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MKL1888:König

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „König“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 9 (1887), Seite 10141017
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König. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 9, Seite 1014–1017. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:K%C3%B6nig (Version vom 18.12.2023)

[1014] König (griech. basileus, lat. rex, franz. roi, altdeutsch chunig, kuning, angelsächs. cyning, cyng, engl. king, v. got. chuni, „Geschlecht“; tschech. král, poln. król, russ. korólj, ungar. király, letztere Ausdrücke v. lat. Carolus, d. h. Karl d. Gr.), in ältester Zeit Titel des Stammesoberhaupts bei den meisten Völkern. Die königliche Macht war damals unbeschränkt und umfaßte das Amt des obersten Priesters, Richters und Feldherrn. Im Orient entwickelte sich daraus die unbedingte Verfügung über Eigentum und Leben der Unterthanen (der asiatische Despotismus), während bei andern Völkern, wie z. B. bei den Griechen, das Recht des Königs auf der Achtung beruhte, die er sich zu erwerben wußte, und mild und väterlich ausgeübt wurde (patriarchalisches Königtum). Ursprünglich beschränkte sich die Herrschaft des Königs auf einen Stamm, eine Nation, und in diesem Sinn werden auch die Beherrscher von Völkerstämmen in Asien und Afrika Könige genannt. In Europa führen jetzt den Königstitel die Beherrscher größerer, unabhängiger Monarchien. Im Mittelalter übte der deutsche Kaiser, später der Papst das Recht aus, Könige zu ernennen, wie denn namentlich die Herzöge von Böhmen und Polen diesen Titel erhielten. Erst Friedrich III., Kurfürst von Brandenburg und Herzog von Preußen, ernannte sich selbst aus eigner Machtvollkommenheit 18. Jan. 1701 zum K. von Preußen. Auch Napoleon I., der in allem das von Karl d. Gr. gestiftete römische Reich nachzuahmen suchte, hat neue Königreiche geschaffen. So entstand 1801 ein Königreich Etrurien aus dem vormaligen Großherzogtum Toscana; 1805 ernannte sich Napoleon I. selbst zum K. von Italien und 1806 seine Brüder Joseph und Ludwig zu Königen von Neapel und Holland. In demselben Jahr entstanden die Königreiche Bayern und Württemberg und im folgenden die Königreiche Sachsen und Westfalen. Auch die alte Sitte der deutschen Kaiser, noch bei Lebzeiten ihre Nachfolger zu römischen Königen zu ernennen, erneuerte Napoleon I. Etrurien und Holland wurden zwar bald von Frankreich verschlungen, Westfalen durch Deutschlands Erhebung als Königreich vernichtet. Dagegen entstanden nach Napoleons I. Sturz das Königreich der Niederlande und das Königreich Hannover; an die Stelle des Königreichs Italien trat, unter österreichischer Oberherrschaft, das Lombardisch-Venezianische Königreich, das 1866 mit Italien vereinigt wurde, und das Königreich Illyrien, welches aus den illyrischen Provinzen gebildet wurde. In neuerer Zeit entstanden die Königreiche Belgien, Griechenland und Italien; neuerdings haben die Fürsten von Rumänien (14./26. März 1881) und von Serbien (6. März 1882) den Königstitel angenommen. So führen nun in Europa diesen Titel die Monarchen von folgenden Staaten: der Kaiser von Österreich als Titularkönig von Jerusalem, ferner als wirklicher (apostolischer) K. von Ungarn, Böhmen, Dalmatien, Kroatien, Slawonien, Galizien, Lodomerien und Illyrien; der Kaiser von Rußland als K. von Moskau, Kasan, Astrachan, Polen, Sibirien und des taurischen Chersones; der K. von Portugal, zugleich als K. von Algarve, diesseit und jenseit des Meers in Afrika; der K. von Spanien mit dem Titel eines Königs von Kastilien, Leon, Aragonien, beider Sizilien, Jerusalem, Navarra, Granada, Toledo, Valencia, Galicien, Mallorca, Sevilla, Sardinien, Cordova, Corsica, Murcia, Jaen, Algarve, Algeciras, Gibraltar, der Kanarischen Inseln, des westlichen und östlichen Indien, der Inseln und des festen Landes jenseit des Weltmeers; der K. der Niederlande; der K. von Italien mit den Nebentiteln K. von Cypern und Jerusalem; der K. von Württemberg; der K. von Bayern; der K. von Sachsen; der K. von Preußen; der K. (die Königin) von England mit dem Titel K. (Königin) des vereinigten Königreichs Großbritannien (England und Schottland) und Irland und seiner Kolonien und Dependenzen in Europa, Asien, Afrika, Amerika und Australien, Kaiser (Kaiserin) von Indien; der K. von Dänemark mit dem Beititel eines Königs der Wenden und Goten; der K. von Schweden und Norwegen mit demselben Nebentitel; der K. von Griechenland (K. der Hellenen); der K. der Belgier; der K. von Rumänien und der K. von Serbien. Die Könige führen den Titel „Majestät“ und genießen gewisse das Zeremoniell betreffende Vorrechte, welche die Diplomatik unter dem Namen der königlichen Ehren (honores regii, honneurs royaux) befaßt, so insbesondere das Recht, eine Königskrone im Wappen zu führen. Seit der Aufhebung des Wahlkönigtums in Deutschland und in Polen ist die Würde des Königs eine erbliche. Früher wurden die Könige bei ihrer Thronbesteigung gesalbt, jetzt ist an die Stelle dieser Weihe eine feierliche Krönung (s. d.) getreten oder jede äußere Zeremonie weggefallen. Vgl. v. Sybel, Die Entstehung des deutschen Königtums (2. Aufl., Frankf. 1881); Wittmann, Das altgermanische Königtum (Münch. 1854); R. Köpke, Die Anfänge des Königtums bei den Goten (Berl. 1859); Dahn, Die Könige der Germanen (Würzb. 1861–71, 6 Tle.); Schulze, Hausverfassung und Hausgesetze des preußischen Königshauses (Jena 1883). – K. heißt auch die Hauptfigur im Schachspiel, ein Bild der Spielkarten etc.

König (Metallkönig, Regulus), das beim Probieren der Erze erfolgende Metall, auch der beim Schmelzen von Metallverbindungen mit reduzierenden Körpern im Tiegel erhaltene Metallklumpen. Der beim Verschmelzen geschwefelter Kupfererze im Flammofen erzeugte Rohstein führt wohl den Namen Regulusmetall (s. Kupfer).

König, 1) Friedrich, der Erfinder der Schnellpresse, geb. 17. April 1774 zu Eisleben, erlernte in der Breitkopf u. Härtelschen Offizin zu Leipzig 1790 bis 1794 die Buchdruckerkunst, hörte daselbst aber [1015] auch Platens Vorlesungen über Philosophie und beschäftigte sich mit wissenschaftlichen Studien. Schon 1803–1805 war er, zunächst in Meiningen und Suhl, mit Verbesserungen der Buchdruckpresse beschäftigt, suchte auch, wiewohl vergeblich, bei seinem Mangel an materiellen Mitteln um Unterstützung bei der sächsischen und der österreichischen Regierung nach, begab sich 1806 nach Petersburg, wo er seine Pläne, zu denen auch die Konstruktion einer Stereotypenschlagmaschine gehörte, zu verwirklichen hoffte, segelte jedoch, abermals enttäuscht, schon im Spätherbst d. J. nach London. Hier schloß er 1807 mit dem Buchdrucker Bensley ein Übereinkommen behufs Ausführung seiner Pläne zur Erbauung einer Buchdruckmaschine und vereinigte sich 1809 mit dem aus Stuttgart gebürtigen Optiker und Mechaniker Andreas Friedrich Bauer (s. Bauer 2), und eine 1810 patentierte Tiegeldruckmaschine war das erste Ergebnis ihrer Thätigkeit. Bald wurde jedoch das Prinzip des Flachdrucks durch den Cylinderdruck ersetzt, und die folgenden, 1811, 1813 und 1814 genommenen Patente haben sämtlich Druckmaschinen mit cylindrischem Druck zum Gegenstand. Bensleys Eigennutz und Unredlichkeit führten indes jetzt zum Bruch, und 1817 kehrte K., 1818 Bauer nach Deutschland zurück; wo sie in dem schon vorher für K. angekauften ehemaligen Prämonstratenserkloster Oberzell bei Würzburg eine Maschinenfabrik gründeten, vereint weiterführten und zu verhältnismäßig bedeutender Entwickelung gebracht hatten, als die französische Julirevolution eine allgemeine Geschäftsstockung hervorrief, die von der Maschinenfabrik zu Oberzell doppelt schwer empfunden ward, da die gegen die Maschinen erbitterten Drucker diese an vielen Orten zerschlugen. Seit 1828 hatten K. u. Bauer, in Verbindung mit Cotta zu Stuttgart, auch eine Maschinenpapierfabrik nach englischen Vorbildern zu Schwarzach unweit Würzburg eingerichtet, die nach dem Rücktritt Cottas 1831 von ihnen gemeinschaftlich weitergeführt ward. K. starb 17. Jan. 1833, ehe noch der Schnellpressenbau wieder in Aufschwung kam. Unter der Leitung seiner Söhne Wilhelm (geb. 9. Dez. 1826) und Friedrich (geb. 29. Juni 1829) gelangte die Fabrik zur höchsten Blüte. Vgl. Goebel, Fr. K. und die Erfindung der Schnellpresse (Stuttg. 1883).

2) Gottlob, Forstmann, geb. 18. Juli 1776 zu Hardisleben im Weimarischen, trat nach bestandener Forstlehre (1794–96 bei H. Cotta in Zillbach) in das weimarische Jägerkorps, wurde Forstgehilfe und erhielt 1805 eine Revierförsterstelle in Ruhla. Hier errichtete er in demselben Jahr eine Privatforstschule, die bald von In- und Ausländern aufgesucht wurde. 1819 wurde er zum Forstrat ernannt, 1821 an die Spitze der weimarischen Forsttaxationskommission gestellt, 1830 nach Eisenach berufen, 1837 zum Oberforstrat befördert. Seine Privatforstschule in Ruhla wurde 1830 nach Eisenach verlegt und hier zur landesherrlichen Forstschule erhoben, an welcher er bis zu seinem Tod 22. Okt. 1849 überaus segensreich wirkte. Durch seine „Waldpflege“ (Gotha 1849; 3. Aufl., umgearbeitet von Grebe, 1875) eröffnete er der Forstwirtschaft neue Bahnen, indem er darauf hinwies, daß dieselbe vor allem die Bodenkraft zu pflegen habe. Endlich hat er die mathematischen Grundlagen der Forstwirtschaftslehre auf eine hohe Stufe der Durchbildung gebracht und in dieser Richtung der Gegenwart eine Fülle befruchtender Gedanken hinterlassen. Er schrieb noch: „Anleitung zur Holztaxation“ (Gotha 1813); „Holztaxationstafeln“ (zuerst Abdruck aus der „Anleitung zur Holztaxation“, 1813; neubearbeitet in der „Forstmathematik“ und separat unter dem Titel: „Forsttafeln“, Gotha 1842); „Die Forstmathematik“ (das. 1835; 5. Aufl. von Grebe, 1864); „Grundzüge der Buchenerziehung“ (1846); „Die Forstbenutzung“ (aus dem Nachlaß hrsg. von Grebe, Eisen. 1851; 3. Aufl., Wien 1882).

3) Heinrich Joseph, Schriftsteller, geb. 19. März 1790 zu Fulda, besuchte das Gymnasium, dann das Lyceum daselbst, ward zur Zeit des Großherzogtums Frankfurt Schreiber bei dem Maire der Stadt und fand sodann eine Anstellung bei der Acciseverwaltung. Um diese Zeit schon versuchte er sich in dramatischen Arbeiten, z. B. dem Festspiel „Die Erfüllung“ und dem Schauspiel „Wyatt“. 1817 ward er zum Finanzsekretär bei der Regierung in Fulda ernannt und 1819 in gleicher Eigenschaft nach Hanau versetzt, von wo er 1840 nach seiner Vaterstadt zurückkehrte. Durch seine unter dem Titel: „Rosenkranz eines Katholiken“ (Frankf. a. M. 1829) veröffentlichten, namentlich gegen das hierarchische Wesen des Katholizismus gerichteten Abhandlungen geriet er in Konflikt mit dem Klerus und ward hierdurch veranlaßt, in seiner Schrift „Der Christbaum des Lebens“ (das. 1831) seine religiösen und kirchlichen Ansichten weiter auszuführen; aber infolgedessen vom Bischof exkommuniziert, schloß er sich der reformierten Gemeinde an. An den Bestrebungen für politische Freiheit beteiligte er sich durch seine Schrift „Leibwacht und Verfassungswacht, oder über die Bedeutung der Bürgergarden“ (Hanau 1831). Als Mitglied des ersten Landtags 1832 und 1833 trat er in schroffe Opposition zum Ministerium Hassenpflug; dafür wurde ihm für den folgenden Landtag als Staatsbeamten der Urlaub verweigert. Nachdem K. 1847 seinen Abschied genommen, zog er wiederum nach Hanau und von hier 1860 nach Wiesbaden, wo er 23. Sept. 1869 starb. Von Königs dramatischen Arbeiten ist das Trauerspiel „Die Bußfahrt“ (Leipz. 1836) hervorzuheben. Seine übrigen Werke, mehr Kombinationen einer geistig angeregten, durch mancherlei Studien und Anschauungen bereicherten reflektierenden Natur als eigentlich dichterische Schöpfungen, sind teils geschichtliche Romane, teils leichtere, spielend hingeworfene Erzählungen, in denen der Autor oft in Breite oder Trivialität verfällt. Wir nennen davon: „Die hohe Braut“ (Leipz. 1833; 4. Aufl. 1875, 2 Bde.); „Die Waldenser“ (das. 1836, 2 Bde.; 2. Aufl. u. d. T.: „Hedwig die Waldenserin“, 1856; 3. Aufl. 1875); „William Shakespeare“ (5. Aufl., das. 1875, 2 Bde.; eine Umarbeitung des 1839 erschienenen Romans „Williams Dichten und Trachten“); „Deutsches Leben in deutschen Novellen“ (Bd. 1: „Regina“, das. 1842, 3. Aufl. 1875; Bd. 2: „Veronika, eine Zeitgeschichte“, das. 1844); „Täuschungen“ (Wiesb. 1858); „Marianne“ (das. 1858); „Die Klubisten in Mainz“, historischer Roman (Leipz. 1847, 3 Bde.; 3. Aufl. 1875); „König Jérômes Karneval“ (das. 1855, 3 Bde.; 2. Aufl. 1875); „Seltsame Geschichten“ (Frankf. 1856); „Von Saalfeld bis Aspern“ (Wiesb. 1864, 3 Bde.). Zerstreute Novellen sammelte er in „Deutsche Familien“ (Wiesb. 1862, 2 Bde.). Unter seinen sonstigen Arbeiten sind hervorzuheben: „Georg Forsters Leben in Haus und Welt“ (Leipz. 1844, 2. Aufl. 1858); die autobiographischen Schriften: „Auch eine Jugend“ (das. 1852, 2. Aufl. 1861) und „Ein Stillleben“ (das. 1861, 2 Bde.); ferner: „Eine Fahrt nach Ostende“ (Frankf. 1845); „Litterarische Bilder aus Rußland“ (Stuttg. 1837), nach mündlichen Mitteilungen des Russen Melgunow; „Was ist die Wahrheit von Jesu?“ [1016] (Leipz. 1867) und „Eine Pyrmonter Nachkur“ (das. 1869, 2. Aufl. 1876). Seine größern Romane erschienen gesammelt in 20 Bänden (Leipz. 1854–69), eine Auswahl in 15 Bänden (das. 1875).

4) Gustav, Maler, geb. 21. April 1808 zu Koburg, kam 1826 in die Schmidtsche Porzellanmalerei daselbst, übte sich nebenbei im Zeichnen und komponierte besonders viel nach Uhlands Gedichten. Von 1830 bis 1832 besuchte K. die Nürnberger Kunstschule, 1833 trat er an der Münchener Akademie ein, und kurz darauf malte er für den Herzog Ernst von Koburg einen Cyklus von sieben Bildern aus der sächsischen Geschichte. So ward er auf das Studium der Reformationsgeschichte hingewiesen, der er später so viele Stoffe entnahm, daß er danach der „Luther-König“ genannt wurde. Er veröffentlichte in 25 Kompositionen auf 48 Blättern Szenen aus Luthers Leben. Dann folgten 29 Initialen zu Luthers geistlichen Liedern (von König Friedrich Wilhelm IV. erworben) und ein Ölbild für den König der Belgier: Johann Friedrich der Großmütige hört beim Schachspiel die Ankündigung seines Todesurteils. Weiter zeichnete K.: Bonifacius den Deutschen das Christentum predigend, das gülden ABC (gestochen von Jul. Thaeter) und die Psalmen Davids (gestochen von Thaeter und Merz) in 48 Darstellungen. 1861 entstand: Nathan und David (Neue Pinakothek zu München) und 1862: Luther und Zwingli zu Marburg 1529, worauf 12 Kompositionen aus dem Leben Davids folgten. K. starb 30. April 1869 in Erlangen. Vgl. Ebrard, Gustav K., sein Leben und seine Kunst (Erlang. 1871).

5) Herbert, Zeichner und Illustrator, geb. 1820 zu Dresden, war eine Zeitlang Schauspieler, kam 1848 nach München, wo er mit seinen humoristischen Skizzen in den „Fliegenden Blättern“ zuerst in die Öffentlichkeit trat. Später bereiste er Österreich, Ungarn, Belgien und Holland. Im J. 1852 ging er nach Leipzig und stand hier in näherer Beziehung zur „Gartenlaube“ und „Illustrierten Zeitung“, bis er für eine Zeitschrift nach Berlin berufen wurde. Nach fünfjährigem Aufenthalt daselbst kehrte er in seine Vaterstadt zurück, in deren Nähe, in Niederlößnitz, er sich niederließ. Er starb 13. Juni 1876 daselbst. Königs zahlreiche Zeichnungen behandeln die mannigfachsten Seiten des Lebens; namentlich war K. bemüht, seine Zeit in ihren frappantesten Figuren wie insbesondere in ihren Modethorheiten zu schildern. Er that dies mit Geist und Laune und mit geschmackvoller Eleganz in der Zeichnung, die nur leider nicht durch ein ernsthaftes Naturstudium unterstützt wurde.

6) Robert, Pädagog und Schriftsteller, geb. 15. Nov. 1828 zu Danzig, studierte in Berlin, Edinburg, Bonn und Halle Philologie und Theologie, wurde 1854 Rektor der höhern Töchterschule in Oldenburg, 1858 Inspektor der Gouvernantenanstalt in Droyßig bei Zeitz, lebte 1860–63 in Lausanne und ist seit 1864 Redakteur des Familienblattes „Daheim“ in Leipzig. Außer einigen Schulbüchern und Schriften über die Frauenfrage, z. B.: „Ein Blick auf den gegenwärtigen Stand der Litteratur über weibliche Pädagogik“ (Oldenb. 1856), „Zur Charakteristik der Frauenfrage“ (Bielef. 1870) etc., veröffentlichte er eine Reihe Volks- und Jugendschriften, wie: „Der große Krieg von 1870“ (2. Aufl., Leipz. 1875), „Der alte Nettelbeck“ (das. 1874), „Meister Schott. Aus der Belagerung von Straßburg“ (2. Aufl., das. 1877), und übersetzte einige Romane W. Scotts (das. 1875). Sehr verbreitet ist seine illustrierte „Deutsche Litteraturgeschichte“ (13. Aufl., Leipz. 1883).

7) Franz, Chirurg, geb. 16. Febr. 1832 zu Rotenburg an der Fulda, studierte in Marburg und Berlin, ließ sich als Arzt in Homburg nieder, ging aber bald als Gerichtsarzt und Chirurg am Krankenhaus nach Hanau. 1869 folgte er einem Ruf als Professor der Chirurgie nach Rostock und 1875 nach Göttingen. Er schrieb: „Lehrbuch der speziellen Chirurgie“ (4. Aufl., Berl. 1885, 2 Bde.); „Lehrbuch der allgemeinen Chirurgie“ (das. 1883–85); „Die entzündlichen Prozesse am Hals“ (mit Riedel, in Billroths „Deutscher Chirurgie“, Stuttg. 1882) und „Die Tuberkulose der Knochen und Gelenke“ (Berl. 1884), worüber er auch in der „Sammlung klinischer Vorträge“ (Leipz. 1883) berichtete.

8) Rudolf, Akustiker, geb. 26. Nov. 1832 zu Königsberg i. Pr., Lehrling von Vuillaume, dem Fabrikanten musikalischer Saiteninstrumente in Paris, errichtete 1858 eine Werkstätte für akustische Apparate u. zeichnete sich bald durch vortreffliche Leistungen aus. Er bildete die Anwendung der graphischen Methode auf die Akustik aus, arbeitete über die Bestimmung der Schallgeschwindigkeit, Klangfiguren, Tonveränderung bewegter Schallquellen, manometrische Flammen etc. Er schrieb: „Quelques expériences d’acoustique“ (Par. 1882); „Catalogue des appareils d’acoustique“ (1859 u. öfter). Vgl. Pisko, Die neuern Apparate der Akustik (Wien 1865).

9) Ewald August, Romanschriftsteller, geb. 22. Aug. 1833 zu Barmen, besuchte das Friedrich Wilhelms-Gymnasium in Köln und widmete sich dann, von den Verhältnissen genötigt, dem Kaufmannsstand. Nachdem er von 1854 an drei Jahre lang im Heer gedient hatte, nahm er eine Buchhalterstelle in Elberfeld an, entsagte dieser aber 1868, um sich ganz der litterarischen Thätigkeit zu widmen, und ließ sich 1871 in Neuwied wieder, von wo er 1882 nach Köln übersiedelte. Seine schriftstellerische Laufbahn begann er mit humoristischen Skizzen, besonders aus dem Soldatenleben, denen Novellen und schließlich eine lange Reihe größerer Romane nachfolgten. Wir nennen davon: „Humoresken“ (3. Aufl. 1873); „Lust und Leid im bunten Rock“ (1864); „Bei der Infanterie“ (1865, 2 Bdchn.); „Abenteuer und Fahrten des Commis-Voyageur Plügge“ (1866); die Romane: „Der Deserteur“ (unter dem Namen Ernst Kaiser, 1867), worin der Krieg von 1866 den Hintergrund bildet; „Die Geheimnisse einer großen Stadt“ (1870, 3 Bde.); „Durch Kampf zum Frieden“ (1871, 4 Bde.), womit K. einen New Yorker Preis gewann; „Das große Los“ (1872, 3 Bde.); „Die Tochter des Franctireurs“ (1873, 3 Bde.); „Unter den Frommen“ (1875, 4 Bde.); „Auf der Bahn des Verbrechens“ (1876, 4 Bde.); „Die Wege zum Glück“ (1878, 4 Bde.); „Schuldig?“ (1878, 4 Bde.); „Dunkle Wege“ (1880, 4 Bde.); „Verlassen!“ (1881, 3 Bde.); „Nikodemus Fugger u. Komp.“ (1883, 2 Bde.); „Um Glück und Dasein“ (1885, 2 Bde.) etc. K. ist Humorist und Realist und weiß in manchen Szenen ohne poetische Prätension ganz ergötzlich zu erzählen.

10) Otto, Bildhauer, geb. 1838 zu Meißen, war in Dresden Schüler von Hähnel und wurde später Professor an der Kunstgewerbeschule des Österreichischen Museums in Wien. Besonders in der Kleingruppe, sowohl in der ideal durchgeistigten als in der realen, ist er ein viel schaffender, vortrefflicher Künstler, dessen anmutige Gestalten von geistvoller Erfindung und feiner Durchbildung sind. Unter seinen größern Bildwerken sind hervorzuheben: das Grabdenkmal für seine Gattin mit drei Kindern (1874), eine trauernde Viktoria für das von den Marineoffizieren [1017] in Pola gestiftete Denkmal des Kaisers Maximilian von Mexiko, vier Gipsreliefs, die vier Teile der Symphonie darstellend, das Liebesgeheimnis (1884, Marmorgruppe) und dekorative Reliefs für die Hofmuseen und das Burgtheater in Wien. Noch umfangreicher sind seine Entwürfe für Brunnendekorationen und das Kunstgewerbe, von denen die beiden allegorischen Gruppen: Wasser und Wein eines großen Tafelaufsatzes für den Kaiser, Amor als Briefträger, Venus und Amor, Pan mit dem Bacchusknaben, Euterpe, die einen Knaben im Flötenspiel unterrichtet, die Erziehung des Amor in acht Gruppen, Viktoria auf einer Weltkugel, Austria u. der Friede für einen Tafelaufsatz die bedeutendsten sind.

11) Franz Joseph, Agrikulturchemiker, geb. 15. Nov. 1843 zu Lavesum in Westfalen, studierte seit 1864 zu München Mathematik und Naturwissenschaft, dann in Göttingen hauptsächlich Chemie, ging Ende 1867 als Assistent an die agrikulturchemische Versuchsstation zu Altmorschen und übernahm 1870 die Leitung der neu zu gründenden Versuchsstation zu Münster in Westfalen. 1881 wurde er zum Professor ernannt. K. hat sich namentlich um die Lehre von den Nahrungsmitteln große Verdienste erworben, und seine „Chemie der menschlichen Nahrungs- und Genußmittel“ (3. Aufl. 1887, 2 Bde.) gilt als Hauptwerk auf diesem Gebiet. Außerdem schrieb er: „Zusammensetzung und Verdaulichkeit der Futtermittel“ (mit Th. Dietrich, 2. Aufl., Berl. 1887); „Die Verunreinigung der Flüsse“ (preisgekrönt von der ersten allgemeinen deutschen Ausstellung für Hygieine und Rettungswesen); ferner: „Der Kreislauf des Stickstoffs und seine Bedeutung für die Landwirtschaft“ (preisgekrönt von dem Landwirtschaftlichen Zentralverein für die Mark Brandenburg) und „Bestand und Einrichtungen der Untersuchungsämter für Nahrungs- und Genußmittel“ (das. 1882).

12) Eva, die Gattin von Gotth. Ephr. Lessing (s. d.).


Ergänzungen und Nachträge
Band 17 (1890), Seite 501
Indexseite

[501] König, 9) Ewald August, Romanschriftsteller, starb 9. März 1888 in Köln.


Jahres-Supplement 1890–1891
Band 18 (1891), Seite 491
korrigiert
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[491] König, Gustav, Freiherr von, General-Infanterie-Inspektor der österreichisch-ungar. Armee, geb. 13. Okt. 1825 zu Stadthagen (Schaumburg-Lippe), trat 1842 in das Pionierkorps, wurde 1845 Kadett, 1846 Leutnant, 1848 Oberleutnant, machte 1848 und 1849 die Feldzüge in Ungarn mit und wurde 1849 zum Hauptmann befördert. Im italienischen Feldzug 1859, an dem er als Major im 53. Infanterieregiment teilnahm, zeichnete er sich besonders in der Schlacht bei Solferino aus. 1862 zum Oberstleutnant, 1866 zum Obersten und Kommandanten des 14. Serbisch-Banater-Grenz-Infanterieregiments, 1868 zum Abteilungsvorstand im Reichskriegsministerium und 1871 zum Kommandanten der 5. Infanteriebrigade ernannt, ward K. 1872 in den Freiherrenstand erhoben, in demselben Jahr Generalmajor, 1876 Sektionschef im Reichskriegsministerium, 1877 Feldmarschallleutnant, 1878 Kommandant der 10., 1879 der 1. und 1881 der 29. Infanterietruppen-Division, 1882 Leiter des Generalkommandos in Prag; 1. Jan. 1883 wurde er zum Kommandanten des 9. Korps in Josephstadt, 1888 zum Kommandanten des 2. Korps und kommandierenden General in Wien und 1. Nov. d. J. zum Feldzeugmeister ernannt, 1889 mit den Agenden des durch den Tod des Kronprinzen Rudolf (30. Jan.) erledigten General-Infanterieinspektorats betraut und noch in demselben Jahre zum wirklichen General-Infanterieinspektor ernannt. K. ist seit 1883 Inhaber des 92. Infanterieregiments.