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MKL1888:Hollar

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Hollar“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 8 (1887), Seite 658
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Hollar. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 8, Seite 658. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Hollar (Version vom 11.07.2021)

[658] Hollar, Wenceslaus H. von Prachna, Kupferstecher und Radierer, geb. 15. Juli 1607 zu Prag, zog, durch die Kriegsnot gezwungen, frühzeitig in die Fremde und bildete sich bei Matthäus Merian in Frankfurt a. M. im Radieren aus. In Köln, wo er sich für längere Zeit niederließ, machte H. 1636 die Bekanntschaft des kunstsinnigen englischen Grafen von Arundel, begleitete ihn über Prag nach Wien und von da 1637 nach England. Hier stach er zunächst eine Ansicht von Greenwich und das Porträt des Grafen und führte dann eine Reihe von Kupferstichen nach Gemälden aus des Grafen Galerie, 1640 allein 26 Platten, aus; doch befreite ihn erst 1640 die Anstellung als Zeichenlehrer des Prinzen von Wales aus seinen bedrängten Verhältnissen. Er gab jetzt eine Sammlung von Trachtenbildern unter dem Titel: „Ornamentus muliebris anglicanus“ (28 Blätter) und 1642–44 die Kostüme der Frauen im übrigen Europa heraus. Durch den Ausbruch der bürgerlichen Unruhen und seine Beteiligung an den Bestrebungen der Royalisten 1645 war er genötigt, sich zu seinem Beschützer, dem Grafen Arundel, der schon früher geflohen war, nach Antwerpen zu begeben. Hier geriet er wieder in großen Mangel, nachdem der Graf während einer Reise in Italien zu Venedig gestorben war. H. kehrte daher 1652 nach England zurück und arbeitete für Buch- und Kunsthändler, bis er nach Karls II. Rückkehr nach England Zeichner des Königs wurde. Im Auftrag des Hofs unternahm er 1669 eine mühe- und gefahrvolle Reise nach Afrika, um die Festung Tanger und deren Umgebungen aufzunehmen, und 1673 eine zweite Reise nach Nordengland, wo er die Städte Lincoln, Newark, Southwell und York zeichnete. Er starb in Armut 28. März 1677 in London. Seine Stiche (nahe an 3000) sind in eigentümlicher Manier gehalten und zumeist mit der Radiernadel ausgeführt. Seine hervorragendsten Blätter sind: Adam und Eva, von der verbotenen Frucht essend, nach Holbein; David, vor Saul spielend, nach demselben; Esther vor Ahasverus, nach P. Veronese; das große Ecce homo, nach Tizian; Johannes der Täufer, am Felsen sitzend, nach Correggio; Magdalena in der Wüste, nach P. von Avont, Hauptblatt; Juno als Vorsteherin der ländlichen Arbeit, nach Elsheimer, ein vorzügliches Blatt hinsichtlich der Ausführung; drei Heroen, welche der Minerva einen Widderkopf opfern; nach Mantegna, von vortrefflicher Ausführung und edler Zeichnung; Amor, auf dem Löwen reitend, nach G. Romano; Johannes Henricus à Craenhals, sehr schön und sehr selten; der tote Hase, nach P. Boel; der große Kelch, nach Mantegnas Federzeichnung, ein seltenes Hauptblatt. Vgl. Parthey, Wenzel H., beschreibendes Verzeichnis seiner Kupferstiche (Berl. 1853).