MKL1888:Jacopōne da Todi

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Jacopōne da Todi“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 9 (1887), Seite 119
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Jacopōne da Todi. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 9, Seite 119. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Jacop%C5%8Dne_da_Todi (Version vom 14.01.2023)

[119] Jacopōne da Todi (Jacobus de Benedictis), ital. Dichter, geboren um die Mitte des 13. Jahrh. zu Todi im Herzogtum Spoleto (daher auch Tudertinus), stammte aus dem edlen Geschlecht der Benedetti und lebte als reicher und angesehener Advokat in Rom, bis ihn der plötzliche Tod seiner Gattin bewog, in den Orden der Franziskaner zu treten. Wegen seiner Opposition gegen Bonifacius VIII. wurde er von diesem 1302 zu Palestrina in den Kerker geworfen, in dem er bis zum Tode des Papstes schmachtete. Später lebte er in strenger Askese in seiner Vaterstadt, wo er 1306 starb und in der Fortunatuskirche begraben ward. Seine teils rohen, teils gefühlswarmen, häufig eindringlichen und schwungreichen Gedichte (darunter beißende Satiren auf Bonifacius VIII. in der Lingua volgare) lebten im Munde des Volkes. Das bei weitem bedeutendste derselben ist die berühmte, bereits im 13. Jahrh. ihm allgemein zugeschriebene Osterhymne „Stabat mater“, nächst dem „Dies irae“ das ergreifendste und zugleich volkstümlichste Produkt der mittelalterlichen Kirchendichtung. Zuerst 1490 zu Florenz gedruckt, erlebten seine „Poesie“ zahlreiche Auflagen; deutsch von Julius (Münster 1853). Vgl. Ozanam, Les poètes franciscains en Italie (Par. 1852); eine Übersetzung ausgewählter Gedichte gaben Schlüter und Storck (Münster 1864).