MKL1888:Himalajavölker

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Himalajavölker“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 8 (1887), Seite 543544
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Himalajavölker. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 8, Seite 543–544. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Himalajav%C3%B6lker (Version vom 16.04.2024)

[543] Himalajavölker, zur mongolischen Völkerfamilie gehörige Gruppe von Stämmen am Südabhang des Himalaja vom Indus bis an den Brahmaputra, die sich ethnologisch an die Tibeter anschließen. Sie stehen sämtlich auf niedriger Kulturstufe, sind Nomaden, hängen größtenteils an dem alten, allen hochasiatischen Völkern gemeinsamen Aberglauben und sind dem Buddhismus fern geblieben. Diese Stämme, welche man als Autochthonen zu betrachten hat, die später von arischen und turanischen Stämmen verdrängt oder unterjocht wurden, erstrecken sich über die mittlere (3000–1000 m Höhe) und untere Region (von 1000 m bis ins Thal); die obere Region von 1000 m aufwärts wird von Tibetern bewohnt. Unter diese autochthonen Stämme sind von O. nach W. zu rechnen: die Leptscha im Stromgebiet der Tista im östlichen Nepal und im westlichen Bhutan, die Kiranti und Limbu östlich vom eigentlichen Nepal im Stromgebiet des Kausiki und in Sikkim, die Murmi und Nevar im Gebirge von Nepal zwischen Kausiki und Gandaki, die Gurung, Magar und Sunwar im Stromgebiet der Gandaki. Im W. bis gegen Gilgit wohnen zehn Mischstämme und in den sumpfigen Niederungen und Wäldern des Himalaja neun andre Stämme, von denen uns außer den Namen nichts Näheres bekannt ist. Die H. sind im Durchschnitt von hohem Wuchs: Männer 1,62, Frauen 1,51 m; das durchschnittliche Gewicht 32 Jahre alter Männer ist 52,4 kg im O., 57,15 kg im W. Kopf und Gesicht sind breiter als beim Inder; die Stirn ist meist hoch, aber nicht steil, das Kinn mangelhaft, der Mund groß und vorspringend, doch sind die Lippen nicht aufgeworfen; die Augen stehen weit auseinander und sind mehr oder weniger schief gestellt. Die Nase ist lang und abstehend, aber mit tief liegendem Sattel; die Nasenlöcher sind rund u. weit. Das Kopfhaar ist üppig, der Bart gering, auch sonst der Körper wenig behaart. Der Körperbau ist muskulös u. kräftig, die Brust breit u. gewölbt. Die H. gehören zu den Völkern mit einsilbigen Sprachen. Von ihren Stammesverwandten in Tibet müssen sie sich vor dem 7. Jahrh. [544] getrennt haben, da die Einführung des Buddhismus damals stattfand; wahrscheinlich geschah die Trennung aber noch früher.