MKL1888:Goldküste
[489] Goldküste, Küstengebiet Westafrikas am Nordrand des Meerbusens von Guinea, zwischen der Zahnküste im W. und der Sklavenküste im O., etwa 500 km lang, zum kleinern Teil in französischem, zum größern in britischem Besitz. Die englische Kolonie G. wird im W. von dem französischen Assini, im O., wo sie auf die Sklavenküste hinübergreift, von dem deutschen Togoland, nach dem Innern zu von den Negerreichen [490] Aschanti und Dahomé begrenzt und umfaßt 38,850 qkm (6917 QM.) mit (1883) 651,000 Einw. Administrativ rechnet man auch die Kolonie Lagos (s. d.) hinzu. Die meist flache Küste verläuft sehr gleichmäßig, hat ihren südlichsten Punkt im Kap der drei Spitzen und ist wegen der starken Brandung nur schwer, von März bis Juni aber gar nicht zugänglich; auch die Einfahrten in die zahlreichen aus dem allmählich aufsteigenden (bei Aburi zu 405, bei Akropong zu 420 m) Innern herabströmenden Flüsse (Tanoe oder Tando, Ankobar, Busum Prah, Volta u. a.) sind verstopft. Das Klima ist äußerst ungesund; Aburi und Akropong sind die einzigen Gesundheitsstationen an dieser und der Sklavenküste. Flora und Fauna sind dieselben wie die der Guineaküste (s. d.) überhaupt. Viehzucht ist infolge des Auftretens einer verderblichen Fliege an der Küste erst in größerer Entfernung von derselben möglich. Die Bewohner, echte Neger, zerfallen in zahlreiche Stämme (Ahanta, Fanti, Adangme u. a.); sie werden unter englischer Aufsicht teils von eignen Königen regiert, teils bilden sie kleine republikanische Staatswesen. Wörterbücher und Grammatiken der einzelnen Dialekte haben die Baseler, Bremer und englisch-wesleyanische Missionäre ausgearbeitet, und die Bibel ist von dem Baseler Missionär Zimmermann in die Gasprache übersetzt worden. Durch diese Missionäre und durch Kaufleute sind die Eingebornen in gewissem geringen Grad kultiviert worden. Ihre Beschäftigung ist vorzugsweise Handel und zwar jetzt vornehmlich mit Palmöl, ehedem aber waren es Sklaven und Goldstaub. Nach dem Gold erhielt diese Küste den Namen, doch wurde nach der Entdeckung größerer Lager in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts die Ausbeutung durch vexatorische Maßregeln der englischen Regierung bedeutend erschwert; erst 1880 trat eine Wendung ein, und es beschäftigten sich danach 30 englische Gesellschaften mit Goldgewinnung, dennoch beträgt die Ausfuhr von Gold und etwas Silber nach England jährlich noch nicht einmal 38,000 Pfd. Sterl. Die bisher nicht günstigen finanziellen Erfolge werden auf den Mangel guter Verkehrsmittel zurückgeführt; geplant sind Eisenbahnen von Axim nach Tacquah (72 km) und von Accra nach Cape Coast Castle. Das Hauptprodukt des Landes ist Palmöl, außerdem werden Guineakörner, von den Eingebornen angefertigte Gold- und Schmuckgegenstände und etwas Elfenbein ausgeführt; der Ertrag der wenigen Pflanzungen von Kaffee, Kakao, Baumwolle und Indigo ist ein höchst unsicherer und minimaler. Der Wert der Ausfuhr 1883 war 363,868, der Einfuhr 382,582 Pfd. Sterl.; der Schiffsverkehr belief sich auf 396,962 Ton. Die wichtigsten Hafen- und Handelsplätze sind: Apollonia, Axim, Dixcove, Elmina, Cape Coast Castle, Winnebah, Barracoe, Accra, Christiansborg, Adda, Jellakoffee, Keta, Elmina Chica und Danoe. Der Gouverneur residiert mit einem kleinen Stab von Beamten in Christiansborg; die Garnison unter englischen Offizieren besteht aus mohammedanischen Haussa. Die Einkünfte der Kolonie, zumeist aus Zöllen, betrugen 1883: 105,646, die Ausgaben 99,289 Pfd. Sterl.; eine Schuld existiert nicht. In Cape Coast Castle erscheinen wöchentlich die „Gold Coast Times“.
Der französische Besitz an der G. beschränkt sich auf die Faktorei Assini mit umliegendem Gebiet. Die Franzosen waren übrigens die ersten, welche an dieser Küste erschienen, denn schon 1365 gründeten Kaufleute aus Dieppe hier Faktoreien; doch wurden dieselben später aufgegeben, und 1484 bemächtigten sich die Portugiesen, welche schon 15 Jahre früher hierher Fahrten gemacht hatten, der alten Faktoreien und gründeten neue. Im J. 1595 erschienen die Holländer, errichteten 1624 Fort Nassau und vertrieben 1634–43 die Portugiesen von allen ihren Posten. Aber im Frieden von Breda (1672) mußten sie ihre Forts bei dem jetzigen Cape Coast Castle an die Engländer abtreten, welche 1851 von den Dänen Christiansborg, Augustenborg und Fredensborg und 1871 von den Holländern Sekandi, Tschama, Elmina, Anamabu, Apagin u. a. erwarben und somit fast in den ganzen Besitz der G. kamen. 1874 wurde die Colony of the Gold Coast konstituiert, welcher alle England gehörigen Orte zwischen 5° westl. und 2° östl. L. und zwischen 2° und 5° östl. L. (Lagos) angehören sollten; 1885 kamen noch das Delta und der Unterlauf des Niger (s. d.) hinzu. An dieser Küste besaß einst der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg mehrere Plätze (Groß-Friedrichsburg, Accada, Taccarary, Taccrama), welche, seit 1682 errichtet, 1717 an Holland überlassen wurden. Vgl. Guinea. Vgl. Cruickshank, Eighteen years on the Gold Coast of Africa (Lond. 1853, 2 Bde.); Hay, Aschanti und die G. (a. d. Engl., Berl. 1874); Gümbel, Beiträge zur Geologie der G. (Münch. 1881); Burton und Cameron, To the Gold Coast for gold (Lond. 1883, 2 Bde.); Zöller, Die deutschen Besitzungen an der westafrikanischen Küste II. (Stuttg. 1885); Riggenbach, Zum Klima der G. (Basel 1886).
[401] Goldküste. Das Areal der britischen Besitzung an dieser Küste wird offiziell auf 100,190 qkm berechnet, doch ist die Ausdehnung derselben nach dem Innern zwischen dem französischen Besitz an der Elfenbeinküste, offiziell ebenfalls G. genannt (s. unten), und dem deutschen Togo an der Sklavenküste nur auf eine, allerdings schon ziemlich bedeutende Strecke nach O. und W. vereinbart, die Nordgrenze aber noch in keiner Weise bestimmt. Die Bevölkerung wird für 1890 auf 1,500,000 Köpfe berechnet. Die Einfuhr betrug 1889: 440,368, die Ausfuhr 415,926 Pfd. Sterl. Von beiden beansprucht England den Löwenanteil; Deutschland war bei der Einfuhr mit 44,156, bei der Ausfuhr mit 54,141 Pfd. Sterl. beteiligt. Von der Ausfuhr entfielen auf Goldstaub 103,200, Elfenbein 4896, Palmkerne 62,542, Palmöl 137,283, Kautschuk 55,198, Affenfelle 34,818 Pfd. Sterl. Auch die Ausfuhr von Kolanüssen ist von Wichtigkeit, und um den Reichtum an wertvollen Hölzern in den Distrikten von Denkera auszubeuten, hat sich eine englische Gesellschaft gebildet. Der Goldstaub kommt zum großen Teil aus Aschanti, in der Kolonie selber wird er in den Distrikten Denkera, Wassau, Ahanta und Akim gewonnen. In den letzten 5 Jahren hat sich auch englisches Kapital an der Gewinnung beteiligt, doch haben bereits sieben Gesellschaften, welche ein Kapital von 465,000 Pfd. Sterl. repräsentieren, die Arbeiten aufgegeben; die dieselben noch fortführenden (aber ohne eine Dividende zu zahlen) repräsentieren ein Kapital von 510,000 Pfd. Sterl. In Accra und Cape Coast Castle befinden sich zwei Elementarschulen der Regierung mit 5000 Schülern. In kirchlicher Hinsicht gehört die Kolonie zur anglikanischen Diözese Sierra Leone, die aber nur einen englischen Geistlichen in Accra und einen eingebornen Hilfsprediger in Cape Coast Castle hat. Die Baseler Mission hat Stationen in Accra und in den Landschaften Aburi, Akwapim und Krobo mit zusammen 2200 Zöglingen, die Wesleyaner haben 2500, die Katholiken dagegen nur eine kleine Zahl von Schülern. Die Hauptstadt steht durch vier Kabel in telegraphischer Verbindung mit England über Sierra Leone, Bathurst und St. Vincent, mit Grand Bassam, Lagos, Bonny, der Nigermündung, Kotonu, St. Thomas, Principe, São Paolo de Loanda und Gabun. Die Telegraphenlinien der Kolonie haben eine Länge von 275 km. Der früher als gesetzliches Zahlungsmittel anerkannte Goldstaub wurde zu 3 Pfd. Sterl. 10 Schilling pro Unze angenommen; da derselbe aber arg verfälscht wurde, so wurde dies 12. April 1889 aufgehoben. Durch Handhabung einer bessern Gesundheitspolizei haben sich seit 1885 die früher sehr schlechten Gesundheitsverhältnisse erheblich gebessert; ein Sanatorium für Europäer ist 45 km von Accra in den Akwapimbergen errichtet worden. Als Besatzung der Küstenforts von Apollonia, Axim, Dixcove, Elmina, Cape Coast Castle, Accra und Christiansborg steht hier ein Detachement eines westindischen Regiments. Die Einnahmen der Kolonie betrugen 1889: 111,388 (davon Zölle 95,371) Pfd. Sterl., die Ausgaben 125,003 Pfd. Sterl. Eine öffentliche Schuld gibt es nicht. 1890 wurde für den östlich vom Volta gelegenen Teil der G. eine Verordnung erlassen, welche gegen unser angrenzendes Togogebiet gerichtet ist und versuchsweise bis 1. Juli 1891 in Kraft bleiben sollte. Danach wurde, ausgenommen für Spirituosen, Tabak, Pulver und Gewehre, östlich vom Volta kein Zoll erhoben.
Die französischen Besitzungen an dieser Küste, welche mit denjenigen an der Sklavenküste (Whydah, Porto Novo) ein einziges Verwaltungsgebiet ausmachten, wurden 1. Jan. 1890 in zwei Verwaltungsbezirke, G. und Golf von Benin, geteilt, ein jeder unter einem Administrator. Trotz der Feindseligkeiten mit Dahomé, welche 1891 einstweilen damit endigten, daß Frankreich dem König Bonazim jährlich 20,000 Frank zu zahlen versprach, nahm der Handelsverkehr sehr bedeutend zu. 1890 betrug die Einfuhr in Grand Popo, Porto Novo und Kotonu 3,489,894, die Ausfuhr 5,929,431 Fr., die Einnahmen aus Zöllen, Gewerbesteuer etc. 325,214 Fr., die Ausgaben nur 127,251 Fr., so daß sich ein Überschuß von 197,963 Fr. ergibt. Natürlich kommen dabei die Kosten des Feldzuges gegen Dahomé nicht in Rechnung.