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MKL1888:Hochkirch

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Hochkirch“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Hochkirch“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 8 (1887), Seite 593
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Hochkirch. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 8, Seite 593. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Hochkirch (Version vom 28.09.2023)

[593] Hochkirch (Hochkirchen), Dorf in der sächs. Kreishauptmannschaft Bautzen, Amtshauptmannschaft Löbau, mit (1885) 539 evang. Einwohnern (davon 318 Wenden), bekannt durch den Überfall bei H., 14. Okt. 1758, eins der merkwürdigsten Ereignisse des Siebenjährigen Kriegs. Nach der siegreichen Schlacht bei Zorndorf war Friedrich II. so schnell wie möglich nach Sachsen geeilt, um dem hart bedrohten Prinzen Heinrich Hilfe zu bringen und Dauns Pläne zu vereiteln. Zwar gelang dies, doch konnte er den bedächtigen Gegner erst dadurch aus seiner festen Stellung bei Stolpen herauslocken, daß er sich gegen die Lausitz wandte. Daun nahm bei Löbau mit 65,000 Mann abermals eine feste Stellung. Der König, dessen Heer nur 30,000 Mann stark war, lagerte sich demselben in geringer Entfernung gegenüber in einer von den Österreichern

Kärtchen zur Schlacht bei Hochkirch (14. Okt. 1758).

völlig beherrschten Position, so daß der Feldmarschall Keith äußerte: „Wenn uns die Österreicher hier ruhig lassen, so verdienen sie gehängt zu werden“. Der König, das Gefährliche seiner Lage einsehend, beschloß, durch einen Angriff auf das Korps des Prinzen von Baden-Durlach, welcher in der Nacht vom 14. bis 15. Okt. gemacht werden sollte, sich aus der Verlegenheit zu ziehen. Aber Daun hatte inzwischen seinerseits mit großer Umsicht alle Vorbereitungen zu dem besonders von Laudon empfohlenen Überfall getroffen und griff 14. Okt., früh 5 Uhr, plötzlich das preußische Lager an. Hier entstand große Verwirrung; die Schlaftrunkenen wurden zu Hunderten in ihren Zelten niedergemacht, und die große Batterie, welche die Dorfstraße beherrschte und die gleich anfangs genommen worden war, verbreitete Tod und Verderben. Zwar ordneten sich schnell einige Regimenter und leisteten den entschlossensten Widerstand, allein der dichte Nebel verhinderte jedes kombinierte Zusammenwirken. H. wurde genommen und ging in Flammen auf. Vom Gottesacker aus suchten die Preußen das Dorf wiederzuerobern, allein die verzweifeltste Tapferkeit war hier vergeblich. Der Feldmarschall Keith und der Prinz Franz von Braunschweig fielen, und der König, selbst leicht verwundet, befahl den Rückzug des rechten Flügels auf die Höhe von Dreha, um hier seine Truppen in Schlachtordnung zu stellen. Unterdes war aber auch der linke Flügel umgangen und in Verwirrung gebracht worden; fernerer Widerstand konnte daher nur verderblich werden, und der allgemeine Rückzug wurde in ziemlicher Ordnung ausgeführt. Auf den Kreckwitzer Höhen, nur eine Stunde vom Schlachtfeld, nahm der König Position, und wirklich wagte es Daun, der auch bedeutenden Verlust erlitten hatte, nicht, die Geschlagenen hier anzugreifen; er zog überhaupt nur wenig Vorteil aus dem errungenen Sieg. Die Preußen hatten 9000 Mann, 101 Kanonen, 30 Fahnen, sämtliche Munitions- und Packwagen verloren, die Österreicher 6000 Mann, 10 Kanonen und 3 Fahnen.