MKL1888:Hohenschwangau

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Hohenschwangau“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 8 (1887), Seite 633
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Hohenschwangau. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 8, Seite 633. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Hohenschwangau (Version vom 17.03.2022)

[633] Hohenschwangau, königliches Schloß im bayr. Regierungsbezirk Schwaben, 3 km südöstlich von Füssen, war Lieblingsaufenthalt des unglücklichen Königs Ludwig II. Schon im 12. Jahrh. stand hier eine den Welfen gehörende Burg (damals Schwanstein genannt), welche 1191 durch Kauf in den Besitz der Herzöge von Schwaben hohenstaufischen Stammes überging, dann dem Geschlecht der Herren von Schwangau gehörte und in der Zeit der Reformation an die Augsburger Patrizierfamilie Paumgartner kam, welche die baufällig gewordenen Gebäude niederreißen und 1538–47 ein neues Schloß errichten ließ. Herrschaft und Schloß wurden 1567 vom Herzog Albrecht V. von Bayern erworben. Letzteres war zu Anfang unsers Jahrhunderts zur halben Ruine geworden und bereits zum Abbruch von einem Bauer um 200 Gulden gekauft, als 1832 der damalige Kronprinz Maximilian von Bayern das Gebäude wieder erwarb und die Restauration desselben im Geiste des ritterlichen Mittelalters unter Leitung Domenico Quaglios anordnete. Er gab dem Schloß (894 m ü. M. gelegen) auch den Namen H., den bisher eine gegenüber auf dem Berzenkopf liegende Burg geführt hatte. Seitdem gehört H. zu den herrlichsten der vielen deutschen Fürstenlustsitze. In prachtvoller Wald- und Gebirgsumgebung krönt es einen Vorsprung der Alpen, dessen Fuß von dem Schwansee und dem Alpsee bespült wird. Das Innere ist in seinen verschiedenen prachtvollen Sälen (Schwanrittersaal, Schyrensaal, Helden-, Hohenstaufensaal etc.) mit Fresken und enkaustischen Wandbildern von Neher, Lorenz Quaglio, Lindenschmit, M. v. Schwind etc. geschmückt. Auch durch die historischen Erinnerungen, die sich an die Stätte knüpfen, übt H. hohen Reiz. Hier sagte Konradin beim Antritt seines verhängnisvollen Zugs nach Italien seiner Mutter lebewohl. Im Schmalkaldischen Krieg setzte sich Schärtlin v. Burtenbach und nach ihm Moritz von Sachsen auf H. fest; im Dreißigjährigen Krieg wurde das Schloß von den Spaniern und Schweden, im spanischen und österreichischen Erbfolgekrieg von den Österreichern hart mitgenommen. An der Stelle der alten eigentlichen Burg H. liegt dicht an der Pöllatschlucht auf einem vorspringenden Bergkegel, dessen Spitze vor dem Bau erst abgesprengt werden mußte, und zu dem nur ein in den Felsen gehauener Weg führt, das Schloß Neuschwanstein, von Ludwig II. während eines Zeitraums von mehr als zehn Jahren nach den Plänen des Hofbaudirektors v. Dollmann im frühromanischen Stil erbaut und vom König bis zu seiner Überführung nach Schloß Berg bewohnt, ein Wunderbau, mit verschwenderisch prachtvoller Einrichtung, herrlichen Wandgemälden von Aigner, Hauschild, Schwoiser, Piloty u. a. und Kunstwerken aller Art versehen. Vgl. Muffat, Geschichte des Schlosses und der ehemaligen Reichsherrschaft H. (Münch. 1837); Hormayr, Die goldene Chronik von H. (das. 1842).