MKL1888:Giurgewo
[370] Giurgewo (Dschurdschewo, rumän. Giurgiu), Hauptstadt des Kreises Wlaska in Rumänien, an der Donau, der bulgarischen Stadt Rustschuk gegenüber, Endstation der von Bukarest kommenden Eisenbahn, hat mehrere Kirchen, einen Gerichtshof, ein Gymnasium und 20,866 Einw. und ist Sitz eines deutschen Konsuls. Nächst Galatz und Braila ist G. der wichtigste Handelsplatz Rumäniens an der Donau, doch ist der Handelsumsatz seit 1883 auf die Hälfte der frühern Werte gesunken. 1885 belief sich der Wert der Einfuhr (Eisenwaren, Gewebe, Kohlen, Spiritus) auf 122/3 Mill., der der Ausfuhr (Getreide, Salz, Petroleum) auf 33/4 Mill. Frank. Den Hauptanteil am Handel haben Frankreich (30 Proz.), England und Österreich-Ungarn (je 20 Proz.), Deutschland (15 Proz.). Der Schiffsverkehr umfaßte 1885: 243 Dampfer (mit 487 Schleppschiffen) und 851 Segelschiffe. Eine Donaubrücke nach Rustschuk, dem Endpunkt der Eisenbahn Rustschuk-Warna, wird geplant. – G. wurde im 14. Jahrh. von den Genuesen unter dem Namen San Zorzo (Giorgio) gegründet, 1426 vom Kaiser Siegmund genommen, der eine Festung daselbst erbaute, dann von den Walachen zurückerobert und fiel im 16. Jahrh. in die Gewalt der Türken, die den Ort von neuem befestigten. Im 18. Jahrh. war derselbe der Haupthandelsplatz der Walachei. Als strategischer Punkt spielte G. in allen Kriegen zwischen den Russen und Türken eine wichtige Rolle, namentlich 1771, 1790, 1811, 1822 und 1828; doch erst durch den Frieden von Adrianopel (1829) kam die Stadt, nach Zerstörung der türkischen Festung, an die Walachei zurück. 1853 und 1877 besetzten die Russen die Stadt.