MKL1888:Haffner
[1001] Haffner, 1) Wolfgang von, dän. Staatsmann, geb. 10. Sept. 1810, stammt aus einer angesehenen adligen Familie, trat frühzeitig in die Armee und avancierte bis zum Rittmeister, übernahm nach dem Tod seines Vaters die Verwaltung des im nördlichen Seeland belegenen Stammguts Egholm und entfaltete hier und in verschiedenen kommunalen Stellungen eine reiche Thätigkeit. 1866 zum Landsthingsabgeordneten erwählt, übernahm H. 1869, als sein Schwager, der Graf Frijs-Frijsenborg, sein Ministerium rekonstruierte, das Portefeuille der innern Angelegenheiten und 1870 im Ministerium Holstein-Holsteinborg das Kriegsministerium, das er fast drei Jahre lang behielt und auch im Ministerium Estrup 1875–77 mit Erfolg innehatte. Während der Zeit gelang es ihm, den guten Wehrstand der Armee aufrecht zu halten und zu verbessern. Seitdem beschränkte Haffners politische Thätigkeit sich auf die Stellung eines hervorragenden Mitgliedes des Reichstags.
2) Paul Leopold, kathol. Theolog, geb. 21. Jan. 1829 zu Horb im württembergischen Schwarzwald, studierte in Tübingen, wo er dann, 1852 zum Priester geweiht, Repetent am Wilhelmstift war, wurde 1855 Professor der Philosophie am theologischen Seminar in Mainz und 1866 Domkapitular. Am 25. Mai 1886 wurde er vom Papst auf den seit Kettelers Tod verwaisten Mainzer Bischofsstuhl berufen; seine Konsekration erfolgte 25. Juli. H. war seit langem im Dienste der römischen Kirche streitbar in Schrift und Wort thätig, einer der Hauptsprecher auf den Versammlungen der Katholikenvereine, Mitbegründer der Görres-Gesellschaft, des katholischen Broschürenvereins und Herausgeber der „Frankfurter zeitgemäßen Broschüren“, zu denen er selbst mehrere seinen Standpunkt bezeichnende Beiträge lieferte („Goethes Faust als Wahrzeichen moderner Kultur“, 1879; „Ida Gräfin Hahn-Hahn“, 1880; „Goethes Dichtungen auf sittlichen Gehalt geprüft“, 1881; „Voltaire und seine Epigonen“, 1884, u. a.). Von seinen übrigen Schriften sind anzuführen: „Die deutsche Aufklärung“ (3. Aufl., Mainz 1864); „Der Materialismus in der Kulturgeschichte“ (das. 1865); „Eine Studie über G. E. Lessing“ (2. Aufl., Köln 1878); „Grundlinien der Philosophie“ (Mainz 1881–84, 2 Bde.).