MKL1888:Inka

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Inka“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 8 (1887), Seite 958
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Inka. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 8, Seite 958. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Inka (Version vom 25.06.2022)

[958] Inka, der herrschende Stamm in Peru zur Zeit der Eroberung dieses Reichs durch die Spanier, welcher seine Sprache, von den alten Schriftstellern lengua general oder lengua cortesana (Hofsprache) genannt, auf sämtliche ihm untergebene Stämme übertrug; später hieß dieselbe Quichuasprache. Wahrscheinlich waren die I. (wofür ihre strenge Absonderung vom übrigen Volk spricht) ein fremdes Eroberervolk, welches um 949, nach andern um 1021 oder 1100 unter der Führung des Manco Capac, eines „Sohns der Sonne“, die einzelnen Stämme zu einem Staat auf theokratischer Grundlage vereinigte. Unter seinen zwölf Nachfolgern vergrößerte sich dies Reich in friedlicher Weise (nur ein I. machte kriegerische Eroberungen) so sehr, daß es endlich von Quito bis Chile reichte. Diese Herrscher, welche in ihrer Person die höchste weltliche mit der höchsten geistlichen Macht vereinigten, regierten ihr lenksames, in mehrere Kasten geteiltes Volk mit ebensoviel Milde wie Klugheit. Jeder Unterdrückung der Niedern war weise vorgebeugt. Für den Kultus (nur eine Religion wurde geduldet, welche Menschenopfer verwarf), für die Wehrhaftigkeit des Reichs nach außen, für öffentliche Bedürfnisse war gut gesorgt. Der Ackerbau blühte ebensowohl wie das Handwerk, obschon es an eisernen Werkzeugen fehlte; dagegen war jeder Verkehr mit den Nachbarvölkern streng verboten, Handel konnte daher nur im Innern des Reichs stattfinden. Von hoher kultureller Entwickelung sprechen die Trümmer gewaltiger Vorratshäuser und Tempel (vgl. Amerikanische Altertümer) sowie die große Inkastraße, welche sich über den Kamm der Andes durch fast 20 Breitengrade hinzog und noch heute benutzt wird. Unter Huayna Capac, der 1475–1525 regierte, erreichte der Staat den Gipfel seiner Macht, sein Nachfolger aber, Atahualpa, verlor 1533 Reich und Leben, als die spanischen Eroberer erschienen und mit ihnen Elend und Verwilderung über Land und Volk hereinbrachen. Die I. selber starben aus, doch führen einige peruanische Familien heute noch ihren Stammbaum auf sie zurück. Die ausführlichsten, wenn auch nicht zuverlässigsten Nachrichten verdanken wir den spanischen Eroberern, von denen einer, Garcilaso de la Vega, mütterlicherseits von dem letzten I. abstammte. Weiteres s. Peru. Vgl. Prescott, Geschichte der Eroberung von Peru (deutsch, Leipz. 1848, 2 Bde.); Wiener, Essai sur les institutions politiques, religieuses etc. de l’empire des Incas (Par. 1874); Brehm, Das Inkareich (Jena 1885).