190
Myslenice 1094 80654
Nadwórna 1944 60040
Neumarkt 1127 70251
Neu-Sandec 1381 99542
Nisko 993 55891
Pilzno 854 47537
Podhajce 1056 71784
Przemysl 1035 89734
Przemyslany 990 61991
Rawaruska 1401 85287
Rohatyn 1162 85132
Ropczyce 739 71237
Rudki 730 58857
Rzeszów 1157 133409
Sambor 1256 79216
Sanok 1149 86953
Saybusch 1059 90450
Skalat 870 73692
Sniatyn 604 68193
Sokal 1335 80394
Stanislau 796 86700
Staremiasto 712 44958
Stryi 1906 81193
Tarnobrzeg 1030 60079
Tarnopol 1167 108670
Tarnów 802 94827
Tlumacz 1008 80027
Trembowla 572 63235
Turka 1459 55955
Wadowice 863 95507
Wieliczka 711 89140
Zaleszczyki 869 66357
Zbaraz 772 59869
Zloczów 1687 126877
Zolkiew 1203 71864
Zydaczów 940 61829
Summa: 78497 5958907

[Verfassung und Verwaltung.] Was die Verfassung von G. betrifft, so besteht der Landtag aus 150 Mitgliedern und zwar: den 3 Erzbischöfen, 4 Bischöfen, 2 Universitätsrektoren, 44 Abgeordneten des großen Grundbesitzes, 20 der Städte und Märkte, 3 der Handels- und Gewerbekammern, 74 der Landgemeinden. Die Zahl der Mitglieder des Landesausschusses beträgt 6, die der Abgeordneten im Reichsrat 63. Als politische Behörde besteht die Statthalterei in Lemberg, der die Magistrate von Lemberg und Krakau und 74 Bezirkshauptmannschaften unterstellt sind. In den Bezirken sind auch autonome Bezirksvertretungen vorhanden. In gerichtlicher Beziehung bestehen das Oberlandesgericht in Lemberg mit dem Landesgericht, 7 Kreis- und 105 Bezirksgerichten und das Oberlandesgericht in Krakau mit dem Landesgericht, 4 Kreis- und 57 Bezirksgerichten. Die Leitung der finanziellen Angelegenheiten besorgt eine Finanzlandesdirektion mit 12 Finanzbezirksdirektionen, den Zollämtern, Steuerämtern etc.; für Handel und Volkswirtschaft wirken die Postdirektion, die Berghauptmannschaft zu Krakau und 3 Handelskammern (Lemberg, Krakau, Brody). Das Wappen des Kronlandes (s. Tafel „Österreichische Wappen“) nimmt im österreichischen Reichswappen den linken Eckschild der untern Schildreihe ein. Es wird durch einen blauen, in die Länge geteilten und mit einer Bügelkrone geschmückten Schild gebildet, worin rechts (für G.) ein schmaler roter Querbalken im blauen Feld mit einer schwarzen Dohle oberhalb und drei goldenen Zinkenkronen unterhalb, links aber (für Lodomerien) zwei von Silber und Rot geschachte Querbalken im blauen Feld erscheinen. Das Wappen für Auschwitz (Oswiecim) ist ein roter, einköpfiger Adler im blauen Feld mit dem Buchstaben O, für Zator ein weißer Adler im blauen Feld mit dem Buchstaben Z auf der Brust. Die Landesfarbe ist Blau-Rot. Landespatrone Galiziens sind St. Michael und St. Stanislaus. Hauptstadt ist Lemberg. Die administrative Einteilung des Landes in Bezirkshauptmannschaften und Städte mit eignem Statut s. nebenstehende Tabelle.

Geschichte.

G., dessen Name aus dem slawischen Halicz (s. d.) entstanden ist und im historischen Sinn das Nordkarpathengelände östlich vom Sanfluß, im modernen auch das ehemalige Weiß-Chorwatien, westlich von diesem Flusse, seit der Eroberung durch die Lechen oder Polen „Klein-Polen“ oder Herzogtum Krakau-Sendomir genannt (daher: Ost- und Westgalizien), umfaßt, zeigt einerseits polnische, anderseits kleinrussische oder ruthenische, russinische Bevölkerung, nachdem die ältere chorwato-serbische südwärts gezogen, weshalb auch die Geschichte des Landes mit der von Polen und Rußland eng zusammenhängt. Der westliche Teil, in dem obigen historischen Sinn das eigentliche G., war seit dem 10. Jahrh. von den polnischen Großfürsten zu Krakau abhängig, während der östliche, Wladimir (Lodomerien), so genannt nach dessen Eroberer Wladimir d. Gr., unter den Großfürsten zu Kiew stand und damals schon auch „Rotrußland“ (Cervonaja Rus) hieß. Seit Wladimirko (1145) aus dem Geschlecht der Wladimirovičen taucht erst der Name Halič (nach der Hauptstadt des Reichs) auf. Lange Zeit ward das Land von innern Fehden und Thronstreitigkeiten zerrissen, wodurch die Entfaltung der politischen Selbständigkeit gehemmt wurde. Die Vertreibung des Fürsten Wladimir von G. durch den Fürsten Roman von Lodomerien benutzte der König Bela III. von Ungarn, um 1190 sich selbst den Titel „König von G.“ (Rex Galatiae) beizulegen und seinen Sohn Andreas als Statthalter von G. einzusetzen. Allein Wladimir vertrieb mit polnischer Hilfe den von allen gehaßten Andreas und wurde vom König Kasimir von Polen 1191 wieder in G. eingesetzt. Als er 1198 kinderlos starb, nahm Roman, Fürst von Wladimir, mit polnischer Hilfe auch G. in Besitz, und G. wurde mit Wladimir verbunden. Es gelang dem energischen Roman, seine Unabhängigkeit von Polen und Ungarn zu behaupten. Allein nach seinem Tod (1205) kehrte die vorige Zwietracht und Schwäche zurück, und die Streitigkeiten der Thronprätendenten boten wieder den angrenzenden Mächten vielfach Gelegenheit zur Einmischung, wobei bald der polnische, bald der ungarische Einfluß überwog. Nach langem Streit wurde 1215 ein Vergleich geschlossen, nach welchem Daniel, der Sohn Romans, Lodomerien erhalten, G. aber an des Königs von Ungarn zweiten Sohn, Koloman, fallen sollte; letzterm gab König Lesko von [847] Polen seine Tochter Salomea zur Gemahlin. Hierauf wurde Koloman 1215 vom Erzbischof von Gran als König von G. gekrönt. Diesen vertrieb aber bald (1220) der Fürst Mstislaw von Nowgorod, welcher G. seinem Schwiegersohn Andreas, Sohn des Königs Andreas von Ungarn, überließ. Andreas aber mußte 1228 dem Fürsten Daniel Romanowič von Lodomerien weichen, welcher Lodomerien seinem Bruder Basil überließ und 1235 der Krönung Belas IV. als ungarischer Vasall beiwohnte. 1244 wurde Daniel den Tataren tributpflichtig, bat aber zu gleicher Zeit, von der griechischen Kirche zur römisch-katholischen übertretend, den Papst Innocenz IV. um Hilfe und wurde 1253 in Drogitschin von einem päpstlichen Legaten zum König von G. gekrönt. Als jedoch die päpstliche Hilfe ausblieb, brach Daniel 1257 nicht bloß alle Verbindung mit dem päpstlichen Stuhl ab, sondern trat auch wieder zur griechischen Kirche zurück. Mit Klugheit wußte er seine Herrschaft inmitten der sie bedrohenden Mächte zu behaupten, und das Land kam unter ihm zu beträchtlicher Blüte. Nach seinem 1266 erfolgten Tod regierte in G. sein jüngster Sohn, Schwarno, der Litauen mit G. vereinigte. Ihm folgte in G. sein älterer Bruder, Leo, der das schon von Roman gewonnene Kiew, G. und Lodomerien beherrschte, alle Sorgfalt jedoch lediglich auf G. verwendete und auch Lemberg von neuem befestigte. Besonders trug die Einwanderung vieler Krakauer während einer in Krakau herrschenden Hungersnot zur Blüte Galiziens bei. Nach dem Erlöschen des Hauses Romans 1335–1340 (mit Georg und Boleslaw) nahm König Kasimir III. von Polen das Fürstentum G. und Lemberg und 1349 auch Lodomerien in Besitz, und 1352 entsagte König Ludwig d. Gr. von Ungarn seinen Ansprüchen auf G. unter der Bedingung, daß nach Kasimirs Tod G. an Ungarn zurückfallen sollte. Als Kasimir 1370, ohne Söhne zu hinterlassen, starb, vereinigte Ludwig d. Gr. von Ungarn, jetzt auch König von Polen, G. und Lodomerien mit Ungarn und führte in beiden Fürstentümern die römisch-katholische Religion ein. Durch die Vermählung seiner Tochter Hedwig mit dem Großfürsten Wladislaw Jagello von Litauen kam G. 1382 bleibend wieder an Polen, bei dem es nun bis zu dessen Teilung blieb und mit Kleinpolen immer enger zu einem politischen Gebiet zusammenwuchs. Bei der ersten Teilung Polens (1772) kamen die Gebiete, welche etwa das jetzige G. bilden (zusammen 80,000 qkm), unter dem Titel des Königreichs G. und Lodomerien an Österreich, nachdem die Kaiserin Maria Theresia den Titel schon seit 1741 und das Wappen seit 1769 geführt hatte. 1786 vereinigte Österreich damit die Bukowina, die schon seit 1777 österreichisch war. Bei der letzten Teilung Polens (1795) erhielt Österreich noch die nördlich gelegenen Gebiete mit Bug und Pilica als Grenze unter dem Titel West- oder Neugalizien, während die alten Ost- oder Altgalizien genannt wurden. Doch schon im Wiener Frieden von 1809 mußte Österreich ganz Westgalizien nebst Krakau und dem Bezirk um die Stadt auf dem rechten Weichselufer sowie den Zamosker Kreis in Ostgalizien (50,000 qkm mit 1,470,000 Einw.) an das Großherzogtum Warschau, von Ostgalizien aber den Kreis Tarnopol (9000 qkm mit 400,000 Einw.) an Rußland abtreten. Der Wiener Kongreß 1815 ließ Westgalizien bei Polen, während der an Rußland abgetretene Teil von Ostgalizien an Österreich zurückgegeben, ein Teil des von Ostgalizien an Polen abgetretenen Gebiets aber zu der neuen Republik Krakau geschlagen wurde. Die letztere war seit 1830 ein Hauptherd der polnischen Verschwörungen, die von hier aus nach G. verpflanzt wurden. Als aber im Februar 1846 eine allgemeine Erhebung zur Wiederherstellung Polens versucht wurde, rückten österreichische, preußische und russische Truppen in Krakau ein, während in G. selbst das ruthenische Landvolk sich gegen den polnischen Adel erhob und sich für seine Bedrückung grausam an demselben rächte. Infolge dieser Unruhen wurde die Republik Krakau durch Übereinkunft der drei Schutzmächte 6. Nov. 1846 der österreichischen Monarchie einverleibt und 1849 mit dem Titel eines Großherzogtums zum Kronland G. geschlagen, die Bukowina aber als eignes Kronland von letzterm getrennt. Bei dem seit 1848 in Österreich vor sich gehenden Kampf der in der Monarchie vereinigten Nationalitäten suchten auch die Polen in G. eine größere Selbständigkeit zu erringen. Es gelang ihnen dies auch seit Einführung der Februarverfassung, indem sie den Reichsrat zwar beschickten und sich auch äußerlich reichstreu zeigten, aber ihre Zustimmung zu den Vorlagen der Regierung nur gegen immer neue Zugeständnisse an die Autonomie Galiziens erteilten. So erlangten sie völlig selbständige Verwaltung durch den Landtag, in dem die Polen die überwiegende Mehrheit hatten; sie benutzten dieselbe, um das Deutschtum völlig zu verdrängen und die Ruthenen gänzlich zu unterdrücken, alle Ämter fielen Polen zu. Im Ministerium waren sie durch einen Minister vertreten und spielten im Reichsrat die entscheidende Rolle, weshalb sie auch in Bezug auf Eisenbahnen, Feststellung der Grundsteuer u. a. besondere Vergünstigungen sich verschaffen konnten. Vgl. Hoppe, Geschichte von G. und Lodomerien (Wien 1793); Engel, Geschichte von Halitsch und Wladimir (bis 1772; das. 1793, 2 Tle.); Schmedes, Geographisch-statistische Übersicht Galiziens (2. Aufl., Lemb. 1869); Lipp, Verkehrs- u. Handelsverhältnisse Galiziens (Prag 1870); Szujski, Die Polen und Ruthenen in G. (Teschen 1882); Jandaurek, Das Königreich G. etc. (Wien 1884); „Spezial-Ortsrepertorium von G.“ (hrsg. von der k. k. statistischen Zentralkommission, Wien 1886).


Ergänzungen und Nachträge
Band 17 (1890), Seite 358
korrigiert
Indexseite

[358] Galizien. Die Bevölkerung von G., welche sich nach der Volkszählung von 1880 auf 5,958,907 Einw. belief, wird für Ende 1888 mit 6,488,620 Seelen berechnet. Die Ergebnisse der Bevölkerungsbewegung sind andauernd günstige: 1887 kamen auf 1000 Einw. fast 9 Trauungen, 45 Lebendgeborne und 33 Sterbefälle. Von den galizischen Unterrichtsanstalten zählten die beiden Universitäten zu Lemberg und Krakau 1887: erstere 110 Lehrer und 1171 Hörer, letztere 69 Lehrer und 1139 Hörer; die technische Hochschule zu Lemberg 48 Lehrer und 184 Hörer, die Kunstschule zu Krakau 11 Lehrer und 80 Schüler. An Mittelschulen besaß G. 1887: 26 Gymnasien und Realgymnasien, 5 Realschulen, 6 Lehrer- und 3 Lehrerinnen-Bildungsanstalten; Volks- und Bürgerschulen gab es 3426. Von den Erwerbszweigen der Bevölkerung von G. lieferte der Bergbau- und Hüttenbetrieb 1888 bei einer Anzahl von 3374 beschäftigten Arbeitern einen Produktionswert (nach Abzug des Wertes der verhütteten Erze) von 1,093,784 Gulden. Die Produktion umfaßte 5,152,365 metr. Ztr. Steinkohlen, 26,726 metr. Ztr. Braunkohlen, 27,561 metr. Ztr. Gußroheisen und 14,407 metr. Ztr. Zink. Von größerer Wichtigkeit ist der Salinenbetrieb, welcher 1481 Arbeiter beschäftigte und eine Produktion von 420,417 metr. Ztr. Steinsalz und 343,895 metr. Ztr. Industriesalz (in den beiden Staatsbergwerken zu Wieliczka und Bochnia), dann 454,314 metr. Ztr. Sudsalz (in neun ostgalizischen Salinen), zusammen im Wert von 8,077,838 Guld., ergab. Die hervorragendsten Zweige der im ganzen noch wenig entwickelten Fabrikindustrie sind (größtenteils nach der statistischen Erhebung für 1885): die Tuchindustrie von Biala und Umgebung (12 Unternehmungen mit 2953 Arbeitern, 20,500 Spindeln, 907 mechanischen und 398 Handwebstühlen und einem Produktionswert von 9,135,000 Guld.), die Branntweinbrennerei (1888: 602 Brennereien mit einer Erzeugung von 29,588,858 Hektolitergraden Alkohol), die Spiritusraffinerie, Likör- und Essigfabrikation, die Bierbrauerei (1888: 174 Etablissements mit 1829 Arbeitern und einer Produktion von 708,373 hl Bier), die in großem Aufschwung begriffene Petroleumgewinnung und -Raffinerie (100 Unternehmungen für Rohöl und 30 Raffinerien, zusammen mit 10,087 Arbeitern und einer Produktion von 840,220 metr. Ztr. Petroleum und Petroleumprodukten im Wert von 8,817,800 Guld.), der Sägebetrieb (728 Sägemühlen mit 4037 Arbeitern und einem Produktionswert von 4,742,700 Guld.), die Müllerei (3501 Mühlen mit 6742 Arbeitern und einem Produktionswert von 35,819,100 Guld.), die ärarische Tabaksfabrikation (5 Fabriken mit 3806 Arbeitern und einem Produktionswert von 7,785,300 Guld.), die Papierfabrikation (9 Fabriken mit 545 Arbeitern und einem Produktionswert von 1,016,800 Guld.). Außerdem bestehen in G. 12 Maschinenbauanstalten (677 Arbeiter), 7 Kalk- und Zementbrennereien, 6 Gipsbrennereien, 179 Ziegelbrennereien, 9 Thonwarenfabriken, 11 Glashütten, 2 Parkett- und 4 Möbelfabriken, 9 Gerbereien, eine Zuckerfabrik und Zuckerraffinerie (470 Arbeiter), eine Zinkweißfabrik, 12 Zündhölzchenfabriken (387 Arbeiter), 4 Öl-, 4 Leuchtgas-, 10 Spodium- und Superphosphatfabriken, 66 Buch- und Steindruckereien. An Verkehrswegen bestanden Ende 1888: 2637 km Eisenbahnen, ferner Ende 1887: 12,756 km Landstraßen und 2126 km Wasserstraßen. Der Hauptschiffahrtsverkehr findet auf der Weichsel und dem Dnjestr statt; auf ersterer verkehrten im Durchschnitt der letzten Jahre in der Thalfahrt 5500 Fahrzeuge und 2,3 Mill. metr. Ztr. Waren, hauptsächlich Werkholz und Steinkohlen. Als Kreditinstitute dienten Ende 1887: 6 Banken nebst 10 Filialen andrer Banken, welche hauptsächlich das Hypothekengeschäft betrieben (120,5 Mill. Gulden Pfandbriefumlauf), und 23 Sparkassen, welche 42,7 Mill. Guld. an Guthaben der Einleger ausweisen.