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MKL1888:Hammer

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Hammer“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 8 (1887), Seite 5558
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Hammer. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 8, Seite 55–58. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Hammer (Version vom 01.12.2024)

[55] Hammer (hierzu Tafel „Dampfhammer“), das bekannte zum Schlagen bestimmte Werkzeug, welches aus dem Hammerkopf und Hammerstiel (Helm) besteht. Der Hammerkopf ist ein pyramidaler Körper aus verschiedenem Material, gewöhnlich Eisen verstählt oder Stahl, oft Holz, mitunter Blei, Kupfer, Horn oder Elfenbein. Er hat in der Regel zwei Schlagseiten, die Bahnen, wovon die schmale abgerundete insbesondere die Finne genannt wird; die eine Bahn ist jedoch oft durch eine Klaue (zum Ausziehen von Nägeln) oder eine Spitze zum Einschlagen von Löchern (z. B. in Schiefer zum Dachdecken) ersetzt. Durch die mannigfaltige Größe und Form der Bahn (viereckig, rund-länglich, kugelig, konkav, rinnenförmig etc.) sowie durch sehr verschiedenes Gewicht entsteht eine außerordentliche Auswahl von Hämmern (von den kleinen Niethämmerchen der Uhrmacher von einigen Grammen bis zu den Vorschlaghämmern des Schmiedes von einem Gewicht bis 10 kg). Die wichtigsten Hämmer sind die Schmiedehämmer, welche entweder mit Einer Hand geführt (Handhammer, Bankhammer, 1–3 kg schwer), oder mit beiden Händen geschwungen werden (Vorschlag-, Zuschlaghammer, 3–10 kg schwer).

Zum Schmieden der großen Eisenstücke, wie sie jetzt so häufig vorkommen, genügt selbst die gleichzeitige Einwirkung einer größern Anzahl Vorschläger nicht, sondern es sind dazu Hämmer mit großer Masse erforderlich, die nach der Stoßwirkung durch ihr Gewicht noch einen Augenblick das Metall drücken oder zusammenpressen. Um diese großen Massen in Thätigkeit zu setzen, bedarf es gewisser mechanischer Vorrichtungen, weshalb diese Hämmer kurzweg mechanische Hämmer genannt werden. In früherer Zeit bestanden sie lediglich in Nachahmungen eines gewöhnlichen Schmiedehammers, d. h. aus einem Hammerkopf mit einem Helm, welch letzterer so mit zwei horizontalen Zapfen versehen war, daß er sich zwischen zwei Ständern (Gerüst) in senkrechter Ebene wie ein Hebel auf- und niederbewegen ließ (Hebelhämmer). Diese Bewegung erfolgte durch Daumen an einer drehenden Welle (Daumenwelle), welche den H. hoben, denselben beim höchsten Stand aber verließen, so daß er frei auf den Amboß niederfallen konnte. Zugleich befand sich über dem Gerüst ein elastischer Balken (Reitel), welcher den Aufwärtsgang des Hammers begrenzte und denselben durch seine Federkraft zurückschleuderte. – Je nach der Lage des Angriffspunktes unterscheidet man Stirnhämmer, Brusthämmer (Aufwerfhämmer) und Schwanzhämmer. Bei den erstern greifen die Daumen am Hammerkopf selbst an, bei den zweiten

[Beilage]

[Ξ]

Hammer (Dampfhammer).
Dampfhammer der Hütte in Pichling, erbaut von Körösi in Graz. Fallgewicht 10,000 Kilogr.; Hub 2,212 Meter; Cylinderdurchmesser 1,106 Meter. 1/72 der natürl. Größe.
[links:] Querschnitt. [rechts:] Ansicht.

[56] zwischen Kopf und Drehzapfen und zwar seitwärts, bei den dritten an einem über die Drehzapfen hinausgehenden Stück (bez. Schwanz) des Helms. Man hat die erstern am schwersten bis 5000 kg Fallgewicht mit geringer Geschwindigkeit (bis 100 Schläge in der Minute), die letztern von 25 kg Fallgewicht abwärts mit größter Geschwindigkeit (bis 400 Schläge pro Minute) gebaut. Da sie früher ausschließlich mit Wasserkraft betrieben wurden, so heißen sie auch Wasserhämmer. Die Hebelhämmer stehen jetzt nur noch als Schwanzhämmer in Anwendung und zwar in einer Anordnung, wie sie Fig. 1 vor

Fig. 1.
Hebelhammer.

Augen führt. Hier erkennt man in K den Hammerkopf an dem Helm H, der bei P in einem Gußeisengestell mit zwei Zapfen gelagert ist. Die Daumen d sitzen auf einer durch Riemen umgetriebenen Daumenwelle mit Schwungrad S und heben den H., dessen Schwanz bei e in einem Puffer die Hubbegrenzung erhält. Der Amboß A steht in dem Amboßstock B, während der H. auf dem Fundament F aufruht, das der Elastizität wegen aus einem Balkengerüst besteht.

In neuerer Zeit zieht man mit Recht diejenigen Hämmer vor, bei welchen der Hammerkopf oder Klotz sich vertikal in Rahmen bewegt (Vertikal- oder Rahmenhämmer), weil man denselben leicht jede beliebige Fallhöhe, also auch Wirkungsgröße geben kann, da die Hammerbahn mit der Amboßbahn stets parallel bleibt (Parallelhammer), und weil diese Hämmer ihrer aufrechten Stellung wegen wenig Platz brauchen. – Das Hebezeug des Hammerkopfes ist entweder eine Dampfmaschine, die unmittelbar mit dem H. verbunden ist, oder eine Transmission, weshalb man zweckmäßig Dampfhämmer und Transmissionshämmer unterscheidet.

Schon James Watt, der Erfinder der Dampfmaschine, hatte 1784 das Projekt eines Dampfhammers unter seinen Patenten, das deswegen nicht zur Ausführung gelangt ist, weil das Bedürfnis nach dieser Werkzeugmaschine noch nicht groß war, und so muß Nasmyth zu Patricroft bei Manchester als der Erfinder des Dampfhammers gelten, der 1839 Zeichnungen desselben herstellte, nach welchen 1842 zu Creusot in Frankreich der erste Dampfhammer gebaut wurde. Das Wesen dieser Konstruktion, welches in der direkten Verbindung des Hammerklotzes mit der Kolbenstange eines vertikal darübergestellten Cylinders bestand, in den unten Wasserdampf eintrat und Kolben nebst Klotz hob, der dann ohne Zuthun des Dampfes niederfiel, ist bis auf den heutigen Tag erhalten, wenn auch der Dampfhammer im Lauf der Zeit fast alle Wandlungen der Dampfmaschine mitgemacht hat. Namentlich ist hervorzuheben, daß man ihn doppelt wirkend, d. h. mit Oberdampf, konstruiert, so daß auch beim Niedergang der Dampfdruck mitwirkt, und daß die verschiedensten Steuerungsmechanismen (Schieber-, Hahn-, Ventilsteuerung), sowohl mit der Hand als selbstthätig beweglich, zur Verwendung gekommen sind.

Als Typus eines größern Dampfhammers kann der auf beifolgender Tafel links im Durchschnitt, rechts in der Ansicht gezeichnete gelten. Auf der Hüttensohle erhebt sich ein kräftiges, aus zwei Ständern bestehendes Hammergerüst, das oben den Dampfcylinder trägt, der durch Flantschen mit den Ständern verbunden ist und dadurch diese zugleich zusammenhält. Zwischen denselben wird der Hammerklotz oder das Fallgewicht in vertikalen Gleitbahnen sicher geführt und vermittelst der Kolbenstange mit dem Dampfkolben verbunden. Der links zugeführte Dampf tritt bei der entsprechenden Stellung des Eintrittsventils unter den Kolben und hebt denselben, wobei die im Cylinder vorhandene Luft durch eine oben sichtbare Reihe von Löchern entweicht. Schiebt sich dabei der Kolben bis über die Löcher in die Höhe, so wird über denselben die Luft wieder komprimiert und so als Luftpuffer (Reitel) benutzt, der das Durchschlagen durch den Cylinderdeckel verhindert. Infolge einer Umstellung der Ventile wird die Dampfzufuhr abgeschnitten, das Dampfausströmen eingeleitet und durch Niederfallen vermöge seines eignen Gewichts der H. zur Wirkung gebracht. Zur Aufnahme des Stoßes dient der Amboß, welcher zwischen den Ständern auf einem großen Eisenklotz befestigt ist, welcher Chabotte genannt und der Elastizität halber auf eine Holzunterlage gesetzt ist, die auf Mauerwerk oder hartem Boden (Fels) aufruht. Damit die Erschütterungen nicht auf den H. übertragen werden, sind die Ständer auf besondern Fundamentplatten und diese auf einem Grundmauerwerk befestigt, das mit dem Chabottenunterbau nicht in Berührung steht. – Die Umsteuerung, wodurch nicht nur der H. überhaupt in Thätigkeit gesetzt, sondern auch mit erstaunlicher Sicherheit reguliert wird, von dem kleinsten kaum bemerkbaren bis zu einem Schlag von mehr als 20,000 Kilogrammmeter, findet durch die Hand eines Arbeiters statt, der sich auf dem Wärterstand aufhält und mit einem Steuerhebel alles regiert. Nur wenn der H. zur höchsten Stellung emporsteigt, verschließt er selbst die Zuströmung indem er gegen einen Hebel stößt, der die notwendige Umsteuerung bewirkt.

Nach diesem Nasmythschen System werden jetzt die größten Hämmer gebaut, wovon die zwei allergrößten hier Erwähnung verdienen. Der eine befindet sich bei Krupp in Essen. Derselbe hat ein Fallgewicht von 50,000 kg und eine Fallhöhe von 3 m und entwickelt demnach bei einem Schlag eine Wirkung von 150,000 Kilogrammmeter. – Der andre steht in Creusot, besitzt ein Fallgewicht von 80,000 kg und eine Fallhöhe von 5 m und entwickelt demnach bei einem Schlag eine Wirkung von 400,000 Kilogrammmeter. Seine Chabotte hat ein Gewicht von fast 800,000 kg, und sein Gesamtgewicht beträgt 1,280,000 kg. Vier Kräne, die zusammen 460,000 kg zu heben und beliebig zu wenden, zu drehen etc. vermögen, stehen zur Bedienung um den 181/2 m hohen und 12 m weiten Kran. Die Ventilsteuerung wird durch die Hand vorgenommen. Diese größte Hammeranlage der Welt mit sechs Bessemerbirnen [57] und vier Glühöfen kostet 3 Mill. Frank. (Ausführliches darüber in Dinglers „Polytechnischem Journal“, Bd. 229, S. 408[WS 1])

Hauptsächlich um die Dampfhämmer mit großer Stabilität zu versehen, d. h. ihren Schwerpunkt tief zu legen, sind mancherlei Systeme in Vorschlag und Ausführung gebracht. Die bemerkenswertesten sind die Systeme Morrison, Daelen und Condie. Bei Morrison liegt der Cylinder zwischen den Ständern und das Fallgewicht zum größten Teil in einer sehr dicken Kolbenstange, welche jedoch auch im Cylinderdeckel eine Stopfbüchsenführung hat, wodurch eine Führung des Hammerklotzes entbehrlich wird. Bei Daelen ist auch eine dicke Kolbenstange ohne eine zweite Stopfbüchsenführung und außerdem die Anordnung

Fig. 2.
Fallhammer.

mit Oberdampf vorhanden. Bei Condie steht der Kolben fest und bewegt sich der Cylinder, an dem der Hammerkopf sitzt. Das Morrisonsche System hat sich besonders für kleine Dampfhämmer bewährt, die ein leichtes, einseitiges Gestell besitzen und wegen ihrer großen Bequemlichkeit zum Schmieden kleinerer Gegenstände außerordentlich in Aufnahme gekommen sind. Während die großen Hämmer nur wenig Schläge (50–100 in der Minute) machen, steigert sich die Zahl der Schläge bei den kleinsten Hämmern mit 75 kg Fallgewicht auf 400–500 in der Minute (Schnellhämmer).

Der große Vorteil, den die Vertikalhämmer darbieten, hat auch die Veranlassung gegeben, kleinere Hämmer von Transmissionen aus in Thätigkeit zu setzen und zwar vermittelst Hebedaumen wie bei gewöhnlichen Stampfen (Daumenhämmer), Kurbeln mit eingeschalteten Federn (Federhämmer), Reibungsräder (Friktionshämmer) und Luftdruck (pneumatische Hämmer). Unter diesen haben in neuerer Zeit die sogen. Fallhämmer in der durch nebenstehende Fig. 2 dargestellten typischen Ausführung als Reibungshämmer große Verbreitung gefunden. Der an einem Lineal g hängende H. a wird dadurch gehoben, daß das Lineal zwischen zwei Reibrollen bb durchgeht, welche von zwei Riemenscheiben aus in der Pfeilrichtung gedreht werden. Eine dieser Rollen liegt fest, während die andre (linke) eine exzentrische Lagerung hat, in welcher sie vermittelst des Hebels c, der Zugstange d und des Handhebels e durch Drehung so gegen das Lineal gepreßt wird, daß die erforderliche Reibung entsteht, um den H. zu heben. Mit dem Hebel e kann der H. vollständig regiert werden, da die Hubhöhe von der Zeit der Rollendrehung abhängt und die Rollen zugleich als Bremse die Fallgeschwindigkeit regeln. Zur Vermeidung der schnellen Abnutzung des Lineals g ist dieses aus drei Schichten zusammengeleimt und mit einer großen Menge Löcher durchbohrt, in welche Hirnholzpflöcke eingeleimt sind. Die Hubbegrenzung erfolgt durch Anstoßen des Hammers gegen den auf d sitzenden Klotz f.

In der germanischen Mythologie ist der H., der ursprünglich sowohl Handwerkszeug als Waffe (Streithammer) und zwar aus Flint- oder Feuerstein gefertigt war, das Attribut des Gewittergottes Donar u. heiß als solches Donner- oder Blitzhammer, Donneraxt. Da Donar aber zugleich als Hort des Landes und Schützer der Rechtsgeschäfte verehrt wurde, so diente der H. auch vielfach als Symbol und war ein heiliges Gerät, durch dessen Wurf z. B. das Recht auf Grund und Boden oder andre Befugnisse bestimmt werden konnten. Mit dem H. wurden bei den Skandinaviern Becher geweiht; durch ihn, als das Symbol des Gewitters und somit der Fruchtbarkeit, geschah die Brautweihe. In Obersachsen wurde durch einen herumgetragenen H. Gericht angesagt, und noch heute geschieht ein öffentliches Ausgebot von Gegenständen unter dem Zeichen des Hammers, der durch Aufschlagen den Meistbietenden in den Besitz der Sache symbolisch einweist (daher die Redensart „unter den H. kommen“, s. v. w. öffentlich versteigert werden). Auch bei den Freimaurern spielt der H. als Zeichen der Autorität eine Rolle. Eine ähnliche symbolische Bedeutung hat derselbe in Rom, wo die Päpste die Jubeljahre (s. d.) durch Hammerschläge auf die vermauerte Pforte von St. Peter eröffnen. Für das Jubeljahr 1550 wurde zum Gebrauch des Papstes Julius III. ein kostbarer Jubiläumshammer angefertigt (s. Tafel „Goldschmiedekunst“, Fig. 2, mit Text). Bei Grundsteinlegungen von Denkmälern und öffentlichen Gebäuden bedient man sich gleichfalls eines Hammers, mit welchem der Bauherr und andre hervorragende Personen drei von Sprüchen begleitete Schläge thun.

Hammer, eins der Gehörknöchelchen, s. Ohr.

Hammer, 1) Julius, Dichter und Schriftsteller, geb. 7. Juni 1810 zu Dresden, studierte in Leipzig Philosophie und Litteratur, privatisierte später erst zu Dresden, dann (seit 1837) in Leipzig und kehrte 1845 nach Dresden zurück, wo er von 1851 bis 1859 das Feuilleton der „Sächsischen Konstitutionellen Zeitung“ leitete. Auf seine Anregung wurde 1855 die Schiller-Stiftung in Dresden gegründet. Er starb 23. Aug. 1862 in Pillnitz. H. schrieb die Lustspiele: „Das seltsame Frühstück“ (1834), „Das Leben ein Tanz“ (1841), „Auch eine Mutter“ (1859) und das Schauspiel „Die Brüder“ (1856); eine Anzahl wenig bedeutender und eine gewisse Schwächlichkeit des Talents verratender Novellen, z. B.: „Leben und Traum“ (Leipz. 1839, 2 Bde.), „Stadt- und Landgeschichten“ [58] (Altenb. 1844, 2 Bde.; 2. Aufl. 1854), und den Roman „Einkehr und Umkehr“ (Leipz. 1856, 2 Bde.). Seinen Ruf verdankte er den lyrisch-didaktischen Dichtungen: „Schau um dich und schau in dich“ (Leipz. 1851, 30. Aufl. 1886), „Zu allen guten Stunden“ (das. 1854 u. öfter), „Fester Grund“ (das. 1857), „Auf stillen Wegen“ (das. 1859), „Lerne, liebe, lebe“ (das. 1862), die, mit Ausnahme einzelner, wesentlich anempfunden, meist an Rückert angelehnt erscheinen. Noch sind sein osmanisches Liederbuch „Unter dem Halbmond“ (Leipz. 1860), die „Psalmen der Heiligen Schrift in Dichtungen“ (das. 1861) und die weitverbreitete Anthologie „Leben und Heimat in Gott“ (10. Aufl., das. 1886) zu erwähnen. Vgl. Am Ende, J. H. als Mensch u. Dichter (Nürnb. 1872).

2) Guido, Maler und Zeichner, Bruder des vorigen, geb. 4. Febr. 1821 zu Dresden, besuchte die Dresdener Kunstakademie und seit 1842 Jul. Hübners Atelier. Als leidenschaftlicher Jäger wandte er sich der Tiermalerei zu, in der er sich auf Fußreisen nach Triest, Venedig, Mailand, über den Gardasee, wiederholten Ausflügen nach München, in die Wälder Sachsens, Böhmens, Schlesiens, auch in die Tiroler Berge weiter ausbildete. 1866 ging er nach Konstantinopel. Seine frischen, naturwahren Tier- und Jagdbilder erfreuen sich großen Beifalls. Die Dresdener Galerie besitzt von ihm: geflecktes Windspiel (1852) und Wildsau mit Frischlingen von einem Hund gestellt (1860). Er zeichnete auch zahlreiche Illustrationen für die „Gartenlaube“, die Leipziger „Illustrierte Zeitung“. Zu diesen wie zu seinen „Hubertusbildern“, Album für Jäger und Jagdfreunde (2. Aufl., Glog. 1877), schrieb er selbst anziehende Schilderungen.

3) Bernhard, schweizer. Staatsmann, geb. 3. März 1822 zu Olten im Kanton Solothurn, studierte zu Genf, Freiburg i. Br., Berlin und Zürich Jurisprudenz, nahm 1847 als Artillerieoffizier am Sonderbundskrieg teil, wurde 1850 Staatsanwalt in Solothurn, 1856 Mitglied des Kantonrats, 1862 Oberinstrukteur der schweizerischen Artillerie. 1868–75 war er schweizerischer Gesandter beim Norddeutschen Bund, resp. beim Deutschen Reich und 1874 Delegierter der schweizerischen Eidgenossenschaft an der Brüsseler Konferenz über internationales Kriegsrecht sowie an der Petersburger Telegraphenkonferenz. Im Dezember 1875 leistete er dem Ruf der Bundesversammlung zum Eintritt in den Bundesrat Folge und wurde im Dezember 1879 zum Bundespräsidenten für 1880 gewählt.


Ergänzungen und Nachträge
Band 17 (1890), Seite 412413
korrigiert
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[412] Hammer. Infolge einer stetigen Zunahme in der Verwendung der mechanischen Schnellhämmer in der

Fig. 1. Lufthammer.

Kleinindustrie entstehen ohne Änderung der Grundgedanken neue Ausführungsformen dieser wichtigen Arbeitsmaschinen, unter welchen folgende als eine höchst zweckmäßige hervorzuheben ist. Der Hammerbär b (Fig. 1) besteht aus einem Kopf a und einem Hohlcylinder, in dem sich ein Kolben befindet, der sowohl nach oben als nach unten einen als Luftpuffer dienenden Raum abschließt und einen elastischen Schlag nach Art der Lufthämmer vermittelt. Die Hebung des in dem Rahmen B geführten Bären erfolgt durch den zweiarmigen Hebel cd, dessen Drehpunkt in c liegt, und dessen Schwingung von dem auf der Riemenscheibe E exzentrisch sitzenden Zapfen e ausgeht und mit dem zweiten Hebelende auf den Bären übertragen wird. Der Drehzapfen c befindet sich an einem Gleitstück, das mittels einer Schraube und Handrad h in einem Schlitz verschoben werden kann, um die Schlagstärke veränderlich zu machen. Zur Vermeidung einer Lenkstange verschiebt sich das Lager des Kurbelzapfens e mit einer Hülse i auf dem Hebel. Der bei A sichtbare Amboß läßt sich den verschiedenen Arbeitszwecken entsprechend beliebig auswechseln, z. B. zum Aushöhlen, Umbördeln etc. Ein seitwärts sitzender Fußtritt dient zum Ein- und Ausrücken des Antriebriemens. Der vorstehend beschriebene Transmissionshammer wird in vier verschiedenen Größen (10–50 kg Bärgewicht) und Aufstellungen

Fig. 2. Gashammer.

(mit Gestell, an Konsolen, unter horizontalen Durchzügen u. dgl.), als Spann-, Richt- oder als Schmiedehammer, für Eisen-, Kessel- und Kupferschmiede, Blecharbeiter etc., den einzelnen Bedürfnissen angepaßt. Die Verwendung der Explosionskraft des Gases in den Gasmotoren als Ersatz des Dampfes brachte auf den Gedanken, für kleinere Betriebe, in welchen Dampfkraft nicht zur Verfügung steht, ebenfalls Gas als Kraftmittel zum Antrieb von Hämmern einzuführen. Dadurch sind die Gashämmer entstanden, welche, nach Art der Dampfhämmer gebaut, seit 1885 bekannt und erprobt, immer größere Beliebtheit gewinnen, da sie sehr wirksam, sehr bequem in der Anlage u. Behandlung u. stets ohne weitere Vorbereitung in Thätigkeit zu setzen sind. Die allgemeine Anordnung eines solchen Gashammers geht [413] aus der Skizze Fig. 2 hervor. Auf dem Gestell G ruht der Cylinder C, in welchen durch die Öffnung a ein Gemisch von Gas und atmosphärischer Luft eingeführt und durch eine Flamme n entzündet und zur Explosion gebracht wird. Der mit dem Hammerkopf A durch eine Stange verbundene Kolben B schleudert bei jeder Explosion den H. auf den Amboß V, während die zwischen Kolben und Stangenführung angebrachte Doppelspiralfeder F den H. hebt. Die mit dem Handhebel H verbundene Stange K dient zur Regulierung der Schläge, indem der Hebel i einen mit Ventilen versehenen Kolben m in Bewegung setzt, der bei seiner Aufwärtsbewegung das Gasgemisch ansaugt, welches den Raum zwischen B und m füllt. Befindet sich m in der gezeichneten Stellung, so wird durch einen von der Stange K bewegten Keil die Zündflamme freigelegt und die Explosion veranlaßt. Senkt man sodann den Hebel H, so wird die Flamme wieder abgesperrt, der Kolben m von dem Hebel i gesenkt und die Öffnung u für den Austritt der Verbrennungsprodukte frei, welche nun durch Hebung des Arbeitskolbens B vermittelst der Feder F durch die Ventile in m und ein Rohr an u aus dem Cylinder hinausgepreßt werden. Zur Änderung der Schlagstärke dient eine Einrichtung, welche während oder unmittelbar nach der Explosion den Eintritt des Gemisches in einen größern Raum Z im Innern des Gestells gestattet. Hierzu ist an der Seite des Cylinders ein Rohr angebracht, das oben in den Cylinder C, unten in den Hohlraum Z eintritt und mit einem Ventil versehen ist, welches durch den Handhebel N regiert wird. Bei einem Hammergewicht von 36 kg, einer Fallhöhe von 152 mm und 180 mm Cylinderdurchmesser betrug der Verbrauch an Leuchtgas für 100 Schläge nur 30 Lit., wobei jedem Schlag ein Arbeitsvermögen von 56 mkg innewohnt.

Hammer, 3) Bernhard, schweizer. Staatsmann, war 1887 Vizepräsident und 1888 Präsident des Bundesrats.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Mittheilungen von der Weltausstellung in Paris 1878. Dingler Online