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MKL1888:Haimonskinder

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Haimonskinder“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Haimonskinder“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 7 (1887), Seite 1022
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Haimonskinder. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 7, Seite 1022. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Haimonskinder (Version vom 20.08.2021)

[1022] Haimonskinder, die vier Söhne des Grafen Haimon (Aymon) von Dordogne: Adelhart (Alard), Ritsart (Richard), Witsart (Guichard) und Reinold (Renaut) von Montalban (Montauban), die Haupthelden (namentlich der letztgenannte mit seinem Roß Bayard) einer zum karolingischen Sagenkreis gehörigen Sage, welche deren Kämpfe mit ihrem Lehnsherrn Karl d. Gr. zum Gegenstand hat und wahrscheinlich französischen Ursprungs ist. Die erste dichterische Bearbeitung der Sage ist ein französisches Gedicht aus dem 12. Jahrh.: „Renaut de Montauban“, das früher fälschlich Huon de Villeneuve beigelegt u. von Michelant (Stuttg., Litter. Verein 1862) herausgegeben ward. Später wurde das Gedicht in Prosa aufgelöst, und so entstand der Roman „Les quatre fils Aymon“ (Lyon 1495; neue Ausgabe von Tarbé, Par. 1861), von welchem eine deutsche Bearbeitung unter dem Titel: „Eyn schön lustig Geschicht, wie Keyser Carle der groß vier gebrüder, Hertzog Aymont von Dordons Süne, 16 jarlangk bekrieget“ (Simmern 1535, 164 Bl.) erschien. Dagegen ist das bekanntere deutsche Volksbuch „Die schöne und lustige Histori von den vier Haymonskindern etc.“ aus dem Niederländischen hervorgegangen und stimmt mit der in den Niederlanden noch gangbaren „Historie von den vier Hems-Kindern“ (Antw. 1619) überein. Ebenso ist das neuerdings von Pfaff herausgegebene Gedicht „Rainold von Montalban“ (Stuttg., Litter. Verein 1886) im 15. Jahrh. aus dem Niederländischen übertragen worden. Deutsche Nachdichtungen des Volksbuches lieferten L. Tieck in „Peter Leberechts Volksmärchen“ (Berl. 1797, Bd. 1) und L. Bechstein: „Die H.“, Gedicht (Leipz. 1830). Auch in den „Deutschen Volksbüchern“ von Simrock (Heft 9, Frankf. 1845) und von Marbach (Heft 9, Leipz. 1838) ist die Geschichte enthalten.