MKL1888:Kanalinseln
[447] Kanalinseln (Normännische Inseln), Inselgruppe in der sogen. Normännischen Bai des Kanals, der einzige Rest der Normandie, welcher sich noch heute im Besitz Englands befindet. Die Gruppe besteht aus den Inseln Jersey, Guernsey, Alderney und mehreren kleinern Inseln, hat ein Areal von 195 qkm (3,5 QM.) und (1881) 88,806 Einw. Von der Oberfläche sind 48,6 Proz. Ackerland, 17,2 Proz. Weide; an Vieh zählte man 1885: 3872 Pferde, 19,797 Rinder, 1020 Schafe und 9913 Schweine. Berühmt ist die Milchwirtschaft, und streng wird die Reinheit der Rasse der den Inseln eigentümlichen kleinern Kühe überwacht. Die Inseln besitzen (1886) 297 Seeschiffe von 30,288 Ton. Gehalt und 314 Fischerboote. Im J. 1885 liefen 1592 Schiffe von 131,541 T. ein; Ausfuhr nach den britischen Inseln 809,878 Pfd. Sterl., Einfuhr 708,692 Pfd. Sterl. – Zahlreiche Altertümer beweisen, daß die K. einst im Besitz der Römer waren. Als die Sachsen sich in England festsetzten, flüchteten viele der vertriebenen Briten nach der Bretagne und den K. Durch Sampson, den Bischof von St. Davids in Wales, wurden sie 556 zum Christentum bekehrt. Karl der Einfältige verlieh 912 mit der Normandie auch diese Inseln dem normännischen Abenteurer Rollo, und Wilhelm, der siebente Herzog der Normandie, vereinigte sie zuerst mit England unter Einer Krone. Frankreich trat dieselben 1360 förmlich an England ab, welches gleichzeitig auf den festländischen Teil der Normandie verzichtete. Die Reformation fand durch vertriebene Hugenotten Eingang. Die Inselbewohner erfreuen sich ihrer alten Rechte; sie haben stets treulich zu England gehalten und die wiederholten Angriffe der Franzosen erfolgreich zurückgewiesen. Näheres s. die einzelnen Inseln. S. Karte „Frankreich“.