MKL1888:Ilex
[886] Ilex L. (Stechpalme, Hülse), Gattung aus der Familie der Aquifoliaceen, Sträucher und Bäume mit abwechselnden, selten hautartigen und hinfälligen, meist lederartigen, bleibenden, ganzrandigen, selten gezahnten oder dornig gezahnten Blättern, meist achselständigen Blüten in wenigblütigen Trugdolden [887] und kugeligen, vier- bis achtsamigen Steinfrüchten; etwa 145 Arten, meist in Amerika. I. aquifolium L. (gemeine Stechpalme, Stecheiche, Stech- oder Christdorn, Walddistelstrauch), Baum oder Strauch mit bleibenden, kurzgestielten, eiförmigen, lederartigen, welligen, buchtigen, stark dornig gezahnten, spiegelnden Blättern, kurzgestielten Blüten in fast knäueligen Trugdolden und scharlachroten, erbsengroßen Beeren, in schattigen Wäldern Europas, in Deutschland namentlich im Nordwesten häufig, aber auch in Japan und in Virginia einheimisch, in nördlichen Gegenden gewöhnlich von 1,25–3,75 m Höhe, in südlichen nicht selten ein schöner, 6–12 m hoher Baum mit dicht belaubter, eiförmiger Krone. Die Stechpalme wächst ungemein langsam, und nach 80 Jahren erreicht sie nur eine mäßige Höhe. Der Same keimt erst nach 1½–2 Jahren. Man kultiviert in Gärten und Parkanlagen gegen 70 Varietäten, und da die Stechpalme den Schnitt sehr gut verträgt und gutes Ausschlagsvermögen besitzt, so wird sie mit bestem Erfolg auch als Heckenpflanze benutzt. Das Holz ist ungemein hart und dicht, im Kern grau oder braun, im Splint weiß und wird als feineres Tischlerholz und zu Drechslerarbeiten benutzt. Die Blätter schmecken bitterschleimig und wurden früher arzneilich benutzt. Die Samen dienen als Kaffeesurrogat. Von I. paraguayensis St. Hil. (s. Tafel „Genußmittelpflanzen“), einem buschigen Strauch mit keilförmig- oder länglich-lanzettlichen, stumpflichen, entfernt gesägten Blättern und achselständigen, vielteiligen Blütenstielen, werden die Blätter als Paraguaythee, Südseethee, Peruaner Thee, Maté benutzt. Die Pflanze wächst in Paraguay, bis in die Nähe von Rio de Janeiro und bis in die bolivianischen Andes wie in mehreren brasilischen Provinzen wild. Man schlägt die Zweige ab, zerkleinert sie, trocknet sie auf einem Bambusgerüst über hellem Feuer, nimmt dann die Blätter ab und zerstampft diese in Mörsern. Feinere Sorten werden durch Entfernung der Blattstiele und Blattrippen und aus jüngern Blättern auch ohne Röstung dargestellt. Das grobe, hellgrüne Pulver riecht krautartig unangenehm, nach einigen Monaten aber ziemlich aromatisch. Der Aufguß wird ähnlich wie der des chinesischen Thees zubereitet, schmeckt anhaltend bitter und riecht balsamisch; am Morgen nüchtern genossen, wirkt er aufregend; man schätzt ihn als Verdauungs- und Erfrischungsmittel und genießt ihn zu allen Tagesstunden. Als wirksamen Bestandteil enthält der Paraguaythee Kaffein (in einer der Sorten 0,44 Proz.). Der Konsum wird auf 4 Mill. kg geschätzt. Nach Bonpland wird auch noch von sechs andern Arten Paraguaythee gewonnen, und alle diese Pflanzen wachsen in den Distrikten, welche sich von der Sierra de Herbal nach Süden und Osten erstrecken, und zwar in den weiten Niederungen, die das Flußbett begrenzen. I. Cassine Mich. (I. religiosa Barth., heilige Stechpalme, Appalachenthee, Carolinathee, indischer Thee), ein 3 m hoher Strauch mit kleinen, lederartigen, länglichen, gekerbten Blättern, unscheinbaren Blüten und roten Beeren, wächst in den südlichen Staaten des östlichen Nordamerika und gilt den Eingebornen wegen seiner kräftigen Wirkung gegen allerlei Krankheiten als heilig. Bei ihren religiösen Versammlungen spielen die Blätter eine große Rolle. Der aus den Blättern bereitete Thee, Blackdrink (schwarzes Getränk), wirkt berauschend. Die Blätter enthalten 0,011 ätherisches Öl, 2,409 Gerbsäure, 0,122 Kaffein, 15,277 Stärkemehl, Pektose etc., 8,19 stickstoffhaltige Substanz etc. Der Strauch erträgt unsern Winter, wenn man ihn an geschützten Orten gut deckt.