MKL1888:Hittorff

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Hittorff“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 8 (1887), Seite 579
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Hittorff. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 8, Seite 579. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Hittorff (Version vom 11.07.2021)

[579] Hittorff, Jakob Ignaz, Architekt, geb. 20. Aug. 1792 zu Köln, empfing daselbst seine Vorbildung und ging sodann nach Paris, wo Percier sein Lehrer war. Er wurde 1814 Inspektor unter J. F. Belanger und nach dessen Tod sein Nachfolger als königlicher Architekt. Neben mancherlei Privatbauten in Paris und im südlichen Frankreich leitete er, gemeinschaftlich mit Lecointe, den Wiederaufbau des italienischen Theaters Favart, den Neubau des Théâtre de l’Ambigu comique und besorgte die Entwürfe zur Wiederherstellung der Kirche St.-Remy zu Reims, zu einem Grabmonument für den Herzog von Berri, zur Grabkapelle für die Herzogin von Kurland und zu dem Springbrunnen der Place de la Concorde, ferner die Herausgabe des „Recueil des décorations et descriptions du baptême du duc de Bordeaux“ (Par. 1827). Die Julirevolution schob ihn als Architekten des Königs beiseite; doch blieb er bei dem Bau der Kirche St.-Vincent de Paul zu Paris als Mitarbeiter seines Schwiegervaters Lepère beschäftigt. Früher hatte H. zu wiederholten Malen Deutschland, England und 1822–24 mit seinem Schüler L. Zanth Italien und Sizilien bereist. Letzteres gewährte ihm die reichste Ausbeute, die er in seiner „Architecture antique de la Sicile“ (Par. 1826–30, 3 Bde.; neue Bearbeitung 1866–67) und in der „Architecture moderne de la Sicile“ (das. 1826–30) niederlegte. Seine epochemachende, später noch weiter bestätigte Entdeckung, daß die hellenischen Bauten bemalt gewesen seien, legte er in seiner „Architecture polychrome chez les Grecs“ (Par. 1830) und in „Restitution du temple d’Empédocle à Sélinunte“ (das. 1851) dar. Im J. 1832 wurde H. zum Regierungs- und Stadtamtsarchitekten ernannt. Seitdem waren seine wichtigsten Werke: die französische Übersetzung von „The unedited antiquities of Attica“ (Par. 1832) und die Entwürfe zur Verschönerung des Konkordienplatzes und der Elysäischen Felder. 1852 ward er mit der Verschönerung des Bois de Boulogne beauftragt. Zu seinen spätern Bauunternehmungen in Paris gehören: das Panorama der Champs Elysées, der Zirkus der Kaiserin, der Zirkus des Boulevard des Filles du Calvaire, das Erziehungshaus an der Barrière du Trône und die gotische Mairie neben der alten Kirche St.-Germain l’Auxerrois. Seine letzte Schöpfung von Bedeutung (1861–65) war der Nordbahnhof, der sowohl an der Fassade als in der kühn konstruierten Halle die seltene Fähigkeit des Künstlers zeigt, große Verhältnisse zu bewältigen. H. starb 25. März 1867 in Paris.