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MKL1888:Jüngstes Gericht

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Jüngstes Gericht“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Jüngstes Gericht“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 9 (1887), Seite 318
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Jüngstes Gericht. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 9, Seite 318. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:J%C3%BCngstes_Gericht (Version vom 15.01.2023)

[318] Jüngstes Gericht (Jüngster Tag, Weltgericht), nach der Kirchenlehre dasjenige Gericht, welches Christus am Ende der gegenwärtigen Welt über alle Menschen halten wird. Die bildende Kunst bemächtigte sich schon im 6. Jahrh. des Gegenstandes zunächst in byzantinischen Miniaturen und in plastischen Werken. Erst im Lauf des 13. und 14. Jahrh. entwickelten sich aus zerstreuten Elementen feste Typen der Darstellung, welche seit dem 15. Jahrh. bis auf unsre Zeit im großen und ganzen unverändert geblieben sind. Es fehlt dabei auch nicht an humoristischen Zügen. Die bedeutsamsten Darstellungen des Jüngsten Gerichts aus dem 14., 15. und 16. Jahrh. sind diejenigen im Campo santo zu Pisa von einem unbekannten Meister, von Fiesole (Berliner Museum), Luca Signorelli (Dom zu Orvieto) und das Meisterwerk Michelangelos in der Sixtinischen Kapelle. Nächst letzterm sind nur noch die beiden Gemälde von Rubens in der Münchener Pinakothek und das Fresko von Cornelius in der Ludwigskirche zu München von Bedeutung. Die Anordnung ist gewöhnlich folgende: oben thront Christus als Weltrichter, zu seiner Rechten geleiten Engel die Seligen aus ihren Gräbern zum Himmel, während links die Sünder von Teufeln in die Hölle geschleppt werden. Vgl. v. Medem, Das Jüngste Gericht in den Bildwerken mittelalterlicher Kunst (Frankf. 1875); Jessen, Die Darstellung des Weltgerichts bis auf Michelangelo (Berl. 1883); Voß, Das Jüngste Gericht in der bildenden Kunst des frühen Mittelalters (Leipz. 1884); Portig, Das Weltgericht in der bildenden Kunst (Heidelb. 1885).