MKL1888:Glaize

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Glaize“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 7 (1887), Seite 378
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Glaize. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 7, Seite 378. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Glaize (Version vom 30.04.2021)

[378] Glaize (spr. glähs’), 1) Auguste, franz. Maler, geb. 1813 zu Montpellier, bildete sich in Paris unter den Brüdern Achille und Eugène Devéria in der Malerei und in der Lithographie aus und malte Bilder verschiedenen Inhalts. Unter den ältern sind die hervorragendsten: die heil. Elisabeth von Ungarn (1844); Dante, seine Göttliche Komödie schreibend (1847), und die gallischen Weiber (1852). Dann kam er auf den Gedanken, geschichtsphilosophische Ideen und moralische Lehren zu versinnlichen. Die ersten Bilder dieser Art erschienen unter den Titeln: der Schandpfahl, an welchem 16 Märtyrer der Idee ausgestellt sind, und Was man mit 20 Jahren sieht, der sanguinische Traum eines Liebespaars, auf der Weltausstellung von 1855. Zu derselben Gattung gehören ferner: das Elend als Kupplerin (1861), der Tod und die Wollust (1866) und das Schauspiel der menschlichen Thorheit (1872, sein Hauptwerk). Von seinen übrigen Schöpfungen sind zu nennen: die Wandmalereien in den Kirchen St.-Sulpice und St.-Jacques du Haut Pas (1859, 1868), ein Triptychon mit dem Tod Johannes des Täufers (1873), Christus und die Ehebrecherin (1875), der Blinde und der Lahme (1877). Von den Romantikern ausgehend, verbindet G. mit schwungvoller Erfindung und charaktervoller Formengebung ein kräftiges und reiches Kolorit. Dagegen sind seine Kompositionen oft barock und gesucht.

2) Léon, franz. Maler, Sohn und Schüler des vorigen, geb. 1842, debütierte 1859 mit dem Bilde: der Verrat der Delila. Zwei Jahre nachher folgte ein ähnlicher Gegenstand sowie Faun und Nymphe (Museum in Montauban). Um diese Zeit wurde er Schüler von Gérôme und malte, von ihm beeinflußt, den Äsop im Haus des Xanthos (Museum in Dijon) und Simson, der seine Bande zerreißt (1864, Museum in Mülhausen). Unter seinen folgenden sehr zahlreichen Bildern, die vollendet in der Zeichnung, aber oft mit einer naturalistischen Derbheit und mit Hinneigung zum Gräßlichen behandelt sind, erwähnen wir: Christus und die zehn Aussätzigen, die Nächte der Penelope, Herkules am Scheideweg, das erste Duell, den Tod des heil. Ludwig (in der Kirche St.-Louis d’Antin). 1875 malte er eine grauenerregende Verschwörung römischer Jünglinge, die Brüderschaft in dem Blut eines Gemordeten trinken, 1877 die Flüchtlinge (eine Episode aus der Belagerung Athens durch Sulla) u. 1885 das Fest des Theseus.