MKL1888:Kansu

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Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Kansu“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 9 (1887), Seite 466
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Kansu. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 9, Seite 466. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Kansu (Version vom 31.03.2024)

[466] Kansu, die größte Provinz Chinas, erstreckt sich von der Westgrenze des eigentlichen China in breitem Streifen quer durch die Mongolei bis zum russischen Turkistan und umfaßt 674,923 qkm (12,257 QM.) mit (1879) 5,411,188 Einw. Sie zerfällt in zwei wesentlich verschiedene Gebiete: das chinesische und das mongolische K. Das erstere, zwischen der Mongolei, Schensi, Setschuan und Tibet, ist gebirgig und wird vom Huangho durchströmt; das zweite ist ein Steppengebiet, im S. begrenzt vom Nanschan, an dessen Abhängen sich noch einige Kultur findet, und vom Thianschan. Klima, Pflanzen- und Tierwelt sind in den beiden Teilen sehr verschieden. Das chinesische K., dessen Berge bis über die Schneegrenze hinausreichen, ist wohlbewässert, hat schöne Wälder, saftige Weiden und fruchtbare Felder, welche mit Getreide, Tabak, Gemüse, Mohn bestellt werden. Die Fauna ist hier sehr reich, während im mongolischen Teil von größern Säugetieren nur einige wilde Esel und Kamele sich finden. Die Gebirge enthalten Gold, Silber, Kupfer, Eisen und im östlichen Teil reiche Steinkohlenlager, die bereits abgebaut werden. Die Bevölkerung besteht aus Tanguten (im SW. des chinesischen K.), Mongolen und Kalmücken (hauptsächlich im mongolischen K.), aus Chinesen (meist in den Städten) und dem kleinen mongoloiden Stamm der Dalden in der Nachbarschaft der Städte Sinin, Niambu u. a. Der Religion nach bekennt sich die Bevölkerung teils zum Buddhismus, teils zum Islam; auch leben in der Provinz ca. 2400 Christen. Die Industrie ist wenig entwickelt; außer der Ausbeutung der Bergwerke beschränkt sich dieselbe auf die Fabrikation von Wollenstoffen, Teppichen und Papierwaren. In der Hauptstadt Lantschau am Huangho wurde unter der Verwaltung des Generalgouverneurs Tso Tsungtang, der während der Differenzen mit Rußland dort mit einer großen Armee stationiert war, eine Fabrik für grobe Wollenstoffe zum Gebrauch der Armee mit Maschinenbetrieb durch deutsche Fabrikanten und Ingenieure errichtet. In K. kreuzen sich zahlreiche Straßen aus Rußland, China, Turkistan, Tibet. Die große, nach europäischem Vorbild erbaute Straße von Singan nach Lantschau ist eine der besten Chinas; das Land hat daher eine hohe kommerzielle Wichtigkeit. Allerdings wurde durch den Aufstand der Dunganen (s. d.), welchem sich auch die mohammedanischen Bewohner von K. anschlossen, der Handel sehr empfindlich gestört; indes ist seine Wiederbelebung nur eine Frage der Zeit. Vgl. Kreitner, Im fernen Osten (Wien 1881).