MKL1888:Huronische Formation

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Huronische Formation“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 8 (1887), Seite 815
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Huronische Formation. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 8, Seite 815. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Huronische_Formation (Version vom 18.02.2023)

[815] Huronische Formation (huronisches System, nach dem Huronensee in Nordamerika, auch Formation der kristallinischen Schiefer, Urschieferformation), obere Formation der archäischen Gruppe, unterteuft von den Gesteinen der laurentischen oder Gneisformation, nach oben in das sogen. Kambrium und damit in die silurische Formation übergehend. Das aufbauende Gesteinsmaterial, dessen Mächtigkeit bis zu 8000 m angegeben werden kann, ist namentlich in der untern Abteilung demjenigen der laurentischen Formation sehr ähnlich, nur daß die Gneise dort vorherrschen, hier aber nur untergeordnet vorwaltenden Schiefern (Glimmerschiefer mit Hornblende-, Talk- und Chloritschiefer) eingelagert sind. In der obern Abteilung spielen Phyllite (Dachschiefer mit Garben-, Frucht-, Chiastolith- und Ottrelitschiefer) die Hauptrolle; mitunter treten auch Sericitschiefer und Itakolumit (das Muttergestein des Diamanten) auf. In beiden Abteilungen sind Quarzite sehr häufig, Eisenerze, körnige Kalke und Dolomite etwas weniger häufig eingelagert. An Organismen finden sich nur in den obersten Lagen einige unbedeutliche Reste (vielleicht Algen) vor. Die geographische Verbreitung der huronischen Formation schließt sich derjenigen der laurentischen Formation an, ist aber etwas weniger bedeutend. In Europa seien die Alpen, das böhmisch-bayrische Grenzgebirge, das Fichtelgebirge, Erzgebirge, der Thüringer Wald, Taunus, die schottischen und skandinavischen Gebirge, die Sierra Nevada in Spanien als Territorien typischer Entwickelung genannt; in Amerika ist die Formation namentlich in der Gegend, nach welcher sie den Namen trugt, ferner in den Andes, in Venezuela und Brasilien verbreitet. Auf vulkanischem Weg wurde während der huronischen Periode dasselbe Material geliefert wie in der vorausgehenden laurentischen: neben eruptiven Graniten und Syeniten Diorite und Diabase. Reich ist die Formation an technisch wichtigen Substanzen. Roteisensteine (Elba, viele Orte in Amerika), Magneteisen (Erzgebirge) und Kupfererze (Tennessee) sind in Lager- oder Stockform den Gesteinen eingeschaltet, in letzterm Fall oft an die Nähe von Eruptivgesteinen geknüpft, mit denen auch die gangförmigen Vorkommnisse (wie ein Teil der erzgebirgischen Silber-, Kobalt- und Wismutgänge und diejenigen vom Kupferberg in Schlesien und Přibram in Böhmen, die Zinnerze von Geyer und Ehrenfriedersdorf im Erzgebirge) in enger Beziehung stehen. Vgl. die Übersicht zu dem Artikel „Geologische Formation“ und die bei dem Artikel „Laurentische Formation“ für die beiden Formationen der archäischen Gruppe gemeinsam gegebene Litteratur.