MKL1888:Hermen
[428] Hermen (griech.), im eigentlichen Wortsinn Bilder des Hermes (Mercurius), der häufig unter dem Bild eines viereckigen, oben breitern, unten schmäler
Herme. | |
zulaufenden Pfeilers (Herme) verehrt wurde; dann allgemeiner gebraucht für vierseitige Pfeiler, die in Büsten enden oder die mit dem Oberkörper einer menschlichen Figur verbunden sind (s. Abbildung). Von letzterer Form finden sich die schönsten, aus Griechenland stammenden Beispiele in Villa Ludovisi in Rom. Die erstere pflegt an den Seiten des Pfeilers nahe am Kopf je einen würfelartigen Vorsprung (Hände, griech. cheires, genannt) zum Aufhängen von Kränzen, vorn einen aufgerichteten Phallos (s. d.) zu haben. Die Entstehungszeit dieser Kunstform ist noch dunkel. Die älteste Zeit kennt sie noch nicht. Erst in der letzten Epoche der altertümlichen Kunst finden sich Beispiele; diese verbinden aber den menschlichen Oberkörper, der bis zu den Hüften reicht, mit dem vierseitigen Pfeiler und lassen sogar lebhafte Bewegung der Figur zu (so die Herme eines Diskobols in Villa Ludovisi zu Rom). Später wird gewöhnlich Kopf und Pfeiler zusammen verbunden. Am häufigsten fanden sie sich in Afrika, wo sie auf den Heerstraßen zugleich als Wegweiser dienten; daneben wird auch Arkadien als ihnen besonders geneigt geschildert. Wenn auf der Herme das Bild eines andern Gottes oder Heros als des Merkur stand, so verband man den Namen Herme mit dem Namen des aufgestellten Kopfes; daher die Benennungen Hermares (Herme des Ares), Hermathene (der Athene), Hermerakles (des Herakles), Hermeros (des Eros), Hermapollon (des Apollon), Hermamithras (des Mithras), Hermalkibiades (des Alkibiades, sehr zahlreich in Athen). Der leichtern Arbeit wegen behielt man auch in der höhern Kunst die hermenartige Darstellung bei. Gewöhnlich waren die H. nackt, selten bekleidet oder mit charakteristischen Attributen, desto häufiger mit Inschriften versehen, auch meist männlich. Von den Griechen kamen die H. zu den Römern (vgl. Terminus).