Zum Inhalt springen

MKL1888:Herzogenbusch

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Herzogenbusch“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Herzogenbusch“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 8 (1887), Seite 460
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Herzogenbusch. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 8, Seite 460. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Herzogenbusch (Version vom 10.07.2021)

[460] Herzogenbusch (holländ. ’s Hertogenbosch, auch bloß den Bosch, franz. Bois le Duc), Hauptstadt der niederländ. Provinz Nordbrabant, liegt in einer morastigen Niederung, an der Dommel, der Aa und dem Süd-Willemskanal sowie an den Eisenbahnen Boxtel-Utrecht und Tilburg-Nimwegen, war bis 1876 eine der stärksten Festungen des Landes. H. ist in Form eines Dreiecks erbaut, wird von mehreren Kanälen durchschnitten und enthält 4 Thore, 5 öffentliche Plätze, 10 Kirchen, eine Synagoge, ein großes Zeughaus nebst mehreren Kasernen. Zu den ausgezeichnetsten Gebäuden gehören: die katholische fünfschiffige Janskirche, ein schöner spätgotischer Bau (mit einem bemerkenswerten Taufkessel von 1492), die reformierte Kirche (1826 erbaut), das Rathaus (mit Gemäldesammlung), der Justizpalast, das Gebäude der Schwanenbrüderschaft (im gotischen Stil 1318 erbaut), das Regierungsgebäude (früher Jesuitenkloster). Die Einwohner, (1886) 25,591 an der Zahl, unterhalten eine lebhafte Industrie und betreiben auch Schiffahrt und Handel. Unter der ansehnlichen Zahl von Fabriken befinden sich viele Gold- und Silberschmieden, Zigarrenfabriken, Fabriken für Tischlerarbeit, Posamentierwaren, Garn, Band und Schnur, Liköre etc., ferner Holz- und Bildschnitzateliers, Schmieden, Schuhfabriken, 3 Spiegelfabriken, 11 Buchdruckereien etc. Berühmt sind der Pfefferkuchen und das Schwarzbrot von H. Die Stadt hat ein Gymnasium, eine (einst von Erasmus besuchte) lateinische Schule, eine höhere Bürgerschule, ein Lehrerseminar, ein naturhistorisches Museum, 2 Hospitäler, ein großes Besserungs- und Arbeitshaus, 2 Waisenhäuser, eine Irrenanstalt etc. – Der Ort hat seinen Namen vom Herzog Gottfried von Niederlothringen, der ihm 1184 Stadtrechte verlieh. 1559 gründete Papst Paul IV. hier ein Bistum. Vergebens wurde H. 1601 und 1603 belagert und erst 1629 nach fünfmonatlicher berühmter Belagerung von dem Prinzen Friedrich Heinrich von Nassau erobert. Die katholische Religion wurde nun unterdrückt und das Bistum seit 1645 durch einen Vikar verwaltet. Die Franzosen nahmen unter Pichegru H. 9. Okt. 1794 nach kurzer Belagerung ein. Seit 1806 war H. die Hauptstadt des holländischen Departements Brabant und seit 1810 des französischen Departements der Rheinmündungen. Am 14. Jan. 1814 ward die Stadt von den Preußen genommen, doch hielt sich die Citadelle bis zum ersten Pariser Frieden.