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MKL1888:Geheimmittel

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Geheimmittel“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 6 (1887), Seite 10191023
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Geheimmittel. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 6, Seite 1019–1023. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Geheimmittel (Version vom 22.12.2024)

[1019] Geheimmittel (Arcāna), Substanzen, welche als Arzneimittel oder zu technischen Zwecken unter Geheimhaltung ihrer Abstammung (Pflanzenteile etc.) oder Zusammensetzung verkauft werden. Die Geheimniskrämerei war früher in der Medizin und in der Technik weit gewöhnlicher als jetzt. Die Ärzte glaubten durch ihre Erfahrungen zu durchaus bewährten Formeln gelangt zu sein und hielten dieselben, eifersüchtig auf ihren Ruhm, mit Sorgfalt geheim. Gegenwärtig huldigt man andern Anschauungen, und nur ausnahmsweise werden noch mehr oder minder erprobte Mischungen, deren sich der Industrialismus [1020] der Apotheker bemächtigt hat, geheim gehalten. Dagegen spielen jetzt G., die vor allem dadurch charakterisiert sind, daß ihr Preis ihren wahren Wert weit übersteigt, eine große Rolle und finden hauptsächlich in der Scheu des Publikums, sich in gewissen Fällen einem Arzt anzuvertrauen, oder in dem Wunsch, Hilfe in Fällen zu erhalten, wo sie der Arzt nicht bieten kann, die Basis ihrer Existenz. Diese G., welchen sich auch mehrere für technische Zwecke bestimmte Mischungen anschließen, repräsentieren in ihrer großen Mehrzahl den gemeinsten Schwindel; die Urheber und Verkäufer derselben, meist schmutzige Spekulanten, wissen in der Regel das Gesetz geschickt zu umgehen, bedienen sich in ausgedehntem Maß der Presse, welche, bis auf einige ehrenhafte Blätter, leider solche Annoncen nicht zurückweist, und richten vor allem dadurch Schaden an, daß sie die Patienten veranlassen, durch Quacksalbereien vielleicht den richtigen Zeitpunkt zu verfehlen, wo noch ärztliche Hilfe möglich war. Um die Bekämpfung des Geheimmittelunwesens haben sich K. E. Bock (s. d.) in der „Gartenlaube“, Hager und Wittstein, Jacobsen, der Ortsgesundheitsrat von Karlsruhe u. a. große Verdienste erworben. Die Gesetzgebung bietet ungenügende Handhabe zur Verfolgung raffinierter Schwindler, und die auf Grund des § 6 der Gewerbeordnung erlassene kaiserliche Verordnung vom 4. Jan. 1875, den Verkehr mit Arzneimitteln betreffend, ferner Artikel 367 des Reichsstrafgesetzbuchs, Absatz 3, Zubereitung und Feilhalten von Gift und Arzneien betreffend, sowie die Betrugsparagraphen, event. die § 324 oder 326 des Reichsstrafgesetzbuchs kommen daher selten zur Anwendung. Sehr günstige Erfolge in der Bekämpfung des Geheimmittelunwesens hat die Schweiz erzielt, indem der Kanton Zürich Publikation und Verkauf von Geheimmitteln verbot, wenn diese nach ihrer Zusammensetzung erfahrungsgemäß schaden können oder auf bestimmt angeführte Krankheiten und Übel berechnet sind, welche zu behandeln nur dem geprüften Arzt zusteht, oder endlich im Preis oder durch die Art der Empfehlung auf eine Prellerei des Publikums ausgehen. Die von der Sanitätsdirektion erlassenen bezüglichen Verbote werden publiziert. In Fällen der Gesetzumgehung (durch Broschüren, wie Airys „Naturheilmethode“) ist ex officio einzuschreiten. Vgl. Wittstein, Taschenbuch der Geheimmittellehre (4. Aufl., Nördling. 1875); Hahn, Die wichtigsten der bekannten G. und Spezialitäten (4. Aufl., Berl. 1879); Richter, Geheimmittelunwesen (Leipz. 1875); Schnetzler, Die G. und die Heilschwindler (3. Aufl., Karlsr. 1883). Wir geben in nachstehendem eine Zusammenstellung einiger der bekanntern G. mit Angabe ihrer Bestandteile:

Acetidux, gegen Warzen, Hühneraugen etc., Lösung von 1 Chromsäure in 3 Wasser; 20 g 3 Mk.

Acetine, gegen Hühneraugen, Essigsäure, mit Fuchsin gefärbt; 15 g 1 Mk.

Dr. Airys „Naturheilmethode“, eine Broschüre, welche von F. A. Richter u. Komp. in Rudolstadt vertrieben wird, und in welcher die jetzt sehr zahlreichen Geheimmittel dieser Firma beschrieben und empfohlen werden. Die bekanntern Mittel sind: Pain Expeller, 80 g eines Gemisches von 35 Teilen der Tinktur aus spanischem Pfeffer, 20 Teilen verdünntem Spiritus und 20 Teilen Salmiakgeist. Preis 1,75 Mk. – Sassaparillian, ein mit Spiritus und Honig versetzter, 1 Proz. Jodkalium enthaltender Auszug aus Sassaparille und China. Preis 4,5 Mk. – Pills aus Jalappenharz, Jalappenpulver, Altheepulver und etwas bitterm Extrakt. 60 Pillen 1 Mk. – Calming Pastilles, Tabletten aus Zucker und Anisöl, gefärbt mit Lakritzensaft; 1 Mk. – Außerdem vertreibt die Fabrik noch eine große Zahl andrer Mittel von bedenklichem Charakter; alle von dorther stammenden Geheimmittel sind kenntlich an der Fabrikschutzmarke, einem Anker.

Akustikon, Mittel gegen Ohrenleiden, besteht aus Glycerin, Spiritus und ätherischem Öl.

Algontine, Mund- und Zahnwasser, wässerige Salpeterlösung mit Pfefferminzöl, Myrrhen- und Zimttinktur.

Alpenkräuterthee Dr. Schwarzes in Dresden, von Otto E. Weber in Berlin, enthält Sennesblätter, Malvenblätter, Huflattich, Zehrkraut, Goldwaldmeister, Ringelblumen, Wohlverleih, Schafgarbe, Flieder, Steinklee, Sassafras, Franzosenholz, Süßholz, etc.

American Pills von Boldt Lesington, für Vollblütige, Korpulente, bei sitzender Lebensweise, als Schutzmittel gegen ansteckende Krankheiten etc., bestehen aus Skammonium, Rhabarber und Seife.

Amykos-Aseptin von Barnängen in Schweden, ein gegen alle nur denkbaren Leiden empfohlenes Mittel, dessen wesentlichster Bestandteil Borsäure, in manchen Formen auch noch Alaun ist.

Anadoli von Kreller, orientalische Zahnreinigungsmasse, besteht aus 42 Seifenpulver, 44 Stärkemehl, 12 Seifenwurzel, 2 Bergamott- und Zitronenöl; 15 g 1 Mk.

Anatherin-Mundwasser von Popp, rotes Sandelholz 20, Guajakholz 10, Myrrhen 25, Gewürznelken 15, Zimt 5, Nelkenöl, Zimtöl je 0,66, Spiritus 1450, Rosenwasser 725, digeriert und filtriert; 100 g 3 Mk.

Anosminfußpulver von Bernar, gegen Fußschweiß und übeln Geruch der Füße, 21 Alaun mit 1 Maismehl; 60 g 4 Mk.

Anosminfußwasser von Koch, gegen übelriechenden Fußschweiß, Weinsäurelösung.

Antibakterion von Arwed v. Pistor, Reichsritter in Wien, eine Lösung von ca. 40 Proz. Zinkvitriol und 4 Proz. Alaun; wird als stark fäulniswidrig und desodorierend angepriesen. 1 Lit. 75 Kr.

Antifungin von Friedländer besteht aus ca. 20 Proz. Borax, 80 Proz. Borsäure und etwas Schwefelsäure.

Antiobesitas von Lehoussel in Genf, Mittel gegen Fettleibigkeit, stärkezuckerhaltige Jodkaliumlösung.

Antipsilothron von Hegewald, gegen das Ausfallen der Haare, verdünnte und parfümierte Galläpfeltinktur.

Asthmakraut von Plönes ist Stechapfelkraut, welches mit Salpeter imprägniert wurde; es wird angezündet und die Dämpfe eingeatmet. Eine Dosis 3 Mk., Wert 50 Pfg.

Asthmamittel. Rubales Asthmamittel, für längern Gebrauch bestimmt, in Flaschen von 200 g Inhalt, die mit Nr. 1–6 bezeichnet sind, besteht aus einer Lösung von Jodkalium, Bromkalium und Zucker in Wasser, stark kochenillerot gefärbt, in progressiver Steigerung der Dosis, so daß Nr. 1 die kleinere Dosis Jod- und Bromkalium, Nr. 6 die größere enthält; 3 Flaschen 15 Mk. – Asthmamittel von Aubrée, Abkochung von Senegawurzel mit Jodkalium, Opiumextrakt, Zucker und Spiritus.

Asthmathee von Orlein, Mischung aus Süßholzwurzel, Eibischwurzel, Isländischem Moos, Bitterklee und Andorn.

Asthmazigarretten von Kräpelin u. Hohn, enthalten Belladonna- (Tollkirschen-) Blätter; 15 Stück 1,50 Mk.

Augenwasser. Gräfes Augenwasser von Roth, 1,5 Zinkvitriol, 100 Fenchelwasser, gefärbt mit Fenchelsamentinktur; 100 g 4 Mk. – Whites Augenwasser von Ehrhard in Altenfeld, 3 Zinkvitriol, 4 Honig, 80 Wasser, parfümiert mit Nelkenöl; 1 Mk., Wert 5 Pf. – Romershausens, Auszug von Fenchelsamen mit Spiritus. Augenheilwasser von Hoffmann, Lösung von 1 Teil Eisenvitriol in 50 Teilen Rosenwasser.

Balsam, Berliner, von Böhm, gegen Wunden, Flechten, Geschwüre, Frostbeulen; ist unreines chlorcalciumhaltiges Glycerin.

Balsam Bilfinger, gegen Rheumatismus und Gicht, 25 schwarze Seife, 40 Wasser, 10 Spiritus, 10 Kampferspiritus, 20 Ammoniak, 5 Tinktur aus spanischem Pfeffer; 110 g 2,5 Mk.

Balsamum anthartriticum indicum, in Fläschchen zu 23 g mit 1 Mk. verkauft, ist indisches Holzöl (Wood oil) oder Gurjunbalsam, manchmal auch nur Harzöl.

Bandwurmmittel. Jacobis Bandwurmmittel, 20 g Kussopulver; 6 Mk. – Bandwurmmittel von Karig, Kupferoxyd 1, Zimtpulver 1,5, Milchzucker 10, gemischt und in 24 Pulver geteilt; 3 Mk. – Bandwurmmittel von Mohrmann besteht aus zwei Arzneien, von denen die eine aus 10 g Wurmfarn- und Granatwurzelextrakt, die andre aus einem Gemisch von je 8 g Himbeersaft und Rizinusöl zusammengesetzt ist. – Peschiers Bandwurmpillen bestehen aus je 1,6 g ätherischem Wurmfarnextrakt und Wurmfarnwurzelpulver, zu 20 Pillen formiert. – Genfer Bandwurmpillen vom Apotheker Bernard, Gelatinekapseln mit Rizinusöl, ätherischem Wurmfarnextrakt und Extrakt der Granatwurzelrinde. – Bandwurmpillen von Bloch, Auszug von Granatwurzelrinde.

[1021] Barellas Magenpulver, ein sehr unsachgemäß zusammengesetztes Gemisch von sodahaltigem, doppeltkohlensaurem Natron und ca. 5 Proz. Pepsin; 100 g 1,50 Mk.

Barterzeugungstinktur von Roger, Franzbranntwein 150, Kochsalz 10, Muskatblütentinktur 2. Barterzeugungstinktur von Bergmann, Auszug von Baumrinde mit etwas Rosmarin- und Thymianöl.

Bassorin, Wilhelms flüssiges Pflanzensedativ, ein völlig wert- und zweckloses Machwerk; eine parfümierte, schwach alkoholische Lösung von Schmierseife; 100 g 2,50 Mk.!

Bergersche Heilmittel gegen Lungenleiden. Gegen 10 Mk. Kurhonorar und 8,80 Mk. Medizinkosten erhält man 3 Fläschchen Medizin und ein kunstloses Gemisch einheimischer Kräuter. Die Flaschen enthalten 1) eine Auflösung von Holzteer in einem Absud von Pflanzenteilen; 2) eine desgleichen, doch mit größerer Menge Holzteer; 3) eine mit Gewürz (Nelken etc.) aromatisierte wertlose Abkochung von Pflanzenteilen.

Bettnässen, Thurmayrs Mittel gegen Bettnässen, zwei kleine, gleich große Flaschen, die eine gefüllt mit Mandelöl zum Einreiben in die Regio pubis, die andre zum Einnehmen (5–20 Tropfen morgens und abends), besteht aus gleichen Teilen eines am Tage gelassenen Harns und wässerigen Spiritus; 50 g des Öls 2 Mk.

Biscuits dépuratifs d’Olivier, gegen geheime Krankheiten etc., mit lügenhafter Reklame als unübertroffen empfohlen, bestehen aus Mehl, Milch und Zucker im Gewicht von 16 g. Das Einzelne enthält 0,01 g Quecksilberchlorid. Sehr gefährlich.

Brandts Schweizerpillen bestehen angeblich aus verschiedenen harmlosen Pflanzenextrakten; in Wirklichkeit größtenteils aus Aloe; 50 Pillen 1 Mk.

Braume-Einreibung des Dr. Netzsels. Mischung von absolutem Alkohol, Karbolsäure und Nelkenöl, gefärbt mit Kochenille. Preis 1 Mk., Wert 15 Pf.

Bruchpflaster von Krüsi-Altherr, gegen Unterleibsbrüche, besteht aus Fichtenharz und Terpentin.

Bruchsalbe von Sturzenegger, ein Gemisch von Schweineschmalz mit wenig Lorbeeröl. Preis 5 Mk., Wert 10 Pf.

Brustsirup, weißer Mayerscher, 4 zerriebener Rettich, mit 5 Wasser ausgezogen, abgepreßt, filtriert und in 6 Saft, 10 Zucker gelöst (häufig auch nur reine Zuckerlösung); 250 g 1,50 Mk.

Cotoinpillen, „antidiarrhöische Pillen, mit einem Gehalt von Cotoin“ bezeichnet, enthalten keine Spur dieser Mittel.

Diätetisch-kosmetische Anstalt von Hensler-Maubach in Villa Annaburg beschäftigt sich mit der Entfernung von Fettleibigkeit. Die Medikamente bestehen aus: 1) zwei Fläschchen mit Tropfen, von welchen die einen die gewöhnlichen Magentropfen (Tinctura amara der Pharmazeuten), die andern die bekannten Hallenser Salztropfen vorstellen; 2) einem Salzgemisch aus Kochsalz, Glaubersalz, Natrium bicarbonicum und Zucker. Preis der Mittel nebst Gebrauchsanweisung 20 Mk.

Diphtheritismittel von Lobenstock in Mitterndorf: 1) Umschlag-, resp. Gurgelwasser, eine ziemlich dünne Auflösung von Kupfervitriol in Zimtwasser; 2) Tropfen, ein spirituoser Auszug aus harmlosen Pflanzenteilen, versetzt mit Kochsalz.

Donats Brustkaramellen gegen Husten, Schwindsucht, Schlaflosigkeit, Nervenschwäche, mit Eibisch- und Süßholzwurzel bereitete Bonbons.

Eau de beauté von Auguste Renard in Paris, Orangenblütenwasser 122, Sublimat 0,45, Kalomel 2,5.

Eau de Lys de Lohse, Schönheitsmittel, Zinkoxyd 2, präparierter Talkstein 2, Glycerin 4, Rosenwasser 200.

Eau des Fées von Sarah Felix in Paris, Haarfärbemittel, Lösung von schwefligsaurem Blei in unterschwefligsaurem Natron, Glycerin und Wasser.

Eau d’espérance von Rothe, Schönheitswasser, Lösung von Salicylsäure und Borax in Spiritus.

Edelweißsalbe gegen Mitesser, Sommersprossen, Falten, Runzeln; Fett mit Pottasche und Portugalöl.

Epilepsiemittel. Jacobis Epilepsiemittel. Zwei Schachteln mit je 60 Pillen, die einen mit Veilchenwurzelpulver bestreut, die andern versilbert. Die ersten sollen die Krankheit heben, die zweiten zur Nachkur dienen; sie sind aber beide gleich zusammengesetzt, und zwar enthalten je 60 Pillen 3 g Zinkoxyd, 2 g phosphorsauren Kalk, 0,5 g Rhabarber und 0,5 Beifußwurzel. Beide Schachteln zusammen 9 Mk. – Epilepsiemittel von Quante in Warendorf: 1) mit Alkanna rot gefärbtes und mit Tieröl versetztes Petroleum; 2) Mischung aus Bromkalium, Bromammonium, baldriansaurem Zink und Beifußwurzel; 3) rektifiziertes Bernsteinöl. – Auxilium orientis von Boas, erst von Berlin, dann von München, jetzt von Paris aus vertrieben: 1) 5 Flaschen, jede ca. 200 g 1,3–3proz. Bromkaliumlösung enthaltend, versetzt mit einer Kleinigkeit Theeaufguß; 2) eine kleine Flasche Baldriantinktur; 3) ein wertloses Theegemisch. Zusammen 25 Mk., Wert kaum 3 Mk. – Epilepsiemittel von Roller, aus der Diakonissenanstalt zu Dresden, ist Horn, das in dicht verschlossenen Gefäßen halb verkohlt, dann gepulvert wurde. – Epilepsiemittel der Hofapotheke zu Schwerin besteht aus 91,23 Teilen Päonienwurzelpulver und 8,77 Teilen kohlensaurem Kalk. – Epilepsiemittel von Killisch, 200 Wasser, 7,7 Bromkalium, 0,03 schwefelsaures Atropin (fehlt bisweilen), bisweilen blau gefärbt; sehr teuer, aber kein fixer Preis. Schädlich!

Ervalenta, Revalenta, Revalescière Du Barry, schwankende Mischung von Erbsen-, Saubohnen-, Wicken-, Linsen-, Gersten- und Reismehl, mit Kochsalz und Zucker versetzt; 500 g 3,75 Mk.

Esprit d’Amaranthe, drei sehr gefährliche Sommersprossenmittel, Lösungen von 1, 2 und 3 Quecksilberchlorid in 30 Spiritus; unverschämt teuer.

Fenchelhonigextrakt von Eggers, gegen Hals-, Brust- und Unterleibsleiden, Honig mit Malzsirup und Fenchelöl.

Fieberpulver von James, Jamespulver, Jakobspulver, Gemenge aus phosphorsaurem und antimonsaurem Kalk und antimoniger Säure.

Five minutes flagrant pain curer von Walter Scott in New York, heilt jeden Schmerz in 5 Minuten; 6 Äther, 21 Glycerin, 3 Kochsalz, 170 Wasser.

Flechtensalbe von Schwarzlose und Schwartz, gegen Salzfluß, Flechten und alle Hautkrankheiten, 1 Perubalsam, 2 Karbolsäure, 10 gelbes Wachs, 30 Schweinefett.

Galène-Einspritzung von Schwarzlose, Lösung von Gummi und Bleizucker mit safranhaltiger Opiumtinktur.

Gedächtnislimonade von Raufer in Wien, löst nach mehrwöchentlichem Gebrauch „einen Schleier vom Gehirn“; sie besteht aus 15 Phosphorsäure, 15 Glycerin und 70 Wasser. 3 Mk.

Gehörlikör, Schweizer, Wasser mit etwas fuseligem Spiritus.

Gehöröl des Oberstabsarztes Dr. Schmidt, besteht aus Kampferöl, dem geringe Mengen Nelken- und Kajeputöl zugesetzt sind; ca. 20 Tropfen 5 Mk.; von Brackelmann in Soest, Provenceröl mit Sonnenblumenöl und Spuren von Kajeputöl, Sassafrasöl, Rosmarinöl, Kampfer.

Gichtketten von Winter in Berlin, Kupfer- und Zinkblechschlingen mit einer Kapsel aus denselben Metallen, gänzlich wirkungslos; 10 Mk., Geldwert 0,2 Mk.

Gichtmittel von Laville in Paris; 1) Likör: 800 spanischer Wein, 100 Spiritus, 85 Wasser, 2,5 Koloquintenextrakt, 5 Chinin und Cinchonin, 4,5 Kalksalze; 2) Pillen: 15 Judenkirschenextrakt, 5 Wasserglas und soviel wie nötig Pflanzenpulver.

Gichtpomade, amerikanische, von Meine u. Liebig in Hannover; eine Mischung von Vaselin und Teer, die wahrscheinlich auch Krotonöl enthält, da nach dem Gebrauch sich ein hartnäckiger schmerzhafter Ausschlag einstellt; 25 g 3 Mk.

Gichtpulver, Wundrams, 3 Pulver aus je 1 g Schwefelblüte und 0,3 g Zucker; 2,25 Mk.

Gicht- und Rheumatismusmittel von Mössinger: 1) Tropfen, eine weingeistige Aloelösung (ca. 1 : 50); 2) Einreibung, eine Lösung von 5 schwarzem Pech und 5 Kampfer in 40 Weingeist (80proz.) und 50 Terpentinöl; 3) Pflaster, eine Mischung von 1 Pech und 2 Terpentinöl.

Gichtwatte, Pattisons, schlecht geleimte Watte, auf der einen Seite mit weingeistigem Sandelholzauszug, welcher mit wenig Perubalsam und Benzoeharz parfümiert ist, rot gefärbt; 0,5 Mk.

Graines de beauté des Dr. Penelle in Paris. 100 Pillen von 13 g Gewicht, bestehend aus Hülsenfruchtmehl und Zucker, mit wenig aromatischen Pflanzenstoffen und mit einem starken Quecksilberüberzug (?!) versehen; 8 Mk.

Haarbalsam von Schwarzlose, Eau de Cologne mit flüssigem Styrax, Pottasche und Spanischen Fliegen.

Haarbleichmittel, „Aureoline“, „Blondeur“, „Gold Feen Water“, sind Lösungen von Wasserstoffsuperoxyd.

Haarerzeugungstinktur von P. Kneifel in Dresden, besteht aus Chinatinktur, Hoffmanns Lebensbalsam oder einer ähnlichen aromatischen Flüssigkeit und dem Safte der Zwiebeln; 32 g 1 Mk.

Haarfärbemittel existieren in einer Unzahl. Sie bestehen meist aus Lösungen von Metallsalzen, welche unter bestimmten Verhältnissen sich durch Zersetzung verschieden färben. Es ist erwiesen, daß die bleihaltigen Mittel schädlich wirken, während Lösungen von Silber und Wismut als unschädlich bezeichnet werden. Vor dem Gebrauch eines neuen Haarfärbemittels ist auf alle Fälle eine chemische Untersuchung desselben nötig.

[1022] Haarverjüngungsmittel, „Puritas“, von O. Franz u. Komp. in Wien, besteht aus 40 Glycerin, 100 Wasser, 3 kristallisierter Soda (etwas unterschwefligsaures Natron enthaltend), 15 Schwefelkadmium und 1,3 Schwefelzink.

Haarwasser mit Chinaextrakt von Heinrich in Leipzig, 2 Perubalsam, 6 Rizinusöl, 60 Rum, 35 Wasser. – Haarwasser von Bühligen in Leipzig, 10 Arnikatinktur, 5 Glycerin, 10 Weingeist, 60 Wasser; 6 Mk.

Hamburger Thee von Freese, 32 Sennesblätter, 16 Manna, 8 Koriander, 1 Weinsäure.

Hämorrhoidalsalbe von Bell, Salbe aus Galläpfeln und Fett.

Hämorrhoiden, Bergers Mittel gegen Hämorrhoiden, 3 Schachteln Pulver, welche Mischzucker, gemischt mit wenig Kohle, einer bittern Substanz oder Schwefel enthalten; 3 Schachteln 8 Mk.

Hämorrhoidenpulver von Wolff, Mischung von Schwefel, Magnesia und Rhabarber.

Hélénine de Korab der Pharmacie Chapés in Paris, gegen Lungentuberkulose. Gelatinekapseln, gefüllt mit Alantwurzelpulver; 30 Kapseln 3 Frank 50 Cent.

Homeriana von Kirchhöfer in Triest, gegen Lungenschwindsucht. 1 Paket Thee, bestehend aus dem Kraute des Vogelknöterichs (Polygonum aviculare). Preis 2 Mk., Wert kaum 5 Pf.

Hundswut, Pastor Drehers Mittel gegen Hundswut, Gemisch von gepulverten Maiwürmern (Meloë proscarabaeus) und unkenntlichem Pflanzenpulver; 4,50–6 Mk.

Huste-Nicht von L. H. Pietsch u. Komp. in Breslau, „Honig-Kräuter-Malz-Extrakt“ bezeichnet; eine konzentrierte Abkochung von Brustthee mit Früchten, versetzt mit Malzextrakt und Honig; 300 g 1,75 Mk.

Injection végétale au Matico von Grimault u. Ko., 0,2 essigsaures Kupfer in 140 destilliertem Maticowasser; 2,4 Mk. Schädlich.

Jugendspiegel, zuverlässiger Rat und sichere Hilfe für Geschwächte und Impotente, von Bernhardi, eine Broschüre, welche die Geheimmittel des Verfassers empfiehlt, 2 Flaschen mit honighaltigem Wasser; 1 Lit. 60 Mk.

Kalosin, vegetabilisches unschädliches (!!) Mittel gegen Sommersprossen, von Treu u. Nuglisch in Wien; 3 Flaschen à 36 g Inhalt mit Lösungen von Salmiak, Chlorzink und Quecksilberchlorid in Weingeist; 10,80 Mk. Gefährlich!

Katarrhpillen vom Apotheker Voß in Frankfurt a. M., bestehen aus Altheepulver, Enzianpulver, Cinchonidin, Tragant und Salzsäure.

Kokapillen von Sampson in New York, gegen Hals- und Lungenleiden, Schwindsucht etc., enthalten Kokaextrakt und Kokapulver, sind wirkungslos und viel zu teuer.

Koniferengeist vom Apotheker Radlauer in Posen, mit widerlicher Reklame angepriesen, ist eine Auflösung eines guten Terpentinöls (Waldwollöl?) in Weingeist.

Königstrank von Jacobi, Universalmedizin, 20 Apfelwein, 1 Sirup, 1 arabisches Gummi, 1 Pflaumenmus, mit einigen Tropfen Elixir proprietatis Paracelsi; 330 g 1,50 Mk.

Kräuterheilmittel des Schusters Lampe, Mixturen, Elixire und Tropfen aus Rhabarber, Sennesblättern, Faulbaumrinde, Enzian, Kardobenediktenkraut, Tausendgüldenkraut, Wermut, Kalmus, Kaskarillrinde etc., auch Elemisalbe.

Kräuterlikör von Daubitz, verschiedene Zusammensetzungen, z. B. 1 Anis, 1 Fenchel, 4 Pfefferminze, 8 Faulbaumrinde, 0,3 Essigäther, 6 aromatische Tinktur, 80 Lebenselixir, 100 Wasser, 30 Zucker.

Kräuterseife von Borchardt (dem verkappten Goldberger), grün gefärbte, parfümierte Seife; 75 g 0,6 Mk.

Kräuterthee von Wundram, 1 schlechter Rhabarber mit 3–4 Bittersalz und etwas Thymianöl.

Lebensessenz, schwedische, alkoholischer Auszug aus Aloe, Lärchenschwamm, Rhabarber, Safran, Zitwer-, Enzian-, Galgantwurzel, Myrrhe und Theriak.

Liebauts Regenerator ist eine mit einem Absud von einigen unschuldigen Wurzeln und Kräutern versetzte Dextrin- und Traubenzuckerschmiere; Flasche 6 Mk., Wert 50 Pf.

Lilionese, parfümierte, schwach weingeistige Lösung von kohlensaurem Kali; 2,5 Mk.

Maikur, eine Mischung von Sennesblättern, Sassaparillewurzeln, Holunderblüten, Fenchelsamen, Süßholz, Kornblumen, Ringelblumen, Kamillen und verwittertem Glaubersalz. Das bayrische Ministerium warnt vor diesem Thee, da durch Unwissenheit des Fabrikanten demselben Giftkräuter beigemengt sind.

Malzextrakt von Hoff, Bier mit viel Stärkesirup, Glycerin, Extrakt von Bitterklee, Faulbaumrinde, Zimt, Anis etc.

Menyl von A. Nieske in Dresden, ein kosmetisches Mittel, um rote Nasen blendend weiß zu machen, besteht aus einer spirituösen, etwas parfümierten Lösung von Benzoesäure, Salicylsäure und Thymol, ein dazu gehöriges Pulver aus Zinkweiß, Talkpulver und einer Spur Phenol.

Migränepulver von Kriebel, Chinin mit Rhabarber und Zucker.

Miraculopräparate von Stahn: 1) Injektion, Auflösung von Zinkvitriol in Wasser, versetzt mit Bittermandelwasser und Opiumtinktur; 2) Pillen, bestehend aus Eisenvitriol, Altheepulver, Kinopulver.

Morisonsche Pillen: 1) Aloe, Jalappenharz, Jalappenwurzel, Altheewurzel, je 50, Gutti 20, Skammonium 10; 2) Gutti 10, Aloe 100, Weinstein 60, Altheewurzel 50. Schädlich!

Mykothanaton von Vilaine u. Komp., gegen Mauerschwamm, Lösung von Kochsalz, Alaun, Schwefelsäure in Wasser; 1 Lit. 1,50 Mk.

Nervensalz, gegen Asthma, Blasenleiden, Zuckerharnruhr etc. von Hensel in Zürich-Neumünster, ist oberflächlich verwittertes, phosphorsaures Ammonium.

Ohrenpillen von Pinter, gegen Taubheit und Ohrenleiden, Bleipflaster mit Kampfer und Wachs.

Ozonapparate von Felix Gruner, bestehen aus einer Vase, deren innerer Raum für Aufnahme eines beigegebenen Pulvers bestimmt ist, während in die obere Öffnung ein Schwamm gelegt wird, der noch besonders zu befeuchten ist. Das Pulver besteht aus Braunstein und 10 Proz. rohem Kaliumpermanganat; die Lösung enthält neben Wasser Weingeist, etwas Äther und wenig ätherisches Öl.

Pain Expeller, s. oben Airys „Naturheilmethode“.

Panax-Extrakt des Apothekers B. Fiebag in Breslau, ist eine braune Flüssigkeit, die aus der in den Apotheken bekannten Gewürztinktur und langem Lebenselixir, einem Auszug der Schlangenwurz, besteht, außerdem eine Spur Pfefferminze enthält.

Paraische Klostermittel, Rettung der Jugend, Gesundheit dem Manne, Trost und Hilfe dem Greise, von Kietz u. Komp. in Duisburg: 1) Pillen; in einem Holzbüchschen befinden sich 36 Pillen, enthaltend 1,4 g Aloe, 1 g Skammonium, 1,2 g Chinarindenextrakt. Gefährlich! 2) Decoctum Parai, ein dem bekannten Zittmanndekokt ähnliches Mittel, versetzt mit Spiritus und Zucker; 3) 30 Pulver, Gemisch von 2/3 Schwefelblumen, 1/3 Magnesia; 4) Einreibung, Mischung von Terpentinöl und Kadeöl.

Pentsao-Präparate des Apothekers erster Klasse Tiedemann in Stralsund: 1) dunkelbraune weinartige Flüssigkeit, ein Auszug unreifer Pomeranzen mit Wein; 2) Einreibung, bestehend aus Spiritus mit kleinen Mengen wohlriechender Öle und einem Boraxauszug; zusammen 7 Mk.

Poho, angeblich chinesische Essenz gegen Migräne, Zahnschmerzen etc., meist teilweise verharztes Pfefferminzöl; 1 Fläschchen 1,50 Mk.

Porenöl von Kirchner, Mischung von konzentriertem Seifenspiritus mit Löffelkrautspiritus.

Regenerationspillen von J. U. Tauner in Herisau, 100 Pillen aus 4 g Eisenpulver, 1,66 g Chininsulfat und 7,5 g eines indifferenten Harzes.

Regenerator von Dr. Liebaut, zur Reinigung und Neubildung des Bluts und zur Stärkung der Nerven, Dextrin- und Traubenzuckerlösung mit Abkochung wirkungsloser Wurzeln etc.

Revalenta, Revalescière, s. oben „Ervalenta“.

Rheumatismusketten von Goldberger, Winter etc., gegen Nervenleiden, eine Kette aus abwechselnden Gliedern von Kupfer- und Zinkdraht, geschlossen durch ein Glasröhren, welches Kupfer- und Zinkfeilspäne enthält; 1,50 Mk., völlig wertlos.

Salzunger Tropfen zur Blutreinigung, starke Aloetinktur, kann sehr schädlich wirken.

Schweizer Pillen, s. oben „Brandts Schweizerpillen“.

Shaker Extract, eine gemischte Tinktur, in welcher Aloe, Capsicum, Salzsäure und pflanzliche Extraktstoffe nachweisbar sind. Nach Angabe sollen mannigfaltige amerikanische Pflanzen zur Bereitung des Extrakts dienen.

Silphium Cyrenaicum, gegen Brust- und Halskrankheiten, besonders der Lungenschwindsucht jeden Grades, von Derode und Deffès in Paris. Der frisch ausgepreßte Saft eines Laserkrauts, wahrscheinlich Laserpitium gallicum.

Sozodont, van Buskirks, von Hall u. Ruckel, Zahnmittel: gefärbte und parfümierte Lösung von 5 Seife in 6 Glycerin, 30 Spiritus und 20 Wasser; Pulver aus kohlensaurem Kalk, Magnesia und Veilchenwurzel; 3 Mk.

Syrop de Goudron de Norvége der Saxonia-Apotheke in Dresden, eine Mischung von Teerwasser und Zucker.

Trunksucht, Mittel gegen Trunksucht von Kretschmer, ein nutzloses Pulvergemisch aus ca. 75 Natronbicarbonat, 10 Weinsäure, 8 Schwefelblumen, 5 Haselwurzpulver, 2 Päonienwurzelpulver. [1023] – Mittel von Runge, wässerige Lösung von Brechweinstein; 8 Mk.

Waldschneckensaft von Antonie Keferstein, gegen Keuchhusten, ein gelbbrauner Sirup aus Honig und in Wasser gelöstem Gummi arabikum.

Wundersaft von Koch, auch konzentrierter Nahrungssaft genannt, 125 g weißer Sirup mit einer Spur Rettichsaft; 1,50 Mk.

Wundersaft des Dr. Jacobi, Apfelwein, Spiritus, Sirup, mit wenig aromatischer bitterer Tinktur und Bittermandelwasser; 300 g 1,70 Mk.

Zahnhalsbänder von Otto Glatte in Berlin, enthalten drei Papierstreifen, der eine mit Kupfervitriolpulver, der andre mit Zinkvitriolpulver, der dritte mit Braunsteinpulver bestreut; sie liegen übereinander in einer Hülle von Samtband. Wertlos!

Zahnhalsbänder, elektromotorische, von Gehrig u. Jehle, mit Schwefel bestrichener Kattun, in schwarzen Samt eingenäht; 1 Mk.

Zahntinktur von Wundram, Weingeist mit Pfefferminz- und Kajeputöl.

Zuckerharnruhr, Bergers Mittel gegen Zuckerharnruhr, vier Fläschchen mit je 25 g Milchzucker, mit wenigen Tropfen Kreosot verrieben, Nr. 2 und 4 sind durch Bolus schwach rot gefärbt. Außerdem noch ein Beutelchen von 50 g Nußblätterthee. Konsultation inkl. Medikamente 30 Mk.