MKL1888:Junker

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Junker“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 9 (1887), Seite 320
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Junker. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 9, Seite 320. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Junker (Version vom 22.07.2021)

[320] Junker (v. mittelhochd. Junchêrre, „junger Herr“), ehedem Name der jüngern Prinzen regierender Herren; in der Verkehrssprache junge Edelleute, namentlich Landedelleute, ohne sonstigen Titel, auch Bezeichnung für Offiziersaspiranten. Früher war dieselbe offiziell; die Charge der J. entspricht der des jetzigen Portepeefähnrichs. Die Benennung galt in Bayern bis 1872 und besteht noch in Rußland, wo auch für die Ausbildung der J. besondere Junkerschulen existieren, die an die Vorbildung ihrer Zöglinge erheblich niedrigere Anforderungen stellen als die Kriegsschulen, welche Gymnasialbildung fordern. Junkerpartei, Junkertum war in Preußen in den 50er Jahren die halb verspottende Bezeichnung der reaktionären Adelspartei.

Junker, Wilhelm, deutsch-russ. Reisender, geb. 1840 zu Moskau, lebte als Knabe in Göttingen, besuchte in Petersburg das deutsche Gymnasium, studierte Medizin in Göttingen, Berlin und Prag und bereiste zuerst Island. Nach kürzern Touren in Tunesien 1874 und in Unterägypten 1875 ging er von Suakin 1876 durch das Chor Baraka nach Kassala und Chartum, befuhr dann den Blauen Nil und den untern Sobat und machte ausgedehntere Reisen in den Gebieten der westlichen Nilzuflüsse Jei, Rohl, Dschur und des zum Uëlle gehenden Kibbi. Ende 1879 begab er sich auf eine neue Forschungsreise in das Gebiet der Niam-Niam und Monbuttu zur Erforschung des Uëlle und des Nepoko, welch letztern er als den Oberlauf des Aruwimi annahm. Als er aber Ende 1883 nach Europa zurückzukehren gedachte, wurde er durch den Aufstand des Mahdi daran verhindert und gezwungen, mit Emin Bei und Casati sich nach Unyoro am Südostufer des Mwutan Nzige zu wenden, von wo sie zur Ostküste vorzudringen gedachten. Doch verwehrte der Herrscher von Uganda den Durchzug. Die 1885 unter Fischer von Sansibar, unter Lenz den Congo aufwärts zu seiner Erlösung gesandten Expeditionen vermochten ihn nicht zu erreichen. Doch gelang es J., auf einem östlichen Weg mit Umgehung von Uganda durch Karagwe 11. Dez. 1886 nach Sansibar zu gelangen, von wo er sich 10. Jan. 1887 nach Kairo und im März wieder nach Deutschland begab.