Zum Inhalt springen

MKL1888:Karton

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Karton“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Karton“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 9 (1887), Seite 576577
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wikipedia-Logo
Wikipedia: Karton
Wiktionary-Logo
Wiktionary: Karton
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Karton. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 9, Seite 576–577. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Karton (Version vom 09.01.2023)

[576] Karton (franz. Carton), feinere, gewöhnlich geleimte Pappe; auch eine Sorte starkes (steifes) Papier; in der Buchbinderei Einband von leichter Pappe für ein geheftetes Buch (kartonieren); dann auch eine Pappschachtel zur Aufbewahrung leichterer Gegenstände. In der Malerei versteht man unter K. eine Zeichnung auf starkem Papier, deren man sich als Hilfsmittel und Vorarbeit zur Ausführung eines größern Gemäldes in Fresko, Öl, Teppich- und Gobelinweberei oder auch in Glas und Mosaik von denselben Dimensionen bedient. Bei der Anwendung werden die Kartons gewöhnlich durchgezeichnet oder die Umrisse der Gegenstände mit einer Nadel durchstochen, [577] worauf man mit einem Säckchen voll Kohlenstaub über die Löcher fährt, um die Zeichnung an die Wand zu bringen. Beim Freskomalen pflegte man auch die ausgeschnittenen Figuren an dem nassen Anwurf festzuhalten und darauf mit einem Stift am Rande derselben hinzufahren, so daß die Umrisse derselben auf dem Kalk vertieft erschienen. Bei den Gobelins werden die Zeichnungen ausgeschnitten und hinter oder unter den Einschlag gelegt, wonach der Weber seine Arbeit einrichtet. Die ältern italienischen Meister legten großen Wert auf sorgfältig ausgeführte Kartons; später arbeitete man mehr nach kleinen Skizzen ins Große. In unsrer Zeit haben Cornelius, Overbeck, Schnorr, Preller, Kaulbach u. a. wieder Kartons angefertigt. Cornelius zeichnete Kartons auch ohne die Absicht, sie als Hilfsmittel für die Ausführung in einer andern Technik zu benutzen. Die neuern Maler (Kaulbach, Liezen-Mayer, G. Max u. a.) haben auch Kartons zum Zweck photographischer Vervielfältigung gezeichnet. – K. (Auswechselblatt) heißt endlich in der Typographie ein neu gedrucktes Blatt eines Buches, das anstatt eines fehlerhaft gedruckten oder aus einem andern Grund ausgeschnittenen eingeklebt wird. Auf Landkarten, Stadtplänen etc. nennt man K. einen gewöhnlich in vergrößertem Maßstab auf demselben Blatt besonders dargestellten Teil des Inhalts (z. B. den Abschnitt „Attika“ auf unsrer Karte „Altgriechenland“).