MKL1888:Goldhähnchen
[489] Goldhähnchen, s. Goldkäfer.
Goldhähnchen (Regŭlus Cuv.), Vögelgattung aus der Ordnung der Sperlingsvögel, der Familie der Sänger (Sylviidae) und der Unterfamilie der eigentlichen Sänger (Sylviinae), kleine, zierliche Vögel mit geradem, dünnem, spitzigem Schnabel mit hoher Firste und eingebogenen Rändern, sehr schlanken, hochläufigen Füßen, kurzen, stark gerundeten, breiten Flügeln, in denen die vierte und fünfte Schwinge die längsten sind, mittellangem, leicht ausgerandetem Schwanz und von einer häutigen Schuppe bedeckten Nasenlöchern. Das Wintergoldhähnchen (Goldvögelchen, Goldammerchen, Sommerkönig, Regulus cristatus Koch), 9,5 cm lang, 15,5 cm breit, oben zeisiggrün, unten weißgrau; Schwanz und Flügel sind tiefgrau, letztere mit zwei hellen Binden. Zügel und Augengegend sind weiß. Beim Männchen sind die Federn des Oberkopfes gelb, die verlängerten des Scheitels orange, seitlich durch einen schwarzen Längsstrich begrenzt, beim Weibchen ist auch der Scheitel gelb. Die Augen sind braun, der Schnabel ist schwarz, die Füße sind hellbraun. Es findet sich in fast ganz Europa und Nordasien bis in die Amurländer. Bei uns bewohnt es als Stand- und Strichvogel vorzugsweise Nadelwälder, hält sich auf hohen Bäumen und im Gebüsch, meist in Gemeinschaft mit andern Vögeln, besonders Meisen, unaufhörlich in Bewegung und schwirrt oft vor den Ästen so, daß es eine Zeitlang an derselben Stelle in der Luft bleibt. Seine Nahrung besteht aus kleinen Insekten, deren Larven und Eiern und aus feinen Sämereien. Das Nest ist künstlich gebaut, kugelförmig, gewöhnlich an dichten Endspitzen der Äste großer Nadelbäume befestigt. Es enthält im Mai und Juli 6–10 weißlich gelbgraue oder blaß fleischfarbene, lehmrot gefleckte Eier (s. Tafel „Eier I“, Fig. 24). Sein Gesang ist abgebrochen, sehr fein und ertönt selbst an schönen Wintertagen. In der Gefangenschaft ist es meist äußerst hinfällig, eingewöhnt wird es sehr zahm und kann dann lange ausdauern. Das Sommergoldhähnchen (R. ignicapillus Cuv.) ist noch kleiner als das vorige und demselben sehr ähnlich, nur lebhafter gefärbt; Zügel und Augengegend sind schwarz, über dem Auge verläuft ein weißer Strich, und der Oberkopf des Männchens ist mit prächtigem Feuergelb geziert. Es bewohnt Mittel- und Südeuropa, zwar auch Nadelwälder, ist aber ein Zugvogel und weilt bei uns von April bis Oktober. Übrigens ähnelt es in Lebensart und Fortpflanzung dem vorigen sehr. Das Ei s. Tafel „Eier I“, Fig. 25.