MKL1888:Kürbis

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Kürbis“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 10 (1888), Seite 339340
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Kürbis. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 10, Seite 339–340. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:K%C3%BCrbis (Version vom 07.12.2023)

[339] Kürbis (Flaschenapfel, Cucurbita L.), Gattung aus der Familie der Kukurbitaceen, einjährige oder durch eine dicke, rübenförmige Wurzel perennierende, [340] steifhaarige bis rauhe Gewächse mit kriechendem oder kletterndem, saftigem Stengel, großen, gelappten, am Grund herzförmigen Blättern, meist verästelten Wickelranken, monözischen, großen, gelben, einzeln oder in Büscheln stehenden Blüten, meist sehr großen, sehr verschieden gestalteten, fleischigen, häufig berindeten, nicht aufspringenden Beerenfrüchten und zusammengedrückten Samen mit wulstigem Rande. Die zehn Arten sind im warmen Asien, Afrika und Amerika heimisch. Der gemeine K. (Pfebe, C. Pepo L.), einjährig, mit liegenden, an den Knoten wurzelnden, bis 10 m langen Stengeln, dottergelben, einzeln stehenden Blüten und kugeligen oder fast kugeligen Früchten, welche bis 100 kg schwer werden und weißes oder gelbes genießbares Fleisch besitzen, stammt aus Indien und wird in vielen Varietäten als Feld- und Gartenfrucht gebaut. Er gedeiht, wo der Mais gedeiht, und liefert bei gutem Anbau bis 1200 Ztr. vom Hektar. Die Frucht enthält 1,66 Proz. Zucker, 1,36 eiweißartige Körper, 6,31 Pektin, 1,5 Cellulose, 0,54 Asche, 88,55 Proz. Wasser, wird besonders in Südeuropa gegessen, auch als Zusatz zum Brot benutzt und auf Branntwein verarbeitet. Für Schweine gewährt er treffliches Mastfutter; die Samen sind ölreich und werden als zuverlässiges Bandwurmmittel gerühmt. Der K. gedeiht am besten in mildem, humosem Lehm nach starker Düngung; man zieht junge Pflanzen in Töpfen im Mistbeet an, um sie später ins freie Land zu bringen, oder man säet Ende Mai und steckt die Körner 1,25–1,5 m voneinander in 50 cm tiefe und weite, mit Kompost und oben mit guter Erde gefüllte Löcher. Wenn man gießen kann, weicht man die Körner 12 Stunden in einem Auszug von Wermut oder Walnußblättern. Haben die Pflanzen vier Nebenranken getrieben, so bricht man die Spitze der Hauptranke und nach dem Fruchtansatz auch die der Nebenranken ab. Jede Pflanze soll nur acht Früchte zur Reife bringen. Zum Verspeisen sind der große, silbergraue K., der melonengelbe, Astrachan, Marrow, Courge gaufré und der italienische Einmachekürbis zu empfehlen; zum Verzieren von Lauben, Wänden etc. dienen die Zierkürbisse, wie Angurien, Melonen-, Apfel-, Türkenbundkürbis etc. Die Samen des K. bleiben 6–7 Jahre keimfähig. Der Turbankürbis (C. melopepo L.), mit turbanähnlicher Frucht, der Melonen- oder Bisamkürbis (C. moschata Duch.), mit melonenähnlicher Frucht, Moschusgeruch und weicher Behaarung, der Warzenkürbis (C. verrucosa L.), mit hartrindiger, warziger Schale, u. a. werden im Süden, bei uns nur als Zierpflanzen gezogen. Der Flaschenkürbis (C. Lagenaria L.), mit langrankigem, dünnem Stengel, welcher, wie die etwas eckigen, gezähnelten Blätter, klebrig filzig ist und widrig riecht, und weißen, moschusduftenden Blüten, hat Früchte mit holzartiger Rinde und ungenießbarem Fruchtfleisch. Man unterscheidet verschiedene Varietäten mit flaschenförmiger (Flaschenkürbis, Kalebasse), keulenförmiger (Herkuleskeule, über 1 m lang) oder krugförmiger Frucht (Urnenkürbis). Die Früchte werden zu Flaschen benutzt (Kalebassen). Von manchen Varietäten ist das Fleisch genießbar; man hat es auch mit Zucker imprägniert und als feste, wohlschmeckende Masse in den Handel gebracht.