MKL1888:Heroīde

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Heroīde“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 8 (1887), Seite 437
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Heroīde. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 8, Seite 437. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Hero%C4%ABde (Version vom 21.05.2023)

[437] Heroīde (griech., „Heldenbrief“), ein lyrisches Gedicht in Epistelform, in welchem der Dichter nicht im eignen, sondern im Namen einer andern, abwesenden, meist verstorbenen, wirklichen oder erdichteten Person spricht. Ovid, von dem die Gattung stammt, hat zu dieser gewöhnlich eine dem Heldenzeitalter angehörige Persönlichkeit (Heros oder Heroine) gewählt, daher der Name. Dieselbe ist durch den Umstand, daß der Dichter im Namen eines andern spricht, dem dramatischen Monolog, durch den weitern, daß dieser (oder diese) andre verstorben oder doch abwesend gedacht wird, der Elegie, durch die Briefform selbst der Epistel verwandt. Unter den Alten hat außer Ovid Propertius Heroiden verfaßt; von jenem sind 21, von diesem nur 2 übrig. Unter den Neuern haben von Italienern Bruni und Crasso, von Franzosen Colardeau, Dorat, Pézay, Laharpe, von Engländern Jerningham, Harvey und besonders Pope, dessen H. „Heloïse on Abaelard“ zu den ausgezeichnetsten gehört, dergleichen gedichtet. Auch die Deutschen haben die Form bereits im 17. Jahrh., doch ohne Glück, behandelt; ein Meister- und Musterstück der Gattung ist Goethes Gedicht „Alexis an Dora“, das er jedoch des Versmaßes wegen zu den „Elegien“ gestellt hat. Herder hat sich in der „Adrastea“ (Bd. 3) gegen die H. erklärt.