MKL1888:Gmünd

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Gmünd“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Gmünd“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 7 (1887), Seite 454
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: Schwäbisch Gmünd
Wiktionary-Logo
Wiktionary: Schwäbisch Gmünd
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Gmünd. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 7, Seite 454. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Gm%C3%BCnd (Version vom 14.04.2021)

[454] Gmünd, 1) (Schwäbisch-G.) Oberamtsstadt im württemberg. Jagstkreis, 319 m ü. M., an der Rems und der Remsthalbahn, ehemalige freie Reichsstadt mit Türmen und Mauern, hat 5 Kirchen, darunter die prächtige gotische Heiligekreuzkirche (1351–1510 erbaut), die romanische, neuerlich stilgemäß restaurierte St. Johanniskirche und in der Nähe die in den Felsen eingehauene Wallfahrtskirche St. Salvator. Die Zahl der Einwohner beläuft sich (1885) mit Garnison (1 Füsilier-Bat. Nr. 121) auf 15,321, darunter 4767 Evangelische. Hauptindustriezweig ist die Bijouterie- und Silberwarenfabrikation, welche etwa 80 größere und kleinere Betriebe zählt und ihr Absatzgebiet in allen Weltteilen hat. Umfangreich ist auch die Galvanoplastik, die Bronze-, Zigarren-, Wachs- und Regulatorengehäuse-Fabrikation wie der Obst- und Hopfenbau. G. hat ein Amtsgericht, ein Hauptsteueramt, ein Reallyceum, ein kathol. Lehrerseminar, 2 Taubstummenanstalten, eine Blindenanstalt, ein Mutterhaus der Barmherzigen Schwestern, eine Irrenanstalt, ein Zuchthaus, 2 Spitäler etc. und ein Kunstgewerbemuseum.

Wappen von Schwäbisch-Gmünd.

Schöne Punkte der nächsten Umgegend sind die sogen. Kleine Schweiz und der Lindenfürst mit Aussicht auf den nahen Hohenstaufen, den Rechberg und Stuifen. – G., ehemals Kaisersreuth genannt, wird zuerst 1188 genannt und gehörte zu den Besitzungen der staufischen Herzöge von Schwaben. Im 13. Jahrh. wurde es eine Reichsstadt, und seine Einwohnerzahl stieg bald auf 18,000; 1331 trat es in den Schwäbischen Städtebund und hatte mit Württemberg, an welches es 1353 verpfändet wurde, öfters blutige Fehden. Im Schmalkaldischen Krieg stand es auf seiten der Kaiserlichen. Im Dreißigjährigen Krieg ward G. von den Schweden hart mitgenommen, 1803 kam es an Württemberg. G. ist Geburtsort des Malers Hans Baldung (genannt Grien) und des Miterbauers des Mailänder Doms, Heinrich von G. Vgl. Grimm, Geschichte der ehemaligen Reichsstadt G. (Gmünd 1869); Kaißer, Führer durch G. (das. 1882). – 2) Stadt im Erzherzogtum Österreich unter der Enns, Bezirkshauptmannschaft Waidhofen, an der Lainsitz und der Eisenbahn Wien-Eger, von welcher hier die Linie nach Prag abzweigt, mit Schloß des Erzherzogs Siegmund nebst Park, (1880) 2439 Einw., großer Eisenbahnwerkstätte, Shawlweberei u. Steinbrüchen. Die Stadt kommt bereits zu Ende des 11. Jahrh. vor.